Wenn es ein Spiel gibt, an das sich alle Füchsefans erinnern, von dem immer und immer wieder gesprochen wird, dann ist es das Rückspiel im Viertefinale der Champions League 2011/12. Ein gemeinsamer Blick zurück in die Geschichtsbücher.
Zehn Jahre ist das wohl spektakulärste Handballspiel in der jüngeren Geschichte der Füchse Berlin schon her. Ademar Leon gastierte am 29. April 2012 im ausverkauften Fuchsbau zum Rückspiel im Kampf um das Champions League Final Four. Die Spanier siegten eine Woche zuvor deutlich und schier uneinholbar. 34:23 hieß es am Ende, elf Tore musste der Hauptstadtklub im Rückspiel wettmachen. Heute wissen wir: Das Wunder von Berlin wurde Realität. Die Akteure von damals erinnern sich an den 29:18-Heimsieg und den Einzug ins Final Four der Champions League 2011/12 in Köln.
Trainer Dagur Sigurdsson: „Das Hinspiel war schon unglaublich, wir hatten extremen Druck in dieser lauten und vollen Halle von Ademar Leon. Wir haben irgendwie versucht, uns ins Spiel zu kämpfen, hatten aber keine Chance. Danach waren wir natürlich sehr enttäuscht, haben uns im Bus nach Madrid das Video vom Match angeguckt, Analysen gemacht und direkt über eine Taktik für das Rückspiel nachgedacht. Und die war dann klar: Alle 15 Minuten müssen wir mit drei Toren gewinnen, das war unser Ziel. Und wir wollten Sieben gegen Sechs spielen, was aber nicht so richtig geklappt hat. Es war mehr ein Zeichen für die Mannschaft und die Zuschauer, dass wir alles versuchen werden. Stück für Stück kamen wir besser rein. Ich habe das Spiel seitdem nicht mehr gesehen, aber in meiner Erinnerung hat uns die Halle getragen. Jedes Tor wurde wie ein Treffer beim Fußball gefeiert. Wir haben an uns geglaubt und bis zum Ende gekämpft.“
Kapitän Torsten Laen: „Wir waren in unserer Ehre verletzt, so war es für uns leicht, an uns zu glauben und uns zu motivieren. Wir wussten, dass wir es deutlich besser machen müssten als im Hinspiel. An den Abend in Berlin habe ich dann gar keine genauen Erinnerungen mehr. Aber was ich noch weiß: Für den Einzug ins Final Four haben wir eine Prämie bekommen, darum durfte ich mich dann kümmern. Wir haben zum Saisonauftakt 2012/13 eine sehr besondere Reise nach Island gemacht, der beste Saisonauftakt, den ich in meiner Karriere hatte. Wenn es um das Spiel gegen Ademar Leon geht, muss ich auch daran denken.
Iker Romero: „Im Sport und im Leben ist alles möglich, das ist mein Motto. Wir haben in Leon unser schlechtestes Spiel der Saison gemacht, waren nicht fokussiert. Und Ademar hat dagegen das beste Spiel der Saison gezeigt. Also musst du die Situation nur umdrehen. Im Sport ist für mich die Zeit relativ. 60 Minuten fühlen sich für jeden anders an. In der Max-Schmeling-Halle hat sich der Gegner gefühlt, als sei eine Minute so lang wie eine Stunde. Und ich erinnere mich an einen Moment am Tag vor dem Rückspiel, ab dem ich mir zu 100 Prozent sicher war, dass wir das schaffen können. Nach unserem Training war die Gastmannschaft in der Halle und ich habe ein bisschen mit den spanischen Spielern gesprochen. Sie waren sich so sicher, dass sie schon zum Final Four fahren und nur noch kurz dieses Spiel gegen uns bestreiten müssen. Da wusste ich ok, wir werden das Spiel gewinnen.“
Silvio Heinevetter: „Die Analysen klingen sachlich und schlüssig, aber das wichtigste wurde bisher gar nicht erzählt. Wir waren in Spanien und internationale Spiele stehen dafür, dass du danach nochmal raus gehst, in Bars oder Clubs. Mit Iker hatten wir einen ausgewiesenen Fachmann. Die Stimmung war nach dem Spiel zurecht richtig mies, aber es entwickelte sich eine Eigendynamik. Wir haben das spanische Nachtleben dann richtig genossen. Dort haben wir auch die Spieler von Ademar Leon getroffen, die schon überheblich und durchaus großkotzig von oben herab mit uns geredet haben, dass sie sich schon die Tickets für das Final Four kaufen können. Das war ein Stachel im Herzen, woraufhin wir uns eingeschworen haben für das Rückspiel in Berlin.“
Die Füchse Berlin zeigen das legendäre Heimspiel ab dem 29. April 2022 um 17 Uhr in voller Länge auf dem YouTube-Kanal. Was auch einem kleinen Wunder gleichkommt. Weder die EHF, noch Eurosport, die das Spiel damals im TV zeigten, hatten eine Aufzeichnung des historischen Spiels im Archiv vorliegen. Nur ein glücklicher Zufall machte es den Füchsen Berlin möglich, dieses Duell nochmals der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Eine Mitarbeiterin im Ticketing des Hauptstadtklubs konnte das Spiel noch auf der heimischen Festplatte finden, nachdem sie es vorausschauend aufgezeichnet hatte.
Ab Samstag, 30. April um 17 Uhr, wird ein Video zum Wunder von Berlin auf dem YouTube-Kanal der Füchse Berlin veröffentlicht. In einer lockeren Videokonferenz sprechen u.a. Silvio Heinevetter, Iker Romero, Petr Stochl oder Torsten Laen gemeinsam über das wohl größte Spiel in der Geschichte der Füchse Berlin. Und auch Dagur Sigurdsson lässt es sich nicht nehmen, eine Grußbotschaft aus Tokio zu senden.
Übrigens: Auch ein aktueller Spieler der Füchse Berlin war in seinen jungen Jahren Augenzeuge dieses Spiels. Linksaußen Tim Matthes war Einlaufkind an diesem besonderen Abend, Fabian Wiede war bereits Teil der Mannschaft.
Quelle: PM Füchse Berlin
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