Allerdings waren die Gastgeber in der SCHARRena, die in die Traversen des alten Stuttgarter Neckarstadions integriert ist, besser in das aktuelle Bundesligaspiel gestartet. Der schnelle Bobby Schagen und der lange Dominik Weiß hatten oft getroffen. Sie lagen nach einer Viertelstunde mit 12:8 beziehungsweise 13:9 Treffern vorn. Auch Johannes Bitter, der frühere Nationalkeeper und Weltmeister, besaß einen Anteil an dem größeren Vorsprung der Schwaben. Er hatte gleich mehrere Würfe von Franz Semper und Philipp Weber gemeistert und einen Siebenmeter der Leipziger an den Pfosten „geguckt“.
Doch die hauptsächliche Ursache, dass die Leipziger am Anfang der Auseinandersetzung klar zurücklagen, sah Trainer André Haber in der fehlerhaften Abwehrarbeit seines Teams: „Wir hatten zu viele Versuche des Gegners zugelassen, das wollten wir eigentlich anders machen.“
Die genannten Fehler konnten die grün-weißen Handballer vor allem durch eine variable Angriffsleistung kompensieren. So drehten Marc Esche auf der linken und Patrick Wiesmach auf der rechten Außenbahn regelrecht auf. Prompt wurden die Angriffe in die Breite gezogen, so dass die Mittelmänner auch genügend Räume vorfanden, die Niclas Pieczkowski und Andreas Rojewski routiniert nutzten. Bis zum Halbzeitpfiff von Sebastian Grobe und Adrian Kinzel waren die Sachsen vom Ergebnis her wieder dran. Der Spielstand lautete 17:17.
Das Bundesligaspiel startete nach dem Seitenwechsel praktisch von vorn. Plötzlich drehte David Schmidt aus dem Rückraum regelrecht auf. Die Sportskanone aus dem rechten Bittenfelder Rückraum, der in der vergangenen Saison in Friesenheim unter Vertrag gestanden hatte, traf in der gesamten Begegnung acht Mal. Die Gastgeber, die gemeinsam mit dem SC DHfK Leipzig in die Bundesliga aufgestiegen waren, lagen in der Mitte der zweiten Halbzeit wieder mit 21:18 beziehungsweise 24:21 Treffern vorn.
Aber auch dieser Zwischenstand hatte keinen Bestand. Immerhin spielen die beiden Männermannschaften die achte Saison in Folge gegeneinander. Da sind schon einige kuriose Ergebnisse und Aktionen in die Annalen gelangt. „Wir hatten obendrein in dem Match schon einmal einen größeren Rückstand aufgeholt, das machte Mut, dass wir das Spiel endgültig drehen können“, erinnerte sich Patrick Wiesmach.
Gesagt. Getan. Auf der einen Seite ließen die Gastgeber in der Kondition und Konzentration zusehends nach, andererseits wurden die grün-weißen Gäste immer selbstbewusster. René Villadsen traf über das ganze Spielfeld zum Ausgleich ins verlassene Bittenfelder Tor, Patrick Wiesmach verwandelte seine Siebenmeter eiskalt, auch Semper und Weber hatten jetzt Wurfglück. 24:24, 25:26, 26:27, 27:30, 28:31. Zum Schluss hatten die Leipziger fantastische 32 Auswärtstore zu Buche stehen. Mehr Treffer waren den körperkulturellen Handballern in der laufenden Saison – weder zuhause noch auswärts – gelungen.
André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig): „Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Spiele gegen Stuttgart oft auf Augenhöhe ablaufen. Ein ähnliches Spiel habe ich auch heute erwartet. Wir sind in der Deckung nicht gut in die Partie gestartet und haben dort zu viele Abschlüsse zugelassen, die wir eigentlich wegnehmen wollten. Der Schlüssel zum Sieg war meiner Meinung nach unsere Leistung im Angriff – hier haben wir über die gesamten 60. Minuten sehr gut agiert. Zum Schluss haben wir es dann clever gespielt. Weiterhin haben wir es geschafft, Jogi Bitter so zu beschäftigen, dass dieser ausgewechselt wurde – ich denke das kommt auch nicht alle Tage vor. Insgesamt bin ich sehr zufrieden und freue mich wirklich über diesen Auswärtssieg.“
Jürgen Schweikardt (Trainer TVB Stuttgart): „Gratulation an Leipzig zum Sieg – wir sind natürlich sehr enttäuscht. Wir haben es uns selbst zuzuschreiben, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben. Wir lagen mehrmals in Front, haben es aber nicht geschafft unsere Vorsprünge zu verteidigen. Im Endeffekt war es eine Summe an vielen Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass wir das Spiel verlieren. Am Ende reicht es dann leider nicht zum Sieg, vielleicht hat uns heute einfach auch der Killerinstinkt gefehlt, dieses Spiel zu zumachen. Es geht darum unsere Leistung weiterhin beständig auf die Platte zu bringen – davon waren wir auch heute nicht weit entfernt. Gegen Berlin gilt es jedoch in manchen Bereichen wieder besser zu werden.“
TVB Stuttgart: Bitter, Maier; Häfner 2, Weiß 4, Schagen 9/3, Schweikardt 1, Späth, Baumgarten 3, Röthlisberger, Kienzle, von Deschwanden 2, Pfattheicher, Schmidt 8
SC DHfK Leipzig: Putera, Villadsen 1; Semper 5, Wiesmach 8/3, Rojewski 2, Jurdzs, Krzikalla, Binder, Janke 1, Pieczkowski 3, Roscheck, Weber 4, Gebala, Milosevic 1, Esche 7
Siebenmeter: Stuttgart 3/3, SC DHfK 3/4
Zeitstrafen: Stuttgart 8 Min, SC DHfK 8 Min
Rote Karte: Kienzle (Stuttgart/ 47. Min)
Zuschauer: 2190
Quelle: PM SC DHfK Leipzig
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