Schmerzhafte Niederlage gegen den Aufsteiger

10.12.2020 22:00
Heinz Hartung-Foto von Nebojsa Simic

Die MT Melsungen hat im Heimspiel gegen den HSC 2000 Coburg eine herbe und schmerzhafte 27:32 (13:15)-Niederlage bezogen. Vor weiterhin leeren Rängen in der Kasseler Rothenbach-Halle fanden die Nordhessen zu keiner Zeit zu ihrem Spiel. Den Fehlstart aus der Anfangsphase wie auch einen Rückstand in der zweiten Hälfte holte Melsungen jeweils zum Ausgleich auf, vermochte aber über die komplette Spielzeit nicht ein einziges Mal, selbst in Führung zu gehen. Sechs Tore von Yves Kunkel standen bei der MT am Ende zu Buche, derer acht es auf der Gegenseite durch Pontus Zettermann. Für den Aufsteiger und derzeitigen Tabellenletzten waren es die beiden ersten Zähler der Saison.

Ungewohntes Bild in der Abwehr-Startformation der Nordhessen: Finn Lemke fehlte kurzfristig (Corona-Nachwirkungen), dafür stand Felix Danner neben Arnar Freyr Arnarsson im Innenblock. Und musste noch vor Ablauf der ersten Spielminute tatenlos zusehen, wie über die rechte Seite Kreisläufer Stephan Zeman frei zum Wurf kam und den ersten Treffer der Partie erzielte. Ähnlich ungeordnet liefen auch die Folgeminuten: Melsungen zu passiv in der Deckung, Coburg aufreizend langsam – aber erfolgreich. Während Julius Kühn und Kai Häfner an Konstantin Poltrum scheiterten und lediglich Tobias Reichmann per Siebenmeter erfolgreich war, trafen Pontus Zetterman, Florian Billek per Gegenstoß und Tobias Varvne. Die Gäste führten nach nicht einmal fünf Minuten mit 4:1.

Zwar kämpfte sich die MT langsam rein in die Partie und fand Anschluss, rund lief es jedoch nicht. Auch, weil Julius Kühn wegen Problemen mit dem Schuh auf die Bank musste. Für ihn kam Ole Pregler rein du traf – 4:5 (8.). Doch weil der Youngster kurz darauf eine weitere Nachlässigkeit in der Abwehr, die er nicht zu verantworten hatte, ausbügeln wollte und zu spät kam, musste er prompt wieder für zwei Minuten raus. Da Kühn noch nicht wieder einsatzbereit war, kam nach genau neun Spielminuten der A–Jugendliche Paul Kompenhans zu seinem ersten Einsatz in der Handball-Bundesliga. Nicht lange indes, weil Gudmundur Gudmundsson nach nicht einmal zehn Minuten die erste Auszeit nahm.

Melsungen steigerte sich, kam sogar zum 7:7 durch Timo Kastening (12.). Endlich drin in der Partie, so dachte man. Doch weil der HSC das kurze Verschnaufen nach vollbrachte Aufholjagd direkt nutzte, stellte erst Stephan Zeman auf 7:9, dann Justin Kurch gar auf 8:11 (18.). Spielfluss war wenig zu sehen und auch die Rückkehr von Julius Kühn aufs Spielfeld brachte nur kurzzeitig etwas. Sein 9:11 konterte Drasko Nenadic sofort, wobei Nebojsa Simic den Wurf fast gehalten hätte, das Leder aber doch nur unter die Latte und ins Netzt ablenken konnte. Wieder drei hinten also (22.).

Diesem Rückstand liefen die Nordhessen hinterher. Weil Coburg weiter den Ball lange laufen ließ und mit fast stoischer Ruhe auf seine Chance zum Abschluss, meist über die Nahwurfzone, suchte. Bei den Gastgebern hingegen waren immer wieder technische Fehler der Grund, warum der Abstand nicht kleiner wurde. Hätte nicht Yves Kunkel zwei Tempogegenstöße zum 11:13 (27.) untergebracht, wäre die Lücke wohl noch größer geworden. So blieb es wenigstens dabei, dass die MT den Anschluss bis zur Halbzeit hielt. Mit der letzten Aktion vor dem Pausenpfiff, einem Freiwurf bei drei Sekunden auf der Uhr, gelang Julius Kühn sogar noch das 13:15 und damit Schadensbegrenzung.

Zur zweiten Hälfte kam Silvio Heinevetter für den bis dahin sicher nicht schlechten, aber bei einigen Würfen unglücklich aussehenden Nebojsa Simic. Vorn begann im Gegensatz zur Startformation Timo Kastening an Stelle von Tobias Reichmann und lieferte, eingelaufen an den Kreis, gleich ein feines Anspiel auf Gegenüber Yves Kunkel zum direkten Anschluss. Was im zweiten Abschnitt auch besser lief: das Wechselspiel von Lasse Mikkelsen und Julius Kühn, die im Rückraum mehrfach rochierten. Zweimal setzte sich Melsungens Halbrechter durch – 16:17 (35.).

Die MT steigerte sich weiter, auch weil Heinevetter im Siebenmeterduell gegen Milos Grozdanic erstmals siegreich blieb. Allerdings mussten Felix Danner und Julius Kühn innerhalb weniger Sekunden nacheinander auf die Strafbank. Der Schwung blieb dennoch da, Lasse Mikkelsen und Yves Kunkel trafen jeweils in doppelter Unterzahl und gleichen bei einem Gegentreffer durch Tobias Varvne zum 18:18 aus (38.). Um, wie schon vor dem Seitenwechsel, nach vollbrachter Aufholjagd abermals einzubrechen. Als Arnar Freyr Arnarsson runter musste und Heinevetter einem sechsten Feldspieler Platz machte, unterlief vorn prompt der nächste technische Fehler. Milos Grozdanic hatte keine Probleme, das Leder übers komplette Feld zum 18:21 zu platzieren 41.).

Wieder bestand die Aufgabe im Aufholen eines Rückstandes, wieder mit erheblichen Problemen. Weil zwar beide Mannschaften sich Fehler leisteten, Coburg aber in Konstantin Poltrum den in dieser Phase mit Abstand stärksten Akteur auf dem Feld zwischen den eigenen Pfosten hatte. Seine Paraden führten sogar dazu, dass die Oberfranken trotz einer weiteren Auszeit von Gudmundur Gudmundsson mit 26:20 in Führung gingen – trotz einer starken Parade des zurückgewechselten Nebojsa Simic (49.). Melsungen stellte die Abwehr um, Yves Kunkel hemmte den gelb-schwarzen Spielfluss. Mit Erfolg, nach Kai Häfners 23:27 bat HSC-Coach Alois Mraz zur Auszeit (52.).

Acht Minuten Zeit, doch noch die Wende zu schaffen. Der Abstand blieb nach verwandelten Strafwürfen durch Florian Billek auf der einen und Timo Kastening auf der anderen Seite zunächst unverändert, dann überschlugen sich die Ereignisse. Eine Zeitstrafe jagte die nächste, Coburg behielt dennoch die Ruhe. Zunächst auch in Person von Billek, der von der Siebenmeterlinie zum 24:30 traf (55.), sechzig Sekunden später aber von der gleichen Stelle an Simic scheiterte - ebenso wie Milos Grozdanic kurz darauf. Über Kai Häfner und sein 26:34 (57.) kam noch einmal eine ganz leise Hoffnung auf, doch Pouya Norouzinezhad und Milos Grozdanic machten den Sack schließlich zu und bescherten dem Aufsteiger die ersten beiden Punkte der Saison.

Stimmen zum Spiel

Gudmundur Gudmundsson: Ich habe meine Mannschaft im Verlauf der Woche mehrfach gewarnt, weil ich das Gefühl hatte, dass genau das passieren könnte, was nun auch passiert ist. Ich habe vor allem gesehen, dass wir in unserem abwehrverhalten nicht richtig dabei waren. Wir haben fast jeden Zweikampf verloren. Ich habe die richtige Einstellung, das Feuer und die Leidenschaft nicht gesehen heute. Vorn hatten wir schon auch gute Phasen. Aber das hat nicht gereicht, weil wir hinten einfach schlecht waren.

Alois Mraz: Wir freuen uns riesig, dass wir dieses Spiel gewonnen haben. Die zurückliegende Phase bis hier her war für uns lang. Aber es war zu sehen, dass sich die Jungs immer besser gefunden haben. Heute haben sie das bestätigt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, wie sie das kämpferisch erledigt hat. Auch als Melsungen auf Unentschieden kam, sind wir wieder abgesprungen. Ein riesiges Lob an die Jungs, die einen super Job erledigt haben. Melsungen hat sicher eine starke Mannschaft, aber heute wollten wir die Punkte einfach mehr. Wir waren kämpferisch und mental voll da.

Felix Danner: Coburg hat den Sieg mehr gewollt, sie haben mehr gekämpft als wir. In der Abwehr haben wir keinen richtigen Zugriff bekommen. Nach dem Rückstand war es schwierig, wieder heranzukommen. Wir waren nicht aggressiv genug. An die Partie vor vier Jahren habe ich während des Spiels nicht gedacht, aber danach.

MT Melsungen – HSC 2000 Coburg 27:32 (13:15)

MT Melsungen: Simic (9 Paraden / 22 Gegentore), Heinevetter (5 P. / 10 G.); Maric, Kühn, Kompenhans, Reichmann, Kunkel, Mikkelsen, Danner, Arnarsson, Allendorf, Pregler, Häfner, Salger, Kastening - Trainer Gudmundur Gudmundsson.

HSC 2000 Coburg: Poltrum (16 P. / 27 G.), Kulhanek (n. e.); Norouzinezhad 2, Sproß, Kelm, Nenadic 1, Billek 7/3, Zetterman 8, Varvne 4, Schikora, Kurch 1, Zeman 3, Grozdanic 6/3, Neuhold - Trainer Alois Mraz.

Schiedsrichter: Julian Köppl (Darmstadt) / Denis Regner (Nieder-Olm).

Zeitstrafen: 12 – 8 (Pregler 8:44, Salger 26:21, Danner 35:15, Kühn 35:41, Arnarsson 39:47 53:05 - Zeman 3:02, 54:09, Nenadic 41:07, Norouzinezhad 54:03) – Disqualifikation: Kühn (MT, 54:48).

Strafwürfe: 6/5 – 9/6 (Grozdanic scheitert an Heinevetter 35:44, Reichmann scheitert an Poltrum 45:07, Billek scheitert an Simic 55:59, Grozdanic scheitert an Simic 57:18).

Zuschauer: Ohne Zuschauer in der Rothenbach-Halle, Kassel.

Die nächsten Spiele:

So., 20.12.20, 16:00 Uhr, FA Göppingen – MT Melsungen, EWS Arena Göppingen
Di., 22.12.20, 18:00 Uhr, MT Melsungen – TVB Stuttgart, Rothenbach-Halle Kasse

 

Quelle: Pressebericht von Bernd Kaiser, MT

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