Gegen Europapokalsieger und Aufstiegsfavorit Nordhorn-Lingen: HSG Konstanz freut sich auf „Topmannschaft in allen Belangen“

29.09.2017 17:03
Ausnahmezustand im letzten Jahr: Nach dem unerwarteten Erfolg gegen Nordhorn-Lingen, dem ersten Heimsieg nach der Zweitliga-Rückkehr, kannte der Jubel bei der HSG Konstanz keine Grenzen. Dies Kunststück wird gegen einen der heißesten Aufsteisganwärter nun schwer zu wiederholen sein. (Foto: Peter Pisa)
2. Handball-Bundesliga: HSG Konstanz – HSG Nordhorn-Lingen (Samstag, 20 Uhr, Schänzle-Sporthalle) Ohne Frage, das Heimspiel in der letzten Saison gegen Nordhorn-Lingen war für die HSG Konstanz einer der emotionalen Höhepunkte, einer der Momente, die besonders lange in Erinnerung bleiben. Ausgerechnet gegen den Europapokalsieger von 2008 gelang damals im dritten Anlauf der erste Heimsieg (24:23) nach der Rückkehr in die 2. Handball-Bundesliga – und die „Schänzlehölle“ bebte. Aber auch das neuerliche Gastspiel des langjährigen Erstliga-Topteams am Schänzle, am Samstag um 20 Uhr, wird ein besonderes Treffen der Gegensätze. Denn die Ziele in Niedersachsen sind klar formuliert: Erstliga-Aufstieg, so bald wie möglich. Möglich macht dies unter anderem eine Erhöhung des Etats auf nun 1,5 Millionen Euro. Dabei stand – ausgerechnet – das Rückspiel in der vergangenen Spielzeit in Lingen gegen die HSG Konstanz unter dem Stern einer möglichen Insolvenz. Zum zweiten Mal nach 2009, als man wegen der ersten Zahlungsunfähigkeit die Lizenz entzogen bekam und in die zweite Liga strafversetzt wurde, drohte das komplette Aus des Handballs an einem der traditionsreichsten Standorte des Landes. Doch die beim Heimspiel gegen Konstanz in das Leben gerufenen Rettungsaktionen und die Einladung vieler neuer potenzieller Sponsoren hatten Erfolg. Nicht nur die fehlenden 160 000 Euro, um die letzte Saison überhaupt zu Ende spielen zu können, wurden rechtzeitig innerhalb weniger Wochen akquiriert, auch die benötigen 200 000 Euro für die aktuelle Spielzeit konnten eingesammelt werden. Zusätzlich wurde die Region – auch dank eines rauschenden 32:17-Sieges beim Spiel um die eigene Existenz gegen die Gelb-Blauen vom Bodensee – elektrisiert und mobilisiert. „Es hat enorme Reaktionen gegeben in der Öffentlichkeit“, sagte Geschäftsführer Gerhard Blömers zufrieden erst letzte Woche und konnte bekanntgeben, dass der Etat trotz der zwischenzeitlichen Zahlungsschwierigkeiten im Zuge der Rettungsaktionen nun sogar von 1,3 auf eineinhalb Millionen Euro angehoben werden konnte. Beim Verein, für den schon so große Namen wie Holger Glandorf, Torsten Jansen, Ola Lindgren, Børge Lund, Bjarte Myrhol, Ljubomir Vranjes, Steffen Weinhold und viele mehr aufliefen, ist damit alles auf die Rückkehr in die stärkste Liga der Welt ausgerichtet, das unterstrich die Vereinsführung bei einem Pressetermin in der letzten Woche. Dafür seien „natürlich noch mehr finanzielle Mittel nötig“ machten die Manager deutlich. Aber schon mit dem aktuellen, bestens besetzten Kader inklusive der drei niederländischen Nationalspieler Miedema, Verjans und Leenders und eines schon für die A-Nationalmannschaft aufgelaufenen Tschechen Pavel Mikal könnte der große Wurf bereits in diesem Jahr gelingen. Fünf Siege in Folge gab es für das Zwei-Städte-Team zum Saisonstarrt, erst bei den Rimparer Wölfen musste sich die Mannschaft von Heiner Bültmann das erste Mal geschlagen geben. Die Konkurrenz traut dem direkt an der niederländischen Grenze gelegenen Standort jedenfalls alles zu und zählt Nordhorn-Lingen zu den Aufstiegs-Topfavoriten. „Eine spielerisch wirklich tolle Mannschaft“, schwärmt auch HSG-Cheftrainer Daniel Eblen insbesondere von den beiden schnellen, spielstarken Mittelmännern Patrick Miedema und Alexander Terwolbeck, die zu den besten der Liga gehören. Aber auch Torwart Björn Buhrmester, Rückraum-Kanonier Jens Wiese und die beide über zwei Meter großen und 100 Kilogramm schweren Kreisläufer-Giganten Toon Leenders und Luca de Boer gehören zum Besten, was das Bundesliga-Unterhaus zu bieten hat. Eblen fasst prägnant zusammen: „Eine Topmannschaft in allen Belangen.“ Er erinnerst sich deshalb gerne an den Coup im letzten Jahr, an einen Erfolg, „den uns niemand mehr nehmen kann.“ In der aktuellen Situation sind die Rollen jedoch wieder klar verteilt: David gegen Goliath, der Underdog vom Bodensee gegen einen der heißesten Aufstiegs-Anwärter. „Dass wir da angesichts der völlig unterschiedlichen Voraussetzungen überhaupt mithalten können ist schon ein Wunder an sich“, freut sich auf HSG-Präsident Otto Eblen auf eine ganz besondere Partie, in der die Gastgeber nichts zu verlieren haben. „Unsere Philosophie ist auf den langfristigen Erfolg ausgerichtet. Die Konkurrenz schläft aber nicht, sodass es kurzfristig nicht immer nur nach oben gehen kann“, sagt der der Vereinsboss. Sein Sohn und Trainer sieht in der klaren Rollenverteilung jedenfalls auch eine kleine Chance für sein Team, das zu den jüngsten und unerfahrensten der Liga zählt: „Wir müssen uns Selbstvertrauen anfressen, locker in dieses Spiel gehen, frei im Kopf sein und spüren, zu was wir in der Lage sein können. Wir müssen an unser eigenes Spiel glauben.“ Grund dazu sieht er nach dem Videostudium auch in der zweiten Halbzeit beim nicht einfachen Gastspiel in Aue. „Das war bislang unsere beste Halbzeit der Saison“, zeigt sich Eblen trotz des verschlafenen Starts zufrieden mit der Entwicklung seiner Mannschaft, die sich, wie schon vor der Saison offen kommuniziert, „bis weit in die Saison hinein ziehen wird. Unser Ziel ist es, unseren großen Kader zu nutzen und bald alle auf das Niveau zu kommen, das wir uns vorstellen.“ Wenn man dann in der Lage sei, das Potenzial auszuschöpfen „ist in jedem Spiel etwas drin“, ist der 43-Jährige überzeugt. „Wir haben bis auf die zweite Hälfte in Saarlouis und die erste in Aue gesehen, dass immer wieder etwas möglich war, da wollen wir immer wieder hin.“ Die Marschrote für das Spiel gegen den großen Namen Nordhorn-Lingen klingt deshalb einfach, ist aber schwer in die Tat umzusetzen. Immer dranbleiben, ein enges Spiel bis in die Schlussphase gestalten und dann, mit lautstarker Unterstützung von den Rängen, wie im letzten Jahr da sein, wenn sich die Chance zum Lucky Punch ergibt. „Wir haben doch alle gewusst, dass das zweite Jahr ganz sicher schwer wird“, fordert der A-Lizenzinhaber Geduld und setzt auf den Rückhalt der eigenen Fans. „Vieles ist über die letzten Wochen schon besser geworden. Wir gehen weiter positiv in unsere Aufgaben rein, arbeiten hart an uns und mit viel Spaß bei der Sache. Wir wissen, wofür wir es tun und dass die 2. Bundesliga etwas Besonders für uns ist. Hier weiter Dabeisein zu dürfen ist uns ein großer Ansporn, wir wissen um das Privileg, zur stärksten zweiten Liga der Welt zu gehören.“ Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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