MT empfängt Rekordmeister vor voller Kulisse

08.09.2017 17:27
Ex-Kieler Dener Jaanimaa, der aufgrund des Ausfalls von Michael Müller am Sonntag besonders gefordert sein wird. (Foto: Käsler Foto)
Wenn die MT zuhause gegen Top-Mannschaften wie am Sonntag gegen Rekordmeister THW Kiel oder übernächste Woche gegen die SG Flensburg/ Handewitt antritt, sind das für die heimischen Handballfans wahre Festtage. Kein Wunder, dass das bevorstehende Match des 4. Spieltages der DKB Handball-Bundesliga gegen die Zebras schon seit Wochen ausverkauft ist. Anwurf in der Kasseler Rothenbach-Halle ist um 12:30 Uhr. Die Begegnung wird live auf SKY zu sehen sein. Nachdem drei Spieltage absolviert sind und die MT 4:2 Punkte auf dem Konto hat, ist zumindest der Anfang für eine möglichst erfolgreiche Saison gemacht. Auch wenn es immer noch gewisse Holprigkeiten im Kombinationsspiel gibt und diverse Torgelegenheiten ungenutzt bleiben - die neuformierte Besetzung findet sich von Spiel zu Spiel mehr, die Abstimmung wird besser. Umso unpassender ist es, dass ausgerechnet jetzt, im Hammermonat September, das Verletzungspech auf den Plan tritt. Erstmalig seit ihrer vierjährigen Zugehörigkeit zur MT fallen beide Müllers aus: Philipp wegen einer Schultereckgelenksprengung aus dem Spiel gegen Gummersbach und Michael wegen eines Knöchelbruchs als Folge eines Roller-Unfalls. Auf sie wird die Mannschaft sechs bis acht Wochen verzichten müssen. Zu allem Überfluss plagte sich unter der Woche Johan Sjöstrand mit einem grippalen Infekt und Felix Danner mit einem dick geschwollenen Fußgelenk. Beide konnten nicht am geregelten Trainingsbetrieb teilnehmen, besonderes hinter dem Einsatz des Kreisläufers am Sonntag steht noch ein großes Fragezeichen. “Wir werden kein hohes Risiko eingehen. Wenn es bei Felix nicht geht, dann wird er auch nicht auflaufen. Schließlich haben wir mit Marino Maric und Johannes Golla zwei weitere gute Kreis- und Abwehrspieler”, stellt Michael Roth klar. “Es ist immer prekär, wenn gleich mehrere Leistungsträger aus der Stammformation ausfallen”, gesteht der MT-Coach ein, “allerdings werden dadurch auch mal abrupt eingefahrene Gepflogenheiten aufgebrochen und es eröffnet sich die Chance, etwas zu verändern. Im Fall von Michi Müller ist das natürlich nicht so einfach, schließlich ist unser Angriffsspiel schon ziemlich auf ihn zugeschnitten. Aber wir werden auch hier Lösungen finden. Jetzt können sich Spieler, die bisher vielleicht etwas im Schatten standen, stärker zeigen und ihre Fähigkeiten beweisen. Dener Jaanimaa zum Beispiel hat eine sehr gute Vorbereitung absolviert und in seinen Kurzeinsätzen wie zuletzt in Hüttenberg gute Impulse geliefert - auch wenn er einige Torchancen nicht genutzt hat.” Dem Ex-Kieler, Jaanimaa trug das Zebra-Trikot von 2015 bis 2016, wird also am Sonntag gegen einige seiner damaligen Mannschaftskameraden wie etwa Niklas Landin, Christian Dissinger, Patrick Wiencek oder René Toft Hansen, eine größere Aufgabe zukommen. Ebenfalls ein Wiedersehen mit seinem alten Club feiert Rechtsaussen Tobias Reichmann, der von 2009 bis 2012 im Team der Ostseestädter stand. Er trifft allerdings nur noch auf einen Akteur von damals, nämlich auf seinen Positionskollegen Christian Zeitz. Und natürlich auf Alfred Gislason, der ja mittlerweile in seiner 10. Saison den Trainerposten beim deutschen Rekordmeister innehat. Gleiches gilt für MT-Keeper Johan Sjöstrand. Er hütete zwischen 2013 und 2015 den THW-Kasten. Apropos Wiedersehen: Dieses Match bietet noch aus einem weiteren Grund einen ganz besonderen Reitz. Es zeigt einen repräsentativen Querschnitt der aktuellen Deutschen Nationalmannschaft. Mit den Kielern Andreas Wolff (TW), Patrik Wincek (Kreis), Steffen Weinhold (RR), Rune Dahmke (LA) und den MT’lern Julius Kühn (RL), Finn Lemke (RL) und Tobias Reichmann (RA) steht ein komplette Auswahlteamt auf dem Parkett. Bis auf den seinerzeit verletzten Wincek sind sie im Januar 2016 gemeinsam Europameister geworden. Sieben Monate später stieß Christian Dissinger noch dazu und es folgte Bronze bei Olympia in Rio. Einer dieser Hochkaräter, MT-Shooter Julius Kühn, sieht dem Spiel trotz der Ausfälle in den eigenen Reihen zuversichtlich entgegen: “Natürlich bedeutet das Fehlen von Philipp und Michael und - wenn er ausfallen sollte - auch von Felix eine Schwächung. Aber wir werfen die Flinte nicht ins Korn”, gibt sich der 24-jährige vor dem Hit gegen Kiel kämpferisch. Der Rückraumrecke, mit 21 Treffern nach drei Spieltagen bester Feldtorschütze der Liga, sieht die MT nicht gänzlich chancenlos gegen den heißen Titelkandidaten aus dem kühlen Norden. “Wir werden sicher eine etwas andere Aufstellung im Vergleich zu sonst haben. Darauf muss sich der Gegner aber auch erst einmal einstellen”. Auf die Frage an Michael Roth, vor was man bei einem Gegner wie Kiel besonderen Respekt haben müsse, braucht der MT-Coach nicht zu überlegen: “Auf alles!”, lautet seine Antwort. Um dann aber noch etwas konkreter zu werden: “Der THW kommt jetzt so langsam ins Rollen (das sagte er, bevor der THW am Donnerstag gegen Hannover verlor, Anmerk.). Dessen Angriffsspiel ist mit dem neuen Mittelmann Miha Zarabec bedeutend schneller und variabler geworden. Dieser Mann ist aber auch als Einzelspieler jederzeit gefährlich, hat Tordrang und ein gutes Auge für den Nebenmann. Ansonsten stehen im Rückraum echte Wurfkanonen, wie Nilsson, Vujin, Weinhold, Dissinger oder Zeitz. Vom wohl stärksten Torhütergespann der Liga ganz zu schweigen. So müssen wir schon etwas über uns hinauswachsen und versuchen, gemeinsam mit den Fans und einer entsprechenden Stimmung in der Halle dem Gegner Paroli zu bieten”. Dennoch scheint der 20-malige Deutsche Meister (zuletzt in 2015) nicht die Übermannschaft zu sein, die sie noch vor zwei, drei Jahren war. Ein Indiz dafür: Die 29:31-Niederlage vor eigenem Publikum - die erste in dieser Saison - am Donnerstag gegen das Überraschungsteam, die TSV Hannover Burgdorf. Was die Chancen der MT auf einen Coup aber nicht unbedingt steigen lassen dürfte. Denn nach solchen Demütigungen sind die gereizten Zebras meistens noch angriffslustiger. Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich (Reutlingen / Metzingen); DHB-Spielaufsicht: Ralf Damian Ticketsituation: Die Rothenbach-Halle ist mit 4.300 Besuchern restlos ausverkauft. Berichterstattung: Liveübertragung auf SKY, ab 12:00 Uhr Vorberichte / Einstimmung. Zusammenfassung in der ARD Sportschau zwischen 18:00 und 18:30 Uhr. Bisherige Bundesligavergleiche: 24 Spiele, 3 Siege MT, 21 Siege THW Letzte Saison: 22.02.2017, THW Kiel - MT Melsungen 30:28 30.11.2016, MT Melsungen - THW Kiel 23:30 Quelle: PM MT Melsungen

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