„Wir haben eine Verpflichtung gegenüber dem Verein und den Handballverrückten in Rostock!“
21.03.2017 8:24
Im Interview: Hans-Georg Jaunich, Empor-Trainer
In einem Nachholspiel des 26. Spieltages der 2. Handballbundesliga der Männer empfängt der ThSV Eisenach am Mittwoch, 22.03.2017 um 19.30 Uhr den HC Empor Rostock. Seit Jahrzehnten treffen Handball-Männerteams aus Eisenach und Rostock in den ersten oder zweiten nationalen Ligen aufeinander. Zur Neuauflage diese Wochen reisen die Ostseestädter als Schlusslicht der Tabelle der 2. Liga an, mit 13 Zählern Rückstand zum rettenden Ufer. Im November des Vorjahres wurde Empor-Urgestein Hans-Georg Jaunich mit der Aufgabe des Trainers betreut.
Hans-Georg Jaunich (geb. 18.10.1951 in Schwaan) spielte in der DDR-Oberliga für den SC Empor Rostock und wurde mit dem Verein 1973 und 1978 DDR-Meister. Der größte Erfolg in seiner Laufbahn gelang Hans-Georg Jaunich mit der DDR-Nationalmannschaft, als er 1980 in Moskau bei den Olympischen Spielen Olympiasieger wurde. Bis zum Sommer des Vorjahres war Hans-Georg Jaunich als Lehrer am Schweriner Sportgymnasium. In seiner Tätigkeit als Trainer betreute er unter anderem mehrere DHB-Jugendnationalmannschaften. Seit dem 26. November 2016 ist Hans-Georg Jaunich zurück bei seinem Heimatverein.
Wir sprachen am Montagabend mit ihm.
Im Sommer, Sie waren noch nicht in verantwortlicher Funktion, gab es bei Empor einen erneuten personellen Umbruch, wurde der Klassenerhalt als erklärtes Ziel ausgegeben. Ist die personelle Besetzung in der Summe nicht zweitligatauglich?
Ein Urteil über die gesamte Saison maße ich mir nicht an. Unter meiner Leitung waren wir nur in den Spielen gegen Essen und Wilhelmshaven chancenlos. In allen anderen Begegnungen hatten wir viele gute Phasen und zugleich die Möglichkeit, positive Ergebnisse zu erzielen. Wenn ich die einzelnen Positionen in unserer Mannschaft durchgehe, sie mit der Konkurrenz vergleiche, haben wir schon das eine oder andere Defizit. Im Mannschaftssport sind solche Defizite durch sehr gute Teamarbeit, ein gut funktionierendes Mannschaftsbild auszugleichen.
Sie übernahmen Ende November das Ruder. Sie stellten sich die Aufgabe sicherlich als lösbar vor?
Ich wurde gefragt, ob ich unterstützend helfen kann, zeitlich begrenzt. Da habe ich zugesagt. Dass ich dann der verantwortliche Trainer wurde, war für mich selbst überraschend. Als die Vereinsführung mit der Bitte an mich herantrat, das Traineramt zu übernehmen, habe ich das aus Vereinstreue getan.
Alte Liebe rostet also nicht?
Genau. Ich bin 50 Jahre Mitglied bei Empor Rostock. Das verbindet!
Der Paukenschlag zum Weihnachtsfest, der Heimsieg über Ligakrösus TuS Nettelstedt/Lübbecke, ließ nicht nur aufhorchen, weckte sicherlich auch Hoffnungen. Weshalb konnten diese nicht erfüllt werden?
Ich habe meiner Mannschaft nach dieser Partie sofort gesagt, sie habe sich damit selbst Maßstäbe gesetzt. Diese Leistung Woche für Woche abzurufen, dazu ist das Team noch nicht in der Lage. Der Ehrlichkeit halber muss natürlich angeführt werden, wir haben für unsere Verhältnisse sehr gut gespielt, der Aufstiegsfavorit erwischte nicht seinen besten Tag.
Nach der jüngsten 21:26-Heimniederlage vor 2.000 Zuschauern in der Stadthalle ist der Klassenerhalt mit 13 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer wohl nicht mehr erreichbar. Bis zur 40. Minute war der Spielausgang jedoch völlig offen. Was passierte dann?
Wir nutzten dann unsere Möglichkeiten nicht im Angriff, schleppten die Misserfolge mit in die Abwehrarbeit. Die Spieler beschäftigten sich zuviel damit, was vorn misslungen war. Selbst in der 52. Minute, bei einem 2-Tore-Rückstand, war noch alles möglich, doch wir „verdattelten“ unsere Torchancen. Die Köpfe gingen runter, in der Mutmaßung, jetzt schaffen wir das doch nicht mehr. Eine Serie erfolgloser Würfe bleibt nicht ohne Folgen; du ackerst und ackerst, doch die Bälle gehen nicht rein.
Auch den Fragesteller, seit 45 Jahren den HC Empor verfolgend, schmerzt die Situation beim so traditionsreichen Verein von der Ostseeküste. Wie wollen Sie mit Ihrem Team die restlichen Saisonspiele gestalten? Können die Spieler noch ausreichend motiviert werden?
Ich hoffe, das gelingt mir. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unserem Verein, den Sponsoren und den Handballverrückten in Rostock. Wir können uns nicht einfach hängen lassen. Ich hoffe, ich spreche auch für die Mannschaft: Wir werden in den restlichen 13 Spielen alles versuchen, um uns mit entsprechender Leistung zu präsentieren, um Punkte zu erobern. Inwieweit das gelingt, werden wir in jedem Spiel sehen. Am Saisonende stehen personelle Entscheidungen an, jeder Spieler muss sich zudem durch Leistung empfehlen.
Was erwarten Sie von der Partie beim ThSV Eisenach? Welches Aufgebot werden Sie auf das Parkett der Werner-Aßmann-Halle schicken?
Der ThSV Eisenach hat zuletzt zwei Heimspiele verloren, steht gegen uns also in der Pflicht. Das Team will beweisen, dass diese beiden Spiele Ausrutscher waren. Dementsprechend werden sie mit ganz viel Moral und Engagement in die 60 Minuten gehen. Wir werden versuchen, den Hausherren das Leben so schwer wie möglich zu machen, ihn nicht in seinen Spielrhythmus kommen zu lassen. Wir werden mit der stärksten uns zur Verfügung stehenden Mannschaft am Spieltag anreisen.
Quelle: PM ThSV Eisenach