Niclas Pieczkowski – Der neue Weber

29.09.2017 9:07
Die bisherigen Begegnungen zwischen Gastgeber HSG Wetzlar und den körperkulturellen Handballern aus Leipzig waren stets spannend bis ultimo. In der vorletzten Saison hatte Philipp Weber mit dem Schlusspfiff einen Siebenmeter für die Sachsen zum abschließenden 29:30-Auswärtssieg verwandelt, in der letzten Saison hatte Weber den allerletzten Treffer zum glücklichen 24:23-Heimsieg für Wetzlar markiert. Doch dieses Mal knickte der „Gentleman“ nach einem Drittel der Auseinandersetzung unglücklich um und konnte mit Schmerzen im Knöchel nur noch zusehen. So mussten seine Mannschaftskameraden in die Bresche springen. Einer für alle. Alle für einen. Niclas Pieczkowski hämmerte die Lederkugel drei Sekunden vor Ultimo zum umjubelten 22:23-Auswärtssieg in den hessischen Kasten. Aber von Anfang an: Sowohl die Hallenhandballer aus dem hessischen Wetzlar als auch sächsischen Leipzig hatten mit 8:4 Punkten einen ordentlichen Saisonstart absolviert, die Gastgeber zu Hause den Serienmeister THW Kiel deutlich geschlagen, die Gäste die favorisierten Flensburger und Burgdorfer bezwungen. Prompt erwarteten die Handballfans ein enges Match. Es wurde wirklich die erwartete Abwehrschlacht. Erst lagen die Leipziger mit einem Treffer vorn, dann die Gastgeber, die mittlerweile die zwanzigste Saison in Folge in der Bundesliga bestreiten, mehrere Male mit zwei Toren in Führung. 6:4, 8:6, 10:8. Die Seiten in der stimmungsvollen Arena wurden bei einem 11:10 gewechselt. Als Kasper Kvist und Philipp Pöter unmittelbar nach der Pause für die Handballspielgemeinschaft auf 13:10 Tore erhöhten, war dieser Zwischenstand einerseits die höchste Führung einer Vertretung in dem gesamten Bundesligaspiel und andererseits das Signal für den Gegner, noch eine Schippe zuzulegen. Zwar gelang den Gästen nicht alles: Andreas Rojewski scheiterte mit mehreren Würfen, Maximilian Janke und Niclas Pieczkowski versemmelten die Nülle, Franz Semper wurden zwei Treffer wegen „Stürmerfoul“ nicht gegeben. Aber sie kämpften und gingen ein enormes Risiko. Trainer André Haber brachte immer wieder den siebenten Feldspieler, um Philipp Webers Fehlen im Angriff zu kompensieren und gegen die Wetzlarer Wand(schneider) zu Chancen zu kommen. Jeder einzelne Treffer war wichtig! Max Janke markierte das 14:14, Benjamin Meschke schaffte das 17:18, Aivis Jurdsz erzielte das 20:21. Außerdem parierte der überragende Jens Vortmann seinen zweiten Siebenmeter. Plötzlich marschierten wieder die Leipziger vornweg. Der ansonsten so treffsichere Yves Kunkel hätte die Partie in der vorletzten Minute praktisch entscheiden können, doch der Linksaußen hämmerte einen Siebenmeter an die Lattenoberkante des Wetzlarer Gehäuses. So kamen die Gastgeber eine halbe Minute vor dem Schlusspfiff durch den portugiesischen Nationalspieler Joao Ferraz zum abermaligen Ausgleich. Aber es waren – nach einer letzten Auszeit von André Haber – noch zwanzig Sekunden zu absolvieren. Die Ansagen in dieser Unterbrechung schienen die richtigen gewesen zu sein: Kreuzen, sperren, Pieczkowski, Tooor! „Die Jungs haben meinen Wurf fantastisch vorbereitet!“ kommentierte der Torschütze seinen Siegtreffer drei Sekunden vor Schluss. Andre Haber (SC DHfK Leipzig): "Ich bin super glücklich, dass wir heute hier gewinnen konnten. Wetzlar gegen Leipzig, das waren in der Vergangenheit immer sehr enge Spiele und ich denke das spricht dafür, wie beide Mannschaften in der Deckung arbeiten und sich keinen Zentimeter auf dem Parkett schenken. Das war heute auch wieder zu sehen, mit dem glücklicheren Ende für uns. Bis in die zweite Halbzeit konnten wir einiges nicht ganz so umsetzen, wie wir es uns vorgenommen hatten und haben zu viel zugelassen. Diese Fehler haben wir mit Einsatz und Wille wettgemacht. Das Mittel des siebten Feldspielers hat uns Mitte der zweiten Halbzeit nochmal geholfen und auch bei sechs gegen sechs sind meine Spieler mutig geblieben und konnten gute Abschlüsse kreieren. Das war heute der Schlüssel zum Erfolg, neben der leidenschaftlichen Deckungsarbeit über 60 Minuten.“ Kai Wandschneider (HSG Wetzlar) "Es war ein Duell auf Augenhöhe, dominiert von zwei sehr starken Abwehrreihen. Eigentlich hätten wir schon mit zwei Toren Vorsprung in die Pause gehen müssen, doch nach der Halbzeit haben wir es geschafft uns sehr früh mit drei Toren abzusetzen. Wir sind jedoch heute viel zu oft mit freien Bällen gescheitert und konnten ab 15:14 nicht mehr in Führung gehen. Als Leipzig kurz vor Ende mit zwei Toren führte war das Spiel fast entschieden, doch wir haben nochmal alle Register gezogen. In den letzten 20 Sekunden müssen wir das doppelte Kreuzen zerstören, doch das ist uns nicht gelungen, so konnte der starke Pieczkowski das letzte Tor erzielen. Es ist natürlich bitter für uns so zu verlieren, doch ich kann unserer Mannschaft keinen Vorwurf machen." Statistik: HSG Wetzlar: Buric, Klimpke; Hermann 3, Kneer, Bjornsen 4, Pöter 1, Ferraz 4, Mirkulovski, Volentics, Holst, Forsell 1, Kvist 4, Lindskog 2, Cavor 1, Kohlbacher 2 SC DHfK: Jens Vortmann, Milos Putera – Yves Kunkel 8/3, Niclas Pieczkowski 5, Maximilian Janke 3, Franz Semper 2, Aivis Jurdzs 1, Lucas Krzikalla 1, Benjamin Meschke 1, Tobias Rivesjö 1, Andreas Rojewski 1, Philipp Weber, Lukas Binder, Bastian Roschek, Alen Milosevic, Peter Strosack Strafen: Wetzlar 4 Min, Leipzig 6 Minuten Siebenmeter: Wetzlar 0/2, Leipzig 3/4 Zuschauer: 4056 Erstellt von Leutzscher Welle Quelle: PM SC DHfK Handball

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