Wenn die MT Melsungen am zweiten Spieltag der DKB Handball-Bundesliga den VfL Gummersbach empfängt, wird in der Kasseler Rothenbach-Halle schon erhöhte Anspannung herrschen. Beide Teams sind eine Woche zuvor bei der Saisonpremiere jeweils gestrauchelt und werden folglich alles daransetzen, ihr Punktekonto auszugleichen. Anwurf ist am Donnerstag um 20:30 Uhr, es gibt noch Tickets im Vorverkauf und an der am Spieltag ab 19:00 Uhr geöffneten Hallenkasse.
Nun hebt sich auch in der Kasseler Rothenbach-Halle der Vorhang: Der erste Auftritt des neuformierten MT-Teams in der gerade begonnenen Saison steht auf dem Programm. Und zur Premiere vor heimischem Publikum passt auch der Name des Gegners: Mit dem VfL Gummersbach gibt schließlich der wie nach wie vor bekannteste Handballclub der Welt seine Visitenkarte in Nordhessen ab.
Die sportliche Ausgangssituation ist schnell erklärt: Beide Mannschaften haben ihren Saisonauftakt vermasselt. Die MT bei der 27:29-Niederlage beim TVB Stuttgart etwas weniger dramatisch als der VfL, der sich vor eigener Kulisse von der HSG Wetzlar eine 22:33-Lektion erteilen lassen musste. Somit ist klar: Beide Mannschaften sind darauf aus, die Scharte auszuwetzen und erste Zähler einzusammeln.
“Klar gibt es angesichts unsere Neuzugänge eine hohe Erwartungshaltung. Die haben wir übrigens selber an uns auch. Dennoch dürfen wir jetzt nicht verkrampfen”, erklärt Michael Roth. “Wohin das führen kann, hat man in Stuttgart gesehen. Aber vielleicht war es sogar gut, dass wir nach dem Hype um uns als vermeintlicher Geheimfavorit eine Niederlage kassiert haben. Jetzt dürfte nämlich jeder erkannt haben, dass wir beileibe noch nicht die Mannschaft sind, die andere so gern in uns sehen. “Aber”, so ist sich Roth sicher, “jeder Trainingstag, jedes Spiel bringt uns ein Stück weiter. Man darf eben angesichts von fünf zu integrierenden Spielern, die zum Teil auch Schlüsselpositionen besetzen, nicht erwarten, dass alles gleich von Anfang an funktioniert”.
So sieht es übrigens auch Finn Lemke.Der 2,10m lange Neuzugang soll u.a. als zentraler Deckungsspieler die Abwehr koordinieren. Möglichst genau so gut, wie er es in der Nationalmannschaft macht. Warum dies aber in Stuttgart nicht so geklappt hat, hat aus seiner Sicht mehrere Gründe: “Unsere Grundausrichtung im Spiel ist es ja, die Abwehr zu stabilisieren. Dazu ist eine sehr gute Abstimmung notwendig. Bis man genau weiß, was der Nebenmann macht, wie der Rhythmus ist und wie man selber in dem Verbund agieren muss, das kann schon einige Monate dauern. Ich bin aber sehr sicher, dass wir es gegen Gummersbach schon sehr viel besser machen werden”.
Insofern wird ihn die Forderung seines Trainer nicht sonderlich überraschen: “Zwei Punkte sind am Donnerstag Pflicht”, lautet die klare Ansage von Michael Roth an seine Schützlinge. Der Trainer ist zuversichtlich, dass das gelingt, denn er traut ihnen bedeutend mehr zu, als das, was er in Stuttgart gesehen hat. Da waren bisweilen die Abwehraktionen schlecht getimed, man bekam keinen Zugriff auf die quirligen Spielmacher, die Torhüter boten nur wenig Unterstützung und vorne wurde mit zunehmender Spieldauer das Heil vermehrt in Einzelaktionen gesucht. Wir haben jetzt gesehen, dass wir doch noch mehr Zeit brauchen, um uns in neuer Formationen einzuspielen”.
Personell sollte sich auf Seiten der MT im Vergleich zum Spiel in Stuttgart nichts weiter ändern, sodass der Coach aus dem Vollen schöpfen kann. Regelrecht gebeutelt hingegen ist der VfL. Im Juni zog sich Regisseur Simon Ernst einen Kreuzbandriss zu, Neuzugang Hermann muss ein zweites Mal an der Schulter operiert werden, Linksaußen Kevin Schmidt am Sprunggelenk. Beide werden, wie Ernst, wohl viele Monate ausfallen. Von Bord gegangen sind sechs Spieler darunter Leistungsträger wie Kreisläufer Evgeni Pevnov und die Rückraumspieler Christoph Schindler (jetzt VfL-Sportdirektor) und Julius Kühn, seit Saisonbeginn bei der MT unter Vertrag.
Apropos Kühn: Der Rechtshänder hatte einen persönlich erfolgreichen Saisoneinstand. Er gehörte zusammen mit Michael Müller zu den Lichtblicken im Spiel der MT in Stuttgart. Beide erzielten jeweils sieben Tore. Da dürfen die MT-Fans gespannt sein, ob der Rückraum-Hüne auch gegen seinen Ex-Club wieder die Keule auspackt.
Außer auf Kühn können sich die Fans auf vier Weitere Neuzugänge der MT freuen. Das Europameisterschafts-Trio wird komplettiert durch Rechtsaußen Tobias Reichemann und Rückraumspieler Finn Lemke. Darüber hinaus stehen als neue Gesichter Spielmacher Lasse Mikkelsen (Skjern Handbold, DEN) und Torhüter Nebojsa Simic (vom schwedischen Meister Kristianstad) im Kader der Nordhessen.
Was gibt es sonst noch Neues in dieser Saison?
Die Bundesliga geht in ihre 52. Saison und die MT immerhin schon in ihre 13. als Erstligist. Mit dem Startschuss vor einer Woche hielten auch diverse Neuerungen auf und neben dem Spielfeld Einzug. So dürfen jetzt die Mannschaften 16 statt 14 Spieler fest auf dem Spielberichtsformular vermerken. Da Gabor Langhans nach wie vor rekonvaleszent ist, kann Michael Roth alle anderen Schützlinge komplett aufbieten.
Nicht ganz so spektakulär aber sportlich von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Regelung, dass es am Ende dieser Saison nur zwei statt drei Absteiger geben wird,
Neu, nicht nur für die Mannschaften sondern natürlich auch für die Fans: Durch den Fernsehvertrag der Handball-Bundesliga mit dem Bezahlsender SKY und mit ARD und ZDF wurde der Spielplan auf zwei Kernspieltage reduziert. Das sind der Donnerstag (Anwurf 19:00 Uhr), und der Sonntag (Anwurf 12:30 Uhr). Ausnahmen wird es natürlich auch noch geben. Dabei werden alle 306 Spiele der HBL-Saison live auf SKY zu sehen sein. Damit einhergehend wird auch die Medienpräsenz in den Hallen selber zunehmen. Denn SKY schickt große Besetzungen zu den Spielen. So berichten jeweils eine Kommentator und ein Experte (u.a. Martin Schwalb oder Ex-Bundestrainer Heiner Brand) sowie ein Fieldreporter hautnah aus den heimischen Hallen.
Wie detailliert der Sender sich diesem Thema widmet, zeigt sich nicht zuletzt an den umfangreichen Vorgaben an die einzelnen Bundesligastandorte und ihre Hallen. Die reichen im wahrsten Sinne vom Boden bis zur Decke. Dazu gehört die Anschaffung eines ligaweit einheitlichen Spielfeldbelags genauso, wie die Installation einer Beleuchtungsanlage mit mindestens 1.500 Lux Lichtstärke. Wobei die MT die letztgenannte Anforderung schon in der zurückliegenden Saison erfüllt hat. Die Werbetransparente auf dem Spielfeldboden sind exakt insichtlich Format und Platzierung vorgegeben. Ins Auge – zumindest des Fernsehzuschauers– dürfte eine weiter optische Neuerung fallen: Auf den Hallenböden prangt ab sofort das Vereinslogo und direkt darunter der Name der Stadt, in der der Verein spielt.
Gespannt sein dürfen die Fans auch auf den neuen stimmungsvollen Einlauftrailer, der das Opening kurz or Anpfiff des Spiels einleitet. Apropos Kurz vor Anpfiff: Unter diesem Titel geht das offizielle MT-Magazin in seinen 26. Jahrgang – natürlich ebenfalls frisch designt und layoutet und randvoll mit allen wichtigen Informationen und Geschichten rund ums MT-Team.
Das Bühne ist bereitet, also kann jetzt auch der Vorhang zur Saison 2017/18 hochgehen.
Schiedsrichter in Kassel:
Robert Schulze (Magdeburg) / Tobias Tönnies (Magdeburg); DHB-Spielaufsicht: Torsten Zacharias
Bisherige Bundesligavergleiche:
24 Spiele, davon 15 Siege VfL, 9 Siege MT.
Letzte?Saison
22.03.2017, VfL Gummersbach - MT Melsungen 23:30
17.09.2016, MT Melsungen - VfL Gummersbach 32:28
Quelle: PM MT Melsungen