40 Sekunden vor Schluss egalisiert Stefan Salger. Angriff Ferndorf. Žiga Urbič pariert. Die letzte Chance haben die Eulen. Hendrik Wagner scheitert knapp, wird aber gefoult. Noch ein Freiwurf – Salger versucht erneut das schier Unmögliche möglich zu machen. Es gelingt diesmal nicht. 27:27 (11:14) heißt es am Ende zwischen den Eulen Ludwigshafen und TuS Ferndorf. Die Eulen zeigen Moral, vergeben vor allem vor der Pause aber viel zu viele Chancen, schließen im Übereifer zu schnell ab. Trainer Ceven Klatt macht seiner Mannschaft ein Kompliment, die sich mit kleinem Kader zurück kämpft, einen Fünf-Tore-Rückstand in den letzten 19 Minuten wett macht. Klatt: „Wenn das Spiel noch fünf Minuten länger dauert, bleiben vielleicht auch beide Punkte hier.“
Die Eulen ohne fünf gesetzte Größen: Matej Ašanin, Pascal Bührer, Gunnar Dietrich, Pascal Durak und Christian Klimek müssen ersetzt werden. Als zweiter Torhüter ist Leon Hoblaj, das 22 Jahre alte Eigengewächs im Kader der Eulen. Da ist Improvisation gefragt. Im Abwehrblock fehlen innen zwei Brocken – Dietrich, der Abwehrchef, und Klimek. Durch seinen Ausfall ist Max Haider nach seiner Zahn-OP als Allein-Unterhalter am Kreis gefragt und gefordert und muss, wie Wagner in der Abwehr, wo Größe ein Stilmittel ist, durchspielen. Haider vertritt als Kapitän auch den verletzten Dietrich. Es läuft nicht gut in Halbzeit eins: Tim Hottgenroth pariert acht Würfe, darunter einen Siebenmetervon Hendrik Wagner. Fast fortlaufend führt der Gast. Als Wagner in der 18. Minute einen Gegenstoß zum 7:6 nutzt, liegen die Eulen erstmals und letztmals vorn. Ferndorf setzt sich mit einem 4:0-Lauf bis zur 23. Minute auf 11:7 ab. Nach 22 Minuten löst Leon Hoblaj Žiga Urbič im Eulen-Tor ab, der schnell drei Paraden hat, dann nichts mehr zu greifen bekommt. Hoblaj pariert zwei Bälle, die Eulen dürfen noch hoffen, da Max Neuhaus (5/3) eine optimale Wurfausbeute hat. Aber zehn Fehlwürfe der Eulen, dazu vier technische Fehler in den ersten 30 Minuten, sind eine Hypothek, die sich imHalbzeitergebnis widerspiegelt: 11:14.
„Wir drehen das noch!“ Mit diesem Ruf verabschiedet Hallensprecher Thomas Stüber die Mannschaft in die Halbzeitpause. Aber es läuft nicht rund. Nach 41 Minuten ist Ferndorf mit fünf Toren in Front: 15:20. Žiga Urbič löst Leon Hoblaj, der vier Paraden aufweist, sein Talent beweist, ab. Urbič ist jetzt da, meistert in der 46. Minute einen Siebenmeter von Rutger Ten Velde. Stefan Salger trifft wenig später, verkürzt auf 19:21. Ferndorf mobilisiert immer wieder den siebten Feldspieler. Die Mannschaft von Trainer Robert Andersson will klar Schiff machen. Immer wieder schafft es der Gast mit dem überragenden Simon Strakeljahn, der acht Tore macht, sich auf drei Tore abzusetzen. Aber die Eulen kämpfen, sie geben nicht auf. Großartig wie Jannek Klein in der 34. Minuten einen von Jannik Hofmann inszenierten Kempa-Trick veredelt (13:15). Typisch für Klein, den großen Kämpfer, wie er in der 50. Minute einen schon verlorenen Ball zurück erobert und trifft: 21:23. Bemerkenswert wie Hofmann, 40 Sekunden nach einer frei vergebenen Großchance, einen Tempogegenstoß gekonnt abschließt: 23:25 (54.). Hofmann, ganz Kämpferherz, trifft zwei Minuten vor dem Ende im Nachschuss vom Kreis, verkürzt nach zwei Wagner-Toren auf 26:27. Stefan Salgers Hammer beschert den Ausgleich. Dann die Auszeit der Ferndorfer – noch 24 Sekunden. Sie greifen an – und Žiga Urbič pariert. Es ist der achte Ball, den er abwehrt, der fünfte nachdem er wieder ins Tor rückt. Noch zehn Sekunden – Wagner versucht’s. Foul. Die Schlusssirene. Der Freiwurf wird noch ausgeführt - Salger scheitert. „Der Kopf ist ziemlich leer“, sagt der 2,07-Meter-Mann wenige Minuten nach Ende des Krimis vor 1480 Zuschauern. Salger mag in den Ausfällen von fünf Assen und der personalbedingt schwierigen Trainingswoche kein Alibi ableiten: „Wir werfen am Anfang sehr schnell und haben in der Abwehr zu verhalten gearbeitet. Wir haben sehr viel, sehr schnell geworfen, hatten viele technische Fehler …“ Mittelmann Max Neuhaus hat einen starken Abend, er macht sechs Tore bei neun Versuchen, hadert, dass er am Ende zweimal gescheitert ist, als er die Brechstange auspackt. „Schade, dass wir es nicht schaffen unsere Leistung konstant abzurufen. Immer erst die letzten fünf Minuten …“, sagt Neuhaus. Leon Hoblaj: „Wir hatten uns mehr ausgerechnet …“
„Aufgrund der starken ersten Halbzeit hat sich Ferndorf das Unentschieden verdient“, sagt Eulen-Coach Ceven Klatt, der von „einer schwierigen Woche“ nach zwei Spielausfällen spricht. Er moniert die zu frühen Abschlüsse vor derPause, lobt aber die nachhaltige Steigerung trotz des knappen Personalkostüms. „Es soll keine Ausrede sein, aber da sind wir auch aus dem Rhythmus gekommen“, sagt Stefan Salger im Rückblick auf die Spielausfälle. Ferndorfs Trainer Robert Andersson war trotz verspielter Fünf-Tore-Führung zufrieden: „Ich bin sehr, sehr froh, dass wir einen Punkt mitnehmen können. Für uns war es gegenüber Nordhorn eine Steigerung. Heute ein Unentschieden gegen eine gute, starke Mannschaft zu schaffen, da bin ich stolz auf meine Mannschaft. Ein Extraplus war Tim Hottgenroth mit 17 gehaltenen Bällen. Das brauchen wir. Wir wissen, dass wir kämpfen müssen, dass die Spiele 60 Minuten dauern …“
Statistik
Eulen Ludwigshafen: Urbič (1. - 22., ab 41.), Hoblaj (22.- 41.) - Salger (5), Remmlinger (2), Wagner (6/1) - Falk (1), Keskic (1) - Haider – Neuhaus (6/3), Klein (3), Meddeb, Hofmann (3), Eisel
TuS Ferndorf: Hottgenroth - Lucas Schneider (3), Persson, Julian Schneider (4) - Rüdiger (2), Ten Velde (3/1) - Duvancic (2) – Diebel (2), Strakeljahn (8), Michel (3/2), Koloper
Spielverlauf: 0:1 (2. Minute), 7:6 (18.), 11:14 (Halbzeit), 14:18 (39.), 15:20 (41.), 20:22 (49.), 25:27 (58.), 27:27 (Ende) - Siebenmeter: 4/3 - 5/1 - Zeitstrafen: 1/1 - Zuschauer: 1480 - Schiedsrichterinnen: Katharina Hinz-Hebisch/ Sonja Lenhardt (Neuhausen/Stuttgart).
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