HC Rhein Vikings – Wer ist das? Nachgefragt bei Geschäftsführer Rene Witte, dem Geschäftsführer

09.04.2018 20:34
Rene Witte (re.), der Geschäftsführer des HC Rhein Vikings - Foto: HC Rhein Vikings
In der 2. Handballbundesliga der Männer empfängt der ThSV Eisenach am Samstag, 14.04.2018 um 19.30 Uhr den HC Rhein Vikings. Das Team aus Düsseldorf gastiert erstmals in der Werner-Aßmann-Halle. Wir sprachen mit Rene Witte, dem Geschäftsführer des HC Rhein Vikings: Der Geschäftsführer des HC Rhein Vikings ist seit vielen Jahren Vereinsmitglied des ThSV Eisenach. Erzählen Sie mal…. Ich bin in Eisenach geboren und mit 5 Jahren habe ich mit dem Handballspielen bei der BSG Motor Eisenach begonnen. Ich habe alle Jugendmannschaften durchlebt. Wir haben als Mannschaft unter unserem damaligen Trainer Roland Frank die letzte DDR Meisterschaft gespielt und den 3. Platz gegen Empor Rostock erobert. Man hat unserer Mannschaft damals nachgesagt, dass wir die beste Nachwuchsmannschaft sind, die es je im Verein gab. Spieler wie Karbe, Schuchhardt, Just haben es ja auch in die 1. Mannschaft zu damaligen Erstligazeiten geschafft. Ich bin, seit es den ThSV gibt Mitglied, und das bin ich weiterhin gerne. um zumindest einen kleinen Beitrag für diesen tollen Verein zu leisten. Durch eine schwere Verletzung am Knie musste ich früh meine eigene Handballkarriere beenden, habe dann als Trainer im Nachwuchs des ThSV eine B-Jugend trainiert. Wir sind damals ungeschlagen Landes-Meister geworden; so wie sich das eigentlich als Eisenacher Nachwuchsmannschaft gehört. Ich habe parallel damals mit Stefan Albrecht das Handballinternat in Eisenach mit aufgebaut bzw. einen kleine Beitrag dazu geleistet. Pflegen Sie noch Kontakte nach Eisenach? Ich fahre 1- bis 2-mal im Jahr zu guten Freunden nach Lauchröden und verbringe quasi in der Heimat immer ein paar Tage Urlaub mit meinen Kindern (2 Jungs im Alter von 12 und 10 Jahren). um ihnen meine „alte Heimat“ näher zu bringen. Kontakte habe ich noch ab und an mit ehemaligen Spielern aus meiner Mannschaft, wie Stefan Schuchhardt, Ronny Alsleben, Philip Karbe, Stephan Just oder Torsten Ißleib. Bis auf „Apollo“ sind alle am Samstag auch in der Halle, was mich sehr freut und zeigt, dass wir auch nach vielen Jahren noch eine Super-Truppe sind. Ich bin sehr glücklich, dass die Jungs wegen mir in die Werner-Aßmann-Halle kommen, denn sie wohnen alle nicht mehr in Eisenach und reisen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Wie wird man als Eisenacher Geschäftsführer des HC Rhein Vikings? Ich habe vor knapp 6 Jahren den Neusser HV als Trainer und Manager in den Niederungen der Oberliga Niederrhein (damals 4. Liga) übernommen. Wir haben dann recht schnell den Aufstieg in die 3. Liga West geschafft und konnten dort die Klasse 2 x halten. Ich bin dann als Trainer zurückgetreten und habe Platz für meinen Co-Trainer Ceven Klatt gemacht. der heute unser Cheftrainer ist. Er hat Unglaubliches mit der Mannschaft geleistet, war 1 1/2 Jahre am Stück ungeschlagen, ist mit 59:1 Punkten in die 2. Liga aufgestiegen und deswegen spielen wir heute in dieser Liga. Er ist für mich einer der besten jungen Trainer, die wir in Deutschland haben. Er legt gerade neben den Aufgaben als Cheftrainer bei uns die A-Lizenz ab, das alles unter einem Hut zu bringen, dass ist schon eine Leistung. Wenn man merkt, dass man einer Mannschaft nicht mehr die Impulse setzen kann, muss man zurücktreten; das habe ich getan und mich auf meine Aufgaben als Manager und Geschäftsführer im Nebenjob konzentriert. Das reicht auch voll und ganz. Ihr Bruder Rigo, einst im Betreuerstab des Frauenteams des ThSV Eisenach, ist im Team um das Team des HC Rhein Vikings. Welche Aufgaben obliegen ihm? Ja, Rigo war schon bei mir Mannschaftsbetreuer und ist es auch bei Ceven Klatt. Er ist so ein bisschen die gute Seele der Mannschaft und versucht alle Wünsche der Spieler zu erfüllen. Er ist für die Verpflegung im Bus bei Auswärtsspielen zuständig, kümmert sich um die Getränke während des Spiels, schreibt auf der Bank die Spielstatistik, was für den Trainer wiederum sehr wichtig ist, und kümmert sich um vieles anders mehr. Er lebt den Handball seit vielen Jahren und das muss man dann wahrscheinlich auch, wenn man wie er in Eisenach geboren ist. Er macht einen tollen Job und ich hoffe, er bleibt noch lange unsere „gute Seele“. Der HC Rhein Vikings, in der Vorsaison als Neusser HV Regionalliga-Meister, ist sicher nicht nur in Eisenach ein noch unbeschriebenes Blatt. Stellen Sie uns bitte Ihren Verein vor, auch den „Unterbau“. Der HC Rhein Vikings ist ein Kooperationsverein der beiden Vereine Neusser HV und ART Düsseldorf, die unter dem Namen HSG Neuss/Düsseldorf im Ligaalltag an den Start geht. In den beiden Handball-Bundesligen kann man sich einen sogenannten „Vermarktungsnamen“ geben; wir haben uns dann entschlossen, unter den Namen HC Rhein Vikings an den Start zu gehen. Allen anderen Mannschaften im Verein gehen unter dem Namen HSG Neuss/Düsseldorf an den Start. Wir haben insgesamt 5 Seniorenmannschaften und 15 Nachwuchsteams sowie noch einmal 5 Damen und Mädchenmannschaften. Die Mädels starten aber unter dem Namen Neusser HV. Die Profiabteilung der 1. Mannschaft und das U23 (4. Liga), die A1 (Bundesliga A-Jugend West), B1( Nordrheinliga) und C1 (Oberliga) bilden den Leistungsbereich. Für diesen Bereich ist die Rhein Vikings Spielbetriebs und Marketing GmbH zuständig. Alle anderen Mannschaften sind Breitensportorientiert. Darum kümmern sich die Hauptvereine. Sie sehen also, wir haben alle Jugendmannschaften in den höchsten Spielklassen der jeweiligen Altersklassen, was - so denke ich - mehr als außergewöhnlich ist. Wir investieren in den Nachwuchsbereich, vor allem in die Trainerqualität, sehr viel Geld und erhoffen uns, sehr bald davon in der 1. Mannschaft zu profitieren. Allein in der nächsten Saison werden 5 Nachwuchsspieler einen Profivertrag für die 1. Mannschaft erhalten. Die Sportstadt Düsseldorf muss an dieser Stelle einmal genannt werden, die uns in diesem Bereich und das Thema Rhein Vikings Nachwuchsleistungszentrum ganz aktiv unterstützt. Wir versuchen schon, ab nächster Saison sogar Internatsplätze zu schaffen, weil wir durch die enorme Trainerqualität, die wir im Nachwuchs haben, unglaublich viele Anfragen von jungen Spielern aus dem gesamten Bundesgebiet erhalten. Dies wird ein wesentlicher Baustein unserer Arbeit in den nächsten Jahren sein. Wie ist die Profi-Abteilung strukturiert? Es gibt einen Geschäftsführer Finanzen Herrn Prof. Dr. jur. Thomas Koblenzer; ohne ihn würde es diesen Verein in dieser Form übrigens nicht geben. Der Verein ist diesem Menschen zu absoluten Dank verpflichtet. Er hat durch seine eigene Manpower und seinem enormen finanziellen Beitrag es erst ermöglicht, das wir heute da sind, wo wir aktuell stehen. Dann gibt es die Position Geschäftsführung Sport/Marketing. Dieses Amt begleite ich. In der Geschäftsstelle gibt es noch 3 Personen, den Marketingleiter, Büroleiterin und einen jungen Studenten für Medien. Wir haben einen Pressesprecher, bis vor kurzem als hauptamtliche Ganztageskraft, der das aufgrund beruflicher Veränderungen nun als Nebenjob erledigt. Sie sehen, ein sehr kleinen Kreis, der das aber alle sehr gut im Griff hat. Wie sieht das wirtschaftliche Fundament aus? Als Aufsteiger, der dann auch noch 2 Vereine und 2 Städte zusammenführen muss, ist es natürlich schwer, wirtschaftlich Anschluss an die etablierten Vereine der 2 Liga zu finden. Ich denke dennoch, es ist uns gelungen, eine konkurrenzfähige Mannschaft in dieser Liga an den Start zu bringen. Wir haben rund 50 Partner, die uns unterstützen und es werden Monat für Monat mehr. Viele sehen und schätzen, was der Verein für eine Basisarbeit leistet und wie diese 1. Mannschaft um jeden Punkt kämpft. um in dieser 2. Liga zu bleiben. Das wird von Sponsoren gesehen und honoriert. Trotzdem müssen wir jeden Euro zweimal rumdrehen und gut überlegen, für was wir ihn einsetzen bzw. ausgeben. Sie haben den Umzug nach Düsseldorf, in das Castello, gewagt. Der Handball hat es in Düsseldorf stets schwer gehabt. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Gewagt ist an dieser Stelle das falsche Wort. Wir haben in Neuss mit 59:1 Punkten eine Traumsaison gespielt, in einer Schulturnhalle mit 750 Plätzen die nicht für die 2. Liga zugelassen wurden ist. Also mussten wir nach Alternativen suchen oder auf den Aufstieg verzichten. Das wollten wir als Sportler nicht. Das Angebot de Stadt Düsseldorf, Handball in der Stadt wieder als Mannschaftsport zu etablieren, kam also für uns genau richtig und wir sind den Schritt nach Düsseldorf gegangen. Mit dem Castello haben wir nach meiner Meinung eine der schönsten Hallen in der 2. Liga und fühlen uns dort auch sehr wohl. Trotzdem ist es in einer solchen Großmetropole und Medienstadt wie Düsseldorf neben den etablierten Sportvereinen wie Fortuna Düsseldorf, die kurz vor dem Aufstieg in die 1. Bundesliga stehen, der Düsseldorfer EG und Europas bestem Tischtennisverein Borussia Düsseldorf, sehr schwer, das Thema Handball wieder aufleben zu lassen. Wir versuchen es trotzdem und wir haben hier so viele Leute die dafür jeden Tag hart arbeiten, dass ich fest dran glaube, dass wir es schaffen werden. Wir haben aktuell einen Schnitt von knapp 1000 Zuschauern pro Spiel. Für das erste Jahr ist das für unsere Verhältnisse schon sehr gut. Auch hier gilt der Dank an die Verantwortlichen der Stadt Düsseldorf, allen voran Herrn Hintzsche und Herrn Kluth, die uns in diesem Vorhaben den Handball in der Metropolregion Rheinland zu etablieren, jeden Tag helfen. Der HC Rhein Vikings hat sich in neuem Wasser freigeschwommen. Stellen Sie uns bitte Ihre Mannschaft vor, die gegenüber dem Saisonstart personelle Veränderungen erfuhr. Wir haben Christian Hoße und Nils Artmann vom BHC für die Außenpositionen geholt, aus Stuttgart ist Teo Coric ein junger sehr talentierten Kreisläufer zu uns gestoßen und mit Miladin Kozlina mussten wir im Oktober auf dem Transfermarkt noch einmal zuschlagen, nachdem wir so große Verletztenprobleme hatten und darauf personell reagieren mussten. Einen Neuzugang mit Andreas Bornemann, der aus Neuhausen geholt wurde, hatten wir noch, haben uns aber im gegenseitigen Einvernehmen wieder getrennt, weil es sportlich einfach nicht gepasst hatte. Wir haben dann ein Angebot vom VfL Eintracht Hagen erhalten, Andreas ist dort hingewechselt und spielt dort seit dem erfolgreich für den VfL. Sonst ist das der Kader aus der 3. Liga. Die Mannschaft ist eine sehr eingeschworene Truppe wo jeder für den anderen durchs Feuer geht. Wir haben keine Grüppchenbildung, das zeichnet die Mannschaft als Team insgesamt sehr aus. Welche Spielphilosophie verfolgen Sie? Unser Trainer Ceven Klatt legt sehr viel Wert auf eine stabile Abwehr. Wir sind aktuell die drittstärkste Abwehrmannschaft der Liga! Ich finde das als Aufsteiger sehr beachtlich. Dafür brauchen wir eine topp athletisch ausgebildete Mannschaft, auch darauf legt unser Trainer sehr viel Wert. Im Angriff versuchen wir, abhängig vom jeweiligen Gegner, uns taktische Mittel zu erarbeiten, um den Gegner zu schlagen oder zu ärgern. Jeder weiß, dass wir nicht die angriffsstärkste Mannschaft der Liga sind. Ganz im Gegenteil. Umso wichtiger ist die absolute Disziplin, die taktischen Vorgaben des Trainers einzuhalten und umzusetzen, um erfolgreich zu sein. Sind Sie mit den bisherigen Leistungen und der Saisonausbeute zufrieden? Sehen Sie sich schon „raus aus dem Schneider“ oder zittern Sie noch um den Klassenerhalt? Wir haben bisher 24 Punkte auf der Habenseite und konnten uns seit Saisonbeginn immer mit 4 bis 6 Punkten Abstand auf einen Abstiegsplatz behaupten. Jeder weiß von uns, dass 24 Punkte nicht reichen. 28 eventuell, auch 30 Punkte sollten reichen. Also weiß jeder im Team. was er zu tun hat, um unser großes Ziel, den Klassenerhalt, zu schaffen. Natürlich bin ich mit der bisherigen Saisonausbeute mehr als zufrieden, denn wir sind Aufsteiger und wenn man sieht. wie eng dieser Abstiegskampf ist, können wir als Aufsteiger nicht all zuviel falsch gemacht haben. Wenn ich sehe, wie diese Mannschaft jede Woche hart arbeitet für unser Ziel, bin ich einfach nur sehr stolz auf das gesamte Team! Die Partie am Samstag, 14.04.2018 in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle eine ganz wichtige für beide? Was erwarten Sie? Wie sieht es bei Ihnen personell aus? Natürlich ist das ein ganz wichtiges Spiel für beide Teams. Es geht um den Klassenerhalt und da brauchen beide die Punkte. Als Eisenacher weiß ich, was uns in der Werner -Aßmann-Halle erwartet. Vom Hallensprecher angefangen bis zum Hausmeister kenne ich jeden und weiß, wie die Zuschauer Druck auf den Gegner erzeugen und was für eine unglaubliche Atmosphäre in dieser Halle herrschen kann. Aber für was macht man das alles, wenn nicht vor so einem Publikum zu spielen. Unsere Jungs haben mehrfach in dieser Saison vor großen und lautstarken Kulissen bewiesen, dass sie dagegen halten können. Insofern freue ich mich einfach nur auf diese Atmosphäre. Dabei muss es immer sportlich fair bleiben. Unser Fanclub ist schon einen Tag vorher in der Stadt. Ich habe ihm viel Positives von Eisenach berichtet und auch sie freuen sich auf dieses Spiel. Viele von meiner Familie und Freunde werden extra anreisen. Also was gibt es Schöneres? Personell haben wir für die Wochen der Wahrheit alle Mann an Bord. Auch hier gilt der Dank unserer medizinischen Abteilung für ihre Arbeit. Verwundert es Sie nicht, dass Ihr Ex-Verein kurz vor dem erstmaligen Absturz seiner langen Vereinsgeschichte in die 3. Liga steht? Es ist als Gründungsmitglied wahrlich nicht einfach zu sehen, in welcher Krise der ThSV steckt. Mir steht es aber überhaupt nicht zu, als Außenstehender zu sagen, was falsch gemacht wurde, weil ich das gar nicht von der Ferne beurteilen kann. Ich hoffe sehr, dass es Eisenach noch schafft, die Klasse zu halten. Aber wenn es nicht gelingen sollte, dann wird ja nicht alles kaputt gehen, dann sollte man erst recht wieder anpacken, um die Verhältnisse wieder richtig zu stellen. Ich drücke die Daumen, denn die vielen Helfer beim ThSV und die Fans haben es einfach verdient, dass es weiter Spitzenhandball in Eisenach gibt. Nur vielleicht soviel, es geht immer nur gemeinsam und Einzelinteressen müssen immer hinten anstehen! In diesem Sinne freue ich mich auf das Spiel, die Fans von beiden Mannschaften und auf viele Freunde und Bekannte, die ich in der Halle wiedersehen werde. Die bessere Mannschaft soll gewinnen. Interview: Thomas Levknecht Quelle: PM ThSV Eisenach

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