Das teilweise auf spektakuläre Art. In der letzten Saison war er 13 Mal im Erstliga-Team des ambitionierten HC Erlangen dabei und überzeugte bei insgesamt einer Stunde Spielzeit mit einer Quote von 33 Prozent gehaltenen Bällen – Platz 13 in der letzten Bundesliga-Saison unter den Torhütern der Eliteklasse. Noch kurioser war es eine Spielzeit zuvor für den ehrgeizigen Franken gelaufen. In drei Begegnungen war er erneut knapp eine Stunde im Einsatz, war unter anderem Matchwinner beim Sieg gegen Melsungen und verbuchte über alle Partien insgesamt 40 Prozent parierte Würfe für sich. Damit rangierte er am Saisonende auf Platz eins der Erstliga-Keeper in Sachen Abwehrquote. Direkt vor Mattias Andersson aus Flensburg und Mikael Appelgren von den Rhein-Neckar Löwen. Haßferter lacht bei dieser bemerkenswerten Randnotiz: „Coole Erfahrungen. Das hat ganz gut geklappt.“ Aber er relativiert ebenso schnell wieder: „Das über 34 Spiele zu zeigen ist gut. Über drei Partien ist das noch nicht das, was ich mir vorstelle. Ich möchte weiterkommen und konstant dabei sein. Die Entwicklung ist nie am Ende. Erst, wenn man jeden Ball hält.“
Womit schon viel über den gebürtigen Nürnberger gesagt ist, der im Norden des Fränkischen Seenlands groß geworden ist. Der Ehrgeiz treibt den jungen Mann an. Angefangen hat alles im Kindesalter. Die Mutter war begeisterte Handballspielern, die beiden älteren Schwestern und vor allem der ältere Bruder jagten ebenfalls der harzigen Kugel hinterher. Da der größere Bruder Torwart war, wollte Michael Haßferter dies auch sein. „So bin ich sogar als Linkshänder im Tor gelandet“, schmunzelt er. Nun hat er schon in den ganz großen Arenen in Flensburg, Berlin, Kiel und Lemgo gespielt. Und auch in dieser Spielzeit war er viermal in der Beletage des deutschen Handballs mit dabei. Dafür stehen zusätzlich zum Training mit der in der 3. Liga beheimateten U23 jede Woche drei gemeinsame Einheiten mit den wurfstarken Profis an.
Mit Lehrmeistern, wie sie besser nicht sein könnten. Seine beiden Gespannpartner Nikolas Katsigiannis und Gorzad Škof zählen mit 36 respektive 41 Jahren, Champions-League-Einsätzen und Stationen wie Nantes, Paris St. Germain und dem THW Kiel zu den erfahrensten Schlussmännern der Bundesliga. Von Škof konnte er sich ein starkes Stellungsspiel abschauen, dazu Impulse durch das eher unkonventionelle Spiel von Katsigiannis. „Jedes Training mit diesen Spielern macht dich besser“, ist er dankbar für die Unterstützung der erfahrenen Haudegen. Doch nach den Aufgaben als dritter oder zweitweise zweiter Torwart der Bundesligamannschaft sowie Nummer eins in der 3. Liga bei der U23 als einer der besten Keeper der 3. Liga Ost soll nun der nächste Schritt folgen. In Konstanz, bei der HSG – obwohl Erlangen gerne mit ihm verlängert hätte. „Die HSG wird den Aufstieg schaffen, davon bin ich fest überzeugt“, unterstreicht der 1,88 Meter große Keeper, der mit der bayerischen Landesauswahl zusammen mit Nationalspieler Jannik Kohlbacher Länderpokalsieger geworden war. „Der nächste Schritt ist die 2. Bundesliga, mit einer jungen Truppe, in der viele miteinander befreundet sind“, so Haßferter. „Dazu kommt die tolle Halle, in der richtig etwas los ist. Das ist für die 3. Liga Wahnsinn.“
Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz, traut dem talentierten Schlussmann viel zu. „Ein sehr guter Torwart“, lobt er, „mit einem guten Stellungsspiel. Das hat man im Probetraining sehr schnell gesehen.“ Simon Tölke, Maximilian Wolf und Michael Haßferter sollen so ein schwer zu überwindendes Bollwerk und einen starken Rückhalt bilden. „Wir wollten uns auf der Torhüterposition noch breiter aufstellen, damit wir Verletzungen und Leistungsschwankungen, die junge Torhüter immer haben können, leichter auffangen können“, zeigt Melchert auf. „Michi, Simon und Max können alle gute Leistungen in Liga zwei und drei abliefern.“ Bei der HSG Konstanz wird auch nächste Saison der Defensive und damit den Torhütern eine sehr wichtige Rolle zukommen, sodass der Konstanzer Sportchef ausgesprochen glücklich über die Zusage des umworbenen Talentes aus Erlangen ist. „Das zeigt“, sagt er, „den Stellenwert, den wir uns erarbeitet haben. Mit seinen 23 Jahren ist Michi dank seiner Erfahrungen schon sehr weit. Es gibt bei jungen Torhütern aber auch immer Phasen, in denen es nicht so läuft.“
Deshalb umreißt Haßferter seine Ziele auch mit der persönlichen Weiterentwicklung und zu zeigen, dass er bereit für die 2. Bundesliga ist. „Die HSG ist eine Topadresse für junge Spieler, wo ich die Strukturen für harte Arbeit und eine Weiterentwicklung vorfinde. Wir hatten gute Gespräche und mir wurde viel Wertschätzung entgegen gebracht.“ Die anvisierte Weiterentwicklung beinhaltet ein Studium an der mit der HSG kooperierenden Exzellenzuniversität Konstanz in Wirtschaftswissenschaften oder Soziologie mit diesen im Nebenfach. „Ich freue mich“, erklärt Haßferter, „auf ein komplett neues Umfeld, den Bodensee, die tolle Stadt und vor allem das neue Team mit Trainer. Hier möchte ich meinen Betrag beisteuern – hoffentlich in der 2. Bundesliga.“ Mit der U23 des HC Erlangen feierte er in der letzten Saison bereits die Vizemeisterschaft in der 3. Liga Ost, aktuell ist das Ziel der bis vor Wochenfrist belegte dritte Tabellenplatz. Nach dem Drittliga-Saisonende wird er zudem noch versuchen, mit dem HC Erlangen den aktuell zehnten Tabellenplatz in der 1. Bundesliga zu verbessern. Getreu dem Motto „last man in defense, first man in offense“ liebt der Mittelfranke dabei das schnelle Spiel nach vorne durch zentimetergenaue Pässe auf die Außen. „Dieser Geschwindigkeitsvorteil ist wichtig“, betont er. Dieses Tempospiel, es passt wunderbar zur jungen Mannschaft der HSG mit ihren schnellen Außen. Und Michael Haßferter unbedingt ins Tor, trotz der linken Wurfhand. Dem großen Bruder sei Dank.
Quelle: PM HSG Konstanz
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