Meister gegen Pokalsieger: THW empfängt die Füchse
12.03.2015 9:01
Der THW Kiel ist zurück in seinem "Wohnzimmer": Zwei Wochen nach dem bisher letzten Heimspiel begrüßen die Kieler am Donnerstag als Meister den amtierenden Pokalsieger Füchse Berlin zum Spitzenspiel der DKB Handball-Bundesliga.
Das bisher letzte Heimspiel gegen die Füchse Berlin war ein historischer Tag: Am 34. Spieltag der vergangenen Saison trafen die beiden Mannschaften zuletzt in der Sparkassen-Arena aufeinander. Es war ein Spiel, über das man an der Förde wohl noch in Jahrzehnten sprechen wird. Denn mit einem unglaublichen Sturmlauf schafften es die Kieler damals tatsächlich noch, im spannendsten Bundesliga-Finale aller Zeiten die Berliner klar zu besiegen und damit die Rhein-Neckar Löwen noch von Platz eins zu verdrängen. Als der 19. Meistertitel, der nach 34 Spieltagen nur aufgrund der um zwei Treffer besseren Tordifferenz eingefahren wurde, feststand, kannten Emotionen und der Jubel in Kiel keine Grenzen mehr.
Diese Unterstützung und Emotionen wie am Ende der vergangenen Spielzeit benötigen die "Zebras" jetzt auch wieder. Denn die aktuelle Saison der DKB Handball-Bundesliga entwickelt sich zu einem ähnlichen Krimi wie im Vorjahr. Beteiligt sind an der Spitze wieder die Kieler und die Löwen, die sich punktgleich ein wenig von den Verfolgern aus Magdeburg und Flensburg abgesetzt haben. Die Füchse kämpfen indes um die Qualifikation für den Europapokal.
Seit dem Aufstieg 2007 ging es für die Hauptstädter beinahe stetig voran, mit dem Berlin-Bonus und sportlichen Topleistungen lockten sie auch internationale Stars wie Iker Romero und Konstantin Igropulo an die Spree. Kein Wunder, entwickelten sich die "Füchse" doch rasant zu einer der Top-Mannschaften Deutschlands. Zweimal Platz drei in der DKB Handball-Bundesliga, Teilnahme an der "VELUX EHF Champions League" und im vergangenen Jahr der erste nationale Titel mit dem Gewinn des DHB-Pokals - Berlin feierte.
Doch eine Saison später ist in der Hauptstadt einigen nicht mehr zum Feiern zumute. Nach der 28:32-Niederlage beim dänischen Club Skjern Handbold platzte Geschäftsführer Bob Hanning der Kragen: "Ich bin stocksauer", diktierte er den Journalisten in den Block. "Unser Auftritt war in keiner Weise akzeptabel. Das war ein Rückfall in die Zeit vor Weihnachten." In dieser hatten die Berliner durch vier zum Teil deftige Niederlagen in Folge den Anschluss an die fünf Top-Teams der Liga verpasst und rutschten sogar bis auf den zehnten Tabellenplatz ab. Denn bereits im September und Oktober hatten die "Füchse" geschwächelt: Nur vier Punkte aus sechs Spielen holte die Mannschaft von Dagur Sigurdsson in dieser Phase.
Der Grund für Hannings Wutausbruch in Skjern: Die Niederlage in Dänemark war nach einem Aufschwung in der Liga, in der die Berliner 2015 noch kein Spiel verloren haben, ein Zeichen von Schwäche im EHF-Pokal. Jenem Wettbewerb, dem die Berliner in dieser Saison erneut große Bedeutung beimessen. Denn das "Final Four"-Turnier wird wie im Vorjahr im "Fuchsbau" Max-Schmeling-Halle ausgetragen. Und für die Gastgeber hat die Qualifikation für dieses Turnier natürlich oberste Priorität. Zwar sind die Berliner im EHF-Pokal noch immer auf Kurs, aber Hanning sah den Zeitpunkt gekommen, seine Mannschaft wachzurütteln. Offenbar mit Erfolg: Im Jahr 2015 haben die Berliner noch kein Bundesliga-Spiel verloren, und im Rückspiel gegen Skjern wurde ebenfalls gesiegt.
Um die Rückrunde erfolgreich zu gestalten, hat der Pokalsieger im Winter noch einmal personell nachgelegt. Den Kader stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Supercup ausführlich vor. Dieser wurde nun noch einmal ergänzt: Die Rückkehr von Kreisläufer Evgeni Pevnov aus Göppingen wurde vor dem Neustart nach der WM bekannt gegeben. Mit der Verpflichtung von Pevnov reagierten die Berliner auf den Abgang von Jonas Thümmler und die langfristigen Verletzungen von Colja Löffler und Denis Spoljaric. "Wir wollten der Mannschaft noch einmal die Hilfestellung mit einem zweiten Kreisläufer geben", sagt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning.
Der hat mittlerweile bereits die Planungen für die kommende Spielzeit mächtig vorangetrieben: Die Berliner stehen vor einem großen Umbruch. Die wichtigste Personalie: Nachfolger von Dagur Sigurdsson, der sich ab Sommer ausschließlich um die Betreuung der Nationalmannschaft kümmern wird, wird erneut ein Isländer. Der 42 Jahre alte Coach Erlingur Richardsson kommt vom österreichischen Topteam Westwien nach Berlin. "Bei ihm stimmen alle Punkte überein, die uns wichtig sind", begründete Hanning den Entschluss. "Er ist charakterstark, hat eine Idee, wie unser erfolgreicher Weg weitergegangen werden kann, und er hat Spaß, mit jungen Spielern zu arbeiten."
Doch das ist alles Berliner Zuklunftsmusik. Erst einmal geht es für die "Zebras" am Donnerstag um zwei ganz wichtige Bundesliga-Punkte. Dabei bauen die Kieler auf die Unterstützung ihrer Fans. "Wir haben harte Wochen vor uns, da können wir jeden Rückenwind von den Tribünen gebrauchen", sagt Domnik Klein. "Berlin wird nach der klaren Hinspiel-Niederlage hoch motiviert nach Kiel kommen", glaubt der Linksaußen. "Das wird ein richtiges Spitzenspiel."
Für das gibt es kurzfristig noch rund 100 Stehplatzkarten an allen Vorverkaufsstellen und online (auch als Print@Home) im THW-Ticketshop (jetzt Karten Kaufen!). Schiedsrichter der Partie, die bereits um 19 Uhr angepfiffen wird, sind Christoph Immel und Ronald Klein. Die Begegnung am Donnerstag ist das 28. Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der DKB Handball-Bundesliga. 21 Mal gingen die Kieler bei zwei Unentschieden als Sieger vom Parkett (siehe auch Gegnerdaten Füchse Berlin im THW-Archiv). So auch im Hinspiel, das der THW Kiel mit 38:27 (zum Spielbericht) gewann. Das Spitzenspiel am Donnerstag ist bereits das dritte Aufeinandertreffen in dieser Saison: Den Supercup gewann der Meister gegen den Pokalsieger mit 24:18 (zum Spielbericht). Jetzt soll ein weiterer Sieg folgen: Auf geht's, Kiel!
Quelle: http://www.thw-handball.de/start.html