Schulze/Tönnies im Löwenfunk: Die hohe Kunst der Schiedsrichterei

24.05.2023 12:35

Sie sind eines der bekanntesten und renommiertesten Schiedsrichter-Gespanne Deutschlands. Zuletzt pfiffen sie das Halbfinale Spanien gegen Schweden bei der Handball-WM und das der Löwen beim REWE Final4 gegen Flensburg. In Folge 77 des Löwenfunk, dem Handball-Podcast der Rhein-Neckar Löwen, sprechen sie unter anderem über den Vergleich HBL und Champions League, knifflige Entscheidungen, schlechte Tage und ihre unerschütterliche Beziehung.

Hier eine Auswahl der besten Zitate:

Tobias Tönnies über das Champions-League-Spiel Barcelona gegen GOG: „Ich habe während des Spiels zu Robert gesagt: Weißt du was: Wir haben hier heute fast gar nichts zu tun. Da hat sich keiner wehgetan, da wollte keiner jemandem was Böses. Aber auch ein brisantes Spiel hat etwas Schönes.“

Tobias Tönnies über den Vergleich Champions League und Bundesliga: „In der Bundesliga spürst du eine höhere Intensität als in der Champions League. Es macht so viel Spaß, hier Woche für Woche durch die Hallen und Arenen zu reisen, weil man weiß: Hier ist immer was los.“

Robert Schulze über die Vorbereitung: „Auf ein Spiel bereitest du dich spieltaktisch vor. Da sitzt du nicht das ganze Wochenende vor dem Fernseher und schaust Spiele. Du bereitest dich auch nicht auf einzelne Spieler vor, schon allein deshalb nicht, damit du unvoreingenommen ins Spiel gehst und kein Spieler von vornherein seinen Stempel hat. Spieltaktisch heißt: Was kann passieren? Was sind die Abwehrsysteme? Und dann guckst du im Spiel die ersten fünf, zehn Minuten, was da abgeht.“

Tobias Tönnies über das leidige Thema Schritte: „Es muss passen. Es ist eine Gefühlssache. Schritte pfeifst du nicht, weil du zählst, sondern weil du denkst: Das waren jetzt Schritte. Da musst du viel abwägen und zum Beispiel schauen: Kriegt der Spieler jetzt einen Vorteil, weil er einen Schritt mehr macht? Dann pfeifst du ab.“

Robert Schulze über die Entwicklung des Handballspiels und veränderte Regeln: „Es ist komplexer und schneller geworden. Dann gibt es mittlerweile in manchen Wettbewerben den Videobeweis, der uns hilft, manche Dinge in Ruhe anzuschauen. Insgesamt steigt die Dynamik, wird der Fitnesszustand für Schiedsrichter immer wichtiger. Einfacher wird es definitiv nicht.“

Robert Schulze über die denkbare Einführung des Videobeweises in der Bundesliga: „Das wäre – genauso wie zum Beispiel das Headset, das wir bereits haben – ein technisches Hilfsmittel. Dieses unterstützt uns aber nicht in der Philosophie, wie wir ein Spiel leiten. Natürlich ist es schöner, wenn du so etwas wie den Videobeweis als Hilfestellung hast. Aber so etwas ersetzt nie die eigentliche Grundlage, auf der wir Entscheidungen treffen.“

Robert Schulze über schlechte Tage als Schiedsrichter: „Das ist öfters passiert. Das kriegst du in der Regel in den ersten Minuten auch mit, dass es heute keine gute Idee ist, hier zu sein. Problem ist nur: Wir suchen dann immer die Auswechselbank, auf der die anderen Schiedsrichter sitzen.“

Tobias Tönnies zum selben Thema: „Da kommt das Headset zum Einsatz. Darüber versuchst du dann, dich zu pushen und irgendwie die Kurve zu kriegen. Wie du das dann hinbekommst, ist die hohe Kunst der Schiedsrichterei.“

Robert Schulze über den Umgang mit Kritik: „Das gehört dazu. Social Media und Nachrichten aufs Handy bekommt man schon mit. Damit muss man leben, das ist völlig normal. Unser Fokus liegt aber auf der Nacharbeit. Wir haben da auch einen Mentaltrainer an der Seite, mit dem wir viele Spiele besprechen. Sehr schön ist es, wenn man Nachrichten von jungen Nachwuchsschiedsrichtern bekommt, die ihren eigenen Weg gehen wollen und uns zum Beispiel nach Tipps fragen. Das gibt uns mehr Energie als all die Querschläger, die sonst so schreiben.“

Seit der Saison 2019/20 gibt es die Rhein-Neckar Löwen auf die Ohren. Unter dem Namen „Löwenfunk – der Handball-Podcast der Rhein-Neckar Löwen“ spricht Moderator Kevin Gerwin im Abstand von 14 Tagen mit aktuellen Spielern, Verantwortlichen und Ehemaligen des zweifachen deutschen Handball-Meisters sowie dem einen oder anderen „Special Guest“. Seit der Spielzeit 21/22 wird der Löwenfunk von der WTG Gruppe präsentiert. Möglich gemacht wird der Podcast durch Medienpartner RPR1., der an der Produktion beteiligt ist. Aktuell befindet sich der Podcast in seiner vierten Staffel.

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