Viertelstündiger Hochgeschwindigkeits-Handball

04.03.2019 11:11
Marcel Schliedermann, zweikampfstark wie ihn die Eisenacher schätzen (Foto: sportfotoseisenach)
ThSV Eisenachtriumphiert mit 29:20 (13:13) über die als Mannschaft der Stunde angereiste SG Leipzig II/ Über 1.800 Zuschauer hellauf begeistert

Der ThSV Eisenach benötigte eine lange Anlaufzeit, eine ganze Halbzeit, um nach Wiederanpfiff in den 5. Gang zu schalten und die als Mannschaft der Stunde angereiste SG Leipzig II (eine Spielgemeinschaft aus LVB und DHfK Leipzig) regelrecht zu überrollen. Mit viertelstündigem Hochgeschwindigkeits-Handball, basierend auf einer starken Abwehr, zogen die Wartburgstädter vom 13:13-Pausenstand mit einem 10:1-Tore-Lauf auf 23:14 (44.) davon. Vor 1.833 (!!) Zuschauern feierte der ThSV Eisenach mit einem 29:20 (13:13) seinen 20. Saisonsieg.

„Im ersten Abschnitt haben wir nicht zu unserem Spiel gefunden, Leipzig stand in der Abwehr gut, wir nicht. Nach dem Seitenwechsel haben wir kräftig zugelegt und sind davon gezogen“, fasste Eisenachs Rückraumspieler Daniel Luther (7 Treffer bei 8 Versuchen) die Partie zusammen. Feine Geste von Eisenachs Dienstältestem; im Schlussgang verzichteter er auf seinen 58. Saison-Siebenmeter-Treffer, überließ dem jungen Jonas Bogatzki die Ausführung. „Bobo hängt sich im Training immer voll rein. Das sollte belohnt werden“, argumentierte Daniel Luther. Der 20-jährige Jonas Bogatzki versenkte zum 29:20 Endstand (60.). „In der Jugendbundesliga habe ich doch auch Siebenmeter verwandelt“, versuchte der 2,02-Meter-Youngster die Aufgabe herunterzuspielen.

Gelungene Aufgabenverteilung

Das Hinspiel hatte der ThSV Eisenach mit ganz viel Mühe mit 31:29 für sich entschieden. „Seitdem haben wir Fortschritte gemacht“, betonte Eisenachs Coach Sead Hasanefendic. Dass man noch lange nicht am Ziel sei, schob er sofort hinterher. Die holprige erste Halbzeit belegte es, mit einem 6:9-Zwischenstand (19.). Einziger Wermutstropfen des stimmungsvollen Abends, Rückraumspieler Alexander Saul schied ohne gegnerische Einwirkung bereits vor dem Seitenwechsel verletzt aus. „Keine Sorge, ich bin durchtrainiert, in ein paar Tagen geht das wieder“, verkündete der Linkshänder. Sein Ausscheiden bot Jonas Richardt die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Der 22-jährige Blondschopf nutzte diese, „mit einer sehr dynamischen Leistung“, die ihm Trainer Sead Hasanefendic bescheinigte. Überhaupt, die Aufgabenerfüllung war auf mehrere Schultern verteilt. Mit ihrer so unterschiedlichen Interpretation eines Spielgestalters, auch körperlich begründet, ergänzten sich beispielsweise Marcel Schliedermann und 1,72-Meter-Mann Yoav Lumbroso prächtig. Gleiches gilt für das je eine Halbzeit Eisenachs Kasten hütendes Torhüterduo Stanislaw Gorobtschuk und Blaz Vonciona, das mit 13 abgewehrten Bällen das Duell mit ihren Gegenübern Jan Guretzky und Andreas Nositschka für sich entschieden. Daniel Luther trumpfte im ersten, Andrej Obranovic im zweiten Abschnitt aus dem linken Rückraum auf. Unspektakulär, aber mannschaftsdienlich, das Kreisläuferduo Justin Mürköster und Hannes Iffert.

Eisenacher Team wie im Rausch, Eisenacher Fans verzückt

Die Gäste überraschten mit dem Einsatz von drei Shootern im Rückraum. Eisenachs Trainerfuchs ließ ab Mitte der ersten Halbzeit einen davon, Timo Löser, erst durch Yoav Lumbroso, dann durch Adrian Wöhler in „persönliche Obhut“ nehmen. Das zeigte Wirkung. Die Leipziger, ihre breite Bank nutzend und frisches Personal einsetzend, verloren nach dem Seitenwechsel spürbar ihren Mut, zeigten sich beeindruckt vom auftrumpfenden Tabellenführer und der großen stimmgewaltigen Kulisse. „Für viele unserer jungen Spieler war diese Atmosphäre Neuland. Für sie ein Erfahrungswert. Ich kenne dieses Fluidum ja aus meiner Eisenacher Zeit“, konstatierte Leipzigs Co-Trainer Alexander Schiffner, vor einigen Jahren für die Wartburgstädter am Ball. „Wir agierten in der zweiten Halbzeit ängstlich, nicht zielstrebig in der Spieleröffnung, nicht zielstrebig beim Torwurf. Uns fehlte das Tempo“, resümierte Leipzigs Trainer Enrico Honnach. Die Gastgeber spielten sich in einen Spielrausch. Da passte alles. Marcel Schliedermann sicherte einen von seinem Keeper Blaz Voncina abgewehrten Ball im Bodenkampf gegen Leipzigs erstligaerfahrenen Haudegen Steve Baumgärtel (40.). Mit Andrej Obranovic (4 Würfe – 4 Treffer), Marcel Schliedermann ( 5 Würfe – 4 Treffer) und Jonas Richardt (4 Würfe – 3 Treffer) m Rückraum zogen die Eisenacher ein temposcharfes Angriffsspiel auf, gewürzt mit zahlreichen Tempogegenstoßtreffern, wie von Willy Weyhrauch zum 19:14 (41.) und 21:14 (43.) sowie Adrian Wöhler zum 23:14 (44.). Auch der ins Gästegehäuse eingewechselte und vor dem Anpfiff herzlich begrüßte Ex-Eisenacher Andreas Nositschka vermochte die Punktevergabe nicht mehr zu beeinflussen. Sein ehemaliger Teamgefährte Daniel Luther umarmte ihn freundschaftlich vor der Ausführung eines Siebenmeters, der dann allerdings im Leipziger Netz zappelte.

Erste Halbzeit mit Vorteilen für die SG Leipzig II

„Mit unserer kompakten Abwehr zwangen wir Eisenach zu Fehlern“, stellte Enrico Hennoch zum Verlauf der ersten 30 Minuten fest. Die Hausherren fabrizierten in Ballbesitz Fehler, ließen sich in der Abwehr von den leichtfüssig und kreativ angreifenden Leipzigern überlisten. Die Gäste, mit Steve Baumgärtel, Jonas Leubner und Timo Löser im Rückraum beginnend, trafen aus dem Fernwurfbereich oder über den Kreis (Oliver Seidler), wie beim 4:6 (10.). Mit seinen individuellen Qualitäten sorgte der auf Eisenacher Seite eingewechselte Yoav Lumbroso für Esprit, doch dem Israeli unterliefen auch zwei Technik- und Regelfehler, die den Gästen zum Ballbesitz verhalfen. Marc Esche eine Siebenmeter-Chance nutzend zum 6:9 treffen. Daniel Luther übernahm Verantwortung beim Torwurf. Yoh Lumbroso ließ sich beim Treffer zum 9:9 nicht stoppen. Nach Freiwurfablage hämmerte Andrej Obranovic zu erstmaligen Eisenacher Führung ein (13:12, 30.), die Leipzigs Oliver Seidel mit der Halbzeitsirene noch egalisierte. „Mit seinen gut ausgebildeten Spielern, einer technisch versierten Mannschaft, waren die Gäste im ersten Abschnitt sogar einen Tick besser“, gab ThSV-Coach Sead Hasanefendic zu. Seine Pausenansprache fruchtete jedenfalls. Nach Wiederbeginn übernahm der ThSV Eisenach mit einem 10:1-Tore-Lauf das Sagen…

Am Samstag erneut Heimrecht

Am Samstag, 09.03.2018 genießt der ThSV Eisenach erneut Heimrecht, empfängt um 19.30 Uhr mit der HSG Rodgau Nieder-Roden das einzige Team, dass dem Spitzenreiter beide Punkte abzuknöpfen vermag.

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk, Voncina; Iffert, Bogatzki (1/1), Wöhler (2), Luther (7/3), Miljak, Schliedermann (4), Richardt (3), A. Alaj, Streckhardt, Mürköster (1), Obranovic (4), Lumbroso (4), Weyhrauch (2), Saul (1)

SG Leipzig II: Guretzky, Nositschka; Löser (5), Uhlig, Baumgärtel (3), Ruoff, Wellner (1), Wenzel, Hellmann, Esche (2/1), Leubner, Neudeck, Meyer-Siebert (3), Burkhardt (2), Fujita, Seidler (4)

Siebenmeter: ThSV Eisenach 4/4 – SG Leipzig 3/1

Zeitstrafen: ThSV Eisenach 5 x 2 Min. – SG Leipzig II 5 x 2 Min.

Schiedsrichter: Arndt/Schukin

Zuschauer: 1.833

Th. Levknecht

Quelle: PM ThSV Eisenach

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