MT ringt Tabellenzweiten nieder - 31:29 gegen die Recken

06.10.2017 11:21
Käsler-Fotos: Julius Kühn
In einer packenden, kampfbetonten Partie der DKB-Handball-Bundesliga setzte sich die MT Melsungen mit 31:29 (15:15) gegen den TSV Hannover-Burgdorf durch. Nach 60 abwechslungsreichen Spielminuten siegten die Gastgeber glücklich, aber nicht unverdient. Zwei Zwischenspurts kehrten jeweils einen Rückstand von drei Toren in eine Führung, zudem hatte Melsungen mit Johan Sjöstrand ein klares Plus auf der Torhüterposition. Aus dem stark auftrumpfenden Rückraum, der mangels Alternativen praktisch durchspielen musste, ragte Julius Kühn mit neun Treffern heraus. Ebenso oft traf Casper Mortensen für die Gäste, davon jedoch fünfmal vom Siebenmeterstrich. Auch wenn mit Philipp Müller und Timm Schneider zwei der bisher verletzten Spieler wieder mit dabei waren, vertraute Trainer Michael Roth zunächst der Aufstellung, die sich zuletzt bewährt hatte. Also mit der Rückraumbesetzung Julius Kühn, Lasse Mikkelsen und Dener Jaanimaa. Die beiden letztgenannten allerdings nur in der Vorwärtsbewegung, defensiv machten sie jeweils Platz für das diesmal von Finn Lemke und Johannes Golla gebildete Pärchen in der Innenverteidigung. Ähnliche Konstellation bei Burgdorf: da wechselten sich Morten Olsen offensiv und Ilija Brozovic defensiv ab. Bezahlt machten sich diese Wechselspiele zunächst einmal nur im Angriff. Denn nachdem Michael Allendorf nach nicht einmal einer Minute vom Siebenmeterstrich an Martin Ziemer gescheitert war, tat sich in den Deckungsbereichen nicht wirklich viel. Auf beiden Seiten war fast jeder Wurf ein Treffer. Bis zu Julius Kühns 4:4 (8.) trafen beide Teams abwechselnd, dann nutzten die Niedersachsen einen Abspielfehler und einen Kühn-Fehlwurf, um sich mit 7:4 erstmals leicht abzusetzen (10.). Ein an den Pfosten gesetzter Siebenmeter von Casper Mortensen und der Wechsel im MT-Tor von Nebojsa Simic auf Johan Sjöstrand kippten die Partie. Drei schnelle Paraden des Schweden und fünf Volltreffer in Folge, davon je zweimal Julius Kühn und Marino Maric, zwangen TSV-Coach Carlos Ortega nach etwas mehr als einer Viertelstunde zur frühen ersten Auszeit (10:8, 18.). Die jedoch verpuffte, weil Lemke und Golla die Abwehrmitte in überragender Manier abriegelten und Sjöstrand nicht minder sensationell gegen den allein auf ihn zustürmenden Mait Patrail parierte. Kühn und zweimal Tobias Reichmann machten den 8:0-Lauf der Rot-Weißen zum 13:8 perfekt (23.). Erst zum Ende der ersten Hälfte hin fingen sich die Recken wieder, wobei ihnen eine Zeitstrafe gegen Golla in die Karten spielte. Ilija Brozovic, Casper Mortensen und Timo Kastening verkürzten auf 13:11 (26.), Morten Olsen zwei Minuten vor dem Pausenpfiff gar auf 14:13 und Runar Karason gelang sogar noch der Ausgleich. Der schöne Vorsprung der Melsunger war wieder dahin. Mit der nächsten Glanztat von Sjöstrand gegen Evgeni Pevnov vom Kreis ging es in den zweiten Durchgang. Doch trotz Lasse Mikkelsens 16:15 hatte Hannover den weit besseren Auftakt für sich. Pevnov und Olsen drehten das Ergebnis, Sjöstrand kassierte eine Zeitstrafe und Timo Kastening brachte die Gäste mit zwei in Vorlage (16:18, 34.). Was Marino Maric nach ganz starkem Zuspiel von Tobias Reichmann und Johannes Golla noch einmal ausgleichen konnten. Dann aber übernahm zunächst einmal wieder Burgdorf das Kommando. Sicher begünstigt von der einen oder anderen kniffeligen Entscheidung der Unparteiischen, die aber keine Schuld trugen am kleinen Tief der Nordhessen. Vielmehr nutzte der TSV seine Möglichkeiten cool und clever, während Melsungen vielleicht ein wenig zu viel in zu kurzer Zeit wollte. Das rächte sich prompt und ließ sich erst korrigieren, als wieder mehr Kopf und damit mehr Ruhe ins Spiel kam. Erkennbar am abgebrochenen Gegenstoß von Boomhouwer zu Gunsten der geduldig und klar herausgespielten Chance, die Maric nach 44 Minuten zum 22:22-Ausgleich nutzte. Kühn legte zum 23:22 nach und sorgte damit für die Wiederholung der ersten Hälfte, als die MT schon einmal einen Drei-Tore-Rückstand in eine Führung gewandelt hatte. Eine Strafe gegen Ilija Brozovic, bereits seine zweite, nutzte Jeffrey Boomhouwer zu zwei sehenswerten Toren und der 25:23-Führung für Rot-Weiß. Die jedoch Casper Mortensen ebenfalls im Doppelpack beantwortete. Es war zu keiner Zeit möglich, den eventuellen späteren Sieger vorzeitig auszumachen. Toll herausgespielte Tore auf beiden Seiten wechselten sich ab mit leichten Fehlern, die Nervosität und Anspannung war allen Akteuren an den Gesichtern abzulesen. Auch fünf Minuten vor dem Ende war nach Casper Mortensens neuntem Treffer beim 27:27 alles offen. Und auch die verbleibende Spielzeit ließ an Spannung nichts zu wünschen übrig. Maric machte nach genialem Anspiel von Kühn die nächste Führung, deren Egalisierung Sjöstrand vereitelte, der Mortensens Siebenmeter hielt. Kühn selbst legte das 29:27 nach, zwang damit Carlos Ortega zweieinhalb Minuten vor Ultimo zu dessen letzter Auszeit. Auf den Zuschauerrängen stand zu diesem Zeitpunkt schon alles, inklusive der Hannoveraner Fans, und feierte ein von beiden Seiten kämpferisch hochklassig geführtes Bundesligaspiel. Boomhouwers 30:28 nach uneigennützigem Zuspiel von Kühn ließ die Halle schon erbeben, Felix Danners verwerteter Abpraller zum Endstand unmittelbar vor der Schlusssirene umso mehr. Es war bezeichnend, dass nach dem Abklatschen niemand mit hängenden Köpfen in der Kabine verschwand, sondern sich beide Mannschaften von ihren Fans verabschiedeten und absolut verdient feiern ließen. Stimmen zum Spiel Michael Roth, MT-Trainer: Das war ein richtig geiles Spiel mit dem richtigen Ausgang für uns. Es war das erwartete Spiel auf Augenhöhe. Den letzten Ausschlag haben heute vielleicht unsere fantastischen Fans gegeben. Eine solche Unterstützung macht viel aus in so engen Spielen und, wie heute, mit vielen Höhen und Tiefen. Dass wir nach der langen Phase, die wir in der zweiten Hälfte in Unterzahl spielen mussten, noch einmal zurückgekommen sind, macht mich stolz. Was unser Rückraum mit Mikkelsen, Kühn und Jaanimaa da gemacht haben, war richtig klasse. Insgesamt war das eine Spiel, das für uns in die richtige Richtung zeigt. Carlos Ortega, TSV-Trainer: Gratulation an Melsungen zum Sieg. Es war ein ganz enges Match, in dem beide Mannschaften bis in die letzte Minute hinein ihre Siegchance hatten. Die MT Melsungen hat ihre letzte Chance dann erfolgreich genutzt. Bei uns war der Angriff heute besser als die Abwehr. Axel Geerken, MT-Vorstand: Ich möchte heute mal was machen, was ich sonst normalerweise nicht tue, nämlich nicht die Spieler ansprechen sondern den Trainer. Den muss ich loben, weil er es geschafft hat, die dezimierte Mannschaft so einzustellen gegen Hannover. Gerade weil es ein Spiel war, in dem es so oft bergab und wieder bergauf ging. Wenn wir so weitermachen, muss uns vor dem weiteren Verlauf der Saison nicht bange sein. Benjamin Chatton, TSV-Geschäftsführer: Auch von mir ein Glückwunsch an Axel und Michael. Das war ein gutes Spiel für die Zuschauer, aber ein schlechtes für die Funktionäre, die draußen sitzen mussten. Unsere Mannschaft hat den Zweitages-Rhythmus gut angenommen. Ich fand es positiv, wie Carlos und Iker die Mannschaft nach der klaren Niederlage am Dienstag wieder aufgerichtet haben. Statistik MT Melsungen: Sjöstrand (12 Paraden / 20 Gegentore), Simic (2 P. / 9 G.); Maric 5, Kühn 9, Lemke, Golla 1, Reichmann 3, Mikkelsen 3, Danner 1, P. Müller, Boomhouwer 3, Schneider, Allendorf, Jaanimaa 6, Haenen - Trainer Michael Roth. TSV Hannover-Burgdorf: Ziemer (1 P. / 10 G.), Semisch (8 P. / 21 G.); Johannsen, Mortensen 9/5, Patrail 2, Pevnov 3, Häfner 3, Böhm 1, Karason 2, Dräger, Olsen 5, Brozovic 1, Diebel, Kalafut, Kastening 3, Büchner. Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies (Magdeburg) Zeitstrafen: 8 – 6 Minuten (Golla 23:26 37:55, Sjöstrand 33:23, Maric 35:13 - Böhm 14:59, Brozovic 39:58 47:12). Strafwürfe: 1/0 – 7/5 (Allendorf scheitert an Ziemer (0:56, Mortensen an den Pfosten 10:32, Mortensen scheitert an Sjöstrand 56:17). Zuschauer: 4.300 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft). Die nächsten Spiele: Do., 12.10.17, 19:00 Uhr , TuS N-Lübbecke - MT Melsungen, Merkur Arena, Lübbecke Mi., 18.10.17, 19:00 Uhr, DHB-Pokal 1/8-Finale: MT Melsungen - SC DHfK Leipzig, Rothenbach-Halle, Kassel Quelle: PM MT Melsungen

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