Philipp und sein Händchen

24.12.2013 14:22
Es reicht vollkommen, in einem Spiel zwei Mal zu führen. So wie der TV Neuhausen gestern, der 47 Sekunden vor Schluss gegen den TV Großwallstadt zum 29:28 traf. 1533 Zuschauer waren aus dem Häuschen. Beim TV Neuhausen war Philipp Keinath mit an Bord. Die Patellasehne scheint wieder in Ordnung zu sein. Diese Personalie sollte im Verlauf der 60 Minuten ganz wichtig werden. Genauer gesagt nach 59 Minuten und 13 Sekunden. Da schritt der coole Dettinger zum Punkt, verwandelte zum 29:28. Kurz später war ein denkwürdiges Spiel beendet. Schleppend fand der TVN in die Partie. Das hatte zwei Gründe. Großwallstadt setzte immer wieder die Flügel ein, die das Spielobjekt trefflich zu platzieren wussten. Und dann erwiesen sich die Schiedsrichter nicht gerade als Meister ihres Fachs. Besser wurde es beim TV Neuhausen nach dem 4:8-Rückstand (12.). Nun hatte man ein Mittel gefunden gegen die sehr zupackende 6:0-Abwehr der Gäste. Wenn es schnell ging, war das Bollwerk noch nicht formiert. Rauf ging es bis zum 9:8 (19.). So was nennt man einen Lauf. Den Führungstreffer hatte Philipp Keinath per Gegenstoß untergebracht. Unwiderstehlich unterwegs war Sascha Ilitsch in Abschnitt eins, traf vier Mal. Was noch auffiel: Der TVG brachte in Unterzahl sofort einen zusätzlichen Feldspieler, verzichtete auf den Keeper. Der TVN konnte daraus kein Kapital schlagen, auch nicht, als das Großwallstädter Bankgeschäft aus dem Ruder lief, ein Spieler zu viel durch die Halle turnte. Da taumelte ein TVN-ler tatsächlich in den Kreis. Die Seiten gewechselt wurden beim 14:16. Der TVG baute nach Wiederanpfiff die Führung aus. 14:18 (33.), 16:20 (37.), 17:21 (40.) stand es. Michael Spatz war nicht zu halten, Chen Pomeranz deutete sein überragendes Können an, Fannar Fridgeirsson wusste ebenso zu gefallen wie Florian Eisenträger und Victor Hugo Lopez Romero. Was weiter nicht gefiel war die Leistung der Schiedsrichter, die mit zweierlei Maß ihr bescheidenes Regelwissen an den Mann brachten. Als sie Alexander Becker binnen weniger Minuten zwei Mal sehr fragwürdig auf die Strafbank schickten (34., 37.), sah es für die Gaugisch-Schützlinge nicht mehr gut aus. Doch es war eben jenes TVN-Kraftpaket am Kreis, das zur Aufholjagd wertvolle Beiträge leistete. Becker traf fünf Mal, Jan-Steffen Redwitz bekam im Tor die eine oder andere Hand an den Ball - und der TVN kam ran, war nach Markus Hansens 20:21 (43.) drauf und dran, den Überholvorgang einzuleiten. Klappte aber nicht, weil auch Großwallstadt auf dem Gas blieb. Die Unterfranken lagen gar nach 50 Minuten wieder mit 26:23 in Front. Es folgte eine ganz starke Neuhäuser Schlusssequenz, in der auf eine 5:1-Formation mit einem sehr offensiven Markus Hansen umgestellt wurde - sehr effektiv. Kapitän Ralf Bader traf aus den Rückraum (nicht nur ein Mal), Nico Büdel per Gegenstoß und ins leere Tor. Es stand 26:26 (53.), ehe es gefährlich fürs Herz wurde. Der TVG legte vor, der TVN zog nach - und das ging bis Feierabend so. Das Publikum war hin- und hergerissen und nach Keinaths Siebenmetertor zum finalen 29:28 am Ende der Kraft. Die Spieler freilich auch. TVN-Linksaußen Markus Hansen wusste, warum es am Ende noch geklappt hat: "Nach dem Vier-Tore-Rückstand haben wir die Konzentration gehalten, sind unserer Linie treu geblieben und haben das Ding gedreht." Kreisläufer Daniel Reusch resümierte den packenden Auftritt: "Wir haben schlecht ins Spiel gefunden, es hat einfach immer ein Quäntchen gefehlt. Hinten raus haben wir den Angriff des TVG in den Griff bekommen." Die Trainer waren nach dem Abpfiff zufrieden - der eine mehr, der andere weniger. Maik Handschke (TV Großwallstadt): "50 Minuten lang haben wir stark gespielt, auch in der Abwehr, vorne zudem sehr strukturiert. Knackpunkt war die Zeitstrafe für Lopez Romero in der 51. Minute, am Schluss bekam Fridgeirsson noch eine völlig unnötige, das hat dem TVN den Sieg gebracht." Markus Gaugisch (TV Neuhausen): "Es war wie eine Zeitreise zurück ins letzte Jahr. Volle Halle, emotionales Spiel. Es war natürlich ein glücklicher Sieg. Wir haben aber eine richtig gute Leistung mit nur fünf technischen Fehlern gezeigt, waren diszipliniert im Abschluss. Am Ende haben wir einen neuen Impuls in der Deckung gesetzt, Markus Hansen vorgezogen. Ich freue mich für die Jungs, dass sie sich selbst belohnen konnten. Es war ein schönes Weihnachtsgeschenk für uns alle." Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/news/39702

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