So weit entfernt und doch so nah: HSG Konstanz mit „Spaß, neues Konstrukt zu formen“ nach Emsdetten

15.10.2017 16:14
Augen auf in Emsdetten: Tim Jud (links) und Mathias Riedel wissen um die Schwere der Aufgabe beim TVE und sind besondes gefordert. (Foto: Peter Pisa)
2. Handball-Bundesliga: TV Emsdetten – HSG Konstanzn (Samstag, 19 Uhr, Emshalle) Eine ungemütliche Aufgabe steht der HSG Konstanz am Samstag, 19 Uhr, bevor. Über 650 Kilometer Anreise in die beschauliche 36 000-Einwohner-Stadt Emsdetten liegen dann hinter den Gelb-Blauen vom Bodensee, zu einem Gegner, der einen phänomenalen Lauf hat und neben Tabellenführer Bergischer HC die einzige ungeschlagene Mannschaft der 2. Handball-Bundesliga ist. Sechs Siege, zwei Unentschieden, Tabellenplatz drei: der TV Emsdetten befindet sich gerade im Höhenflug. Zudem zählt die Mannschaft aus Nordrhein-Westfalen nicht gerade zu den Lieblingsgegnern der Konstanzer, die bei den 23:33- und 26:30-Niederlagen in der letzten Saison relativ chancenlos waren. Auf den ersten Blick liegen nach acht Spieltagen schon zwölf Punkte zwischen zwei Teams, die in der vergangenen Spielzeit noch lange Konkurrenten im Kampf um den Abstieg waren. Lange hatte Konstanz die Nase vorne, am Ende sicherte sich Emsdetten mit einem starken Endspurt noch Platz neun, die HSG lief auf Platz 14 ein. Nun scheinen Welten zwischen dem Zweitliga-Urgestein TV Emsdetten und der HSG Konstanz zu liegen. Wie oft im Sport erweist sich der erste Blick jedoch als Trugschluss. Die Unterschiede in den Ergebnissen sind gar nicht so groß – aber entscheidend. Während die Westfalen dreimal mit einem Tor gewannen, dabei zuletzt in Aue durch einen Siebenmeter in allerletzter Sekunde und sich zudem in zwei weiteren engen Begegnungen ein Unentschieden sichern konnten, musste Konstanz sich schon dreimal mit einem Tor geschlagen geben, ebenso wie in einigen weiteren sehr engen Partien. Es läuft also an der Ems bei selbstbewussten und eingespielten Münsterländern, während die junge, neuformierte Mannschaft der Südbadener noch oft Lehrgeld bezahlen musste und für couragierte Auftritte nicht belohnt wurde. „Emsdetten ist super eingespielt, muss in den entscheidenden Situationen nicht nach jemandem suchen, sondern jeder weiß, was passiert“, benennt Daniel Eblen gravierende Unterschiede zu seiner Mannschaft. „Für diese Selbstverständlichkeit und diesen Automatismus müssen wir noch arbeiten.“ Bei näherer Betrachtung der Kaderzusammensetzung sind die Erkenntnisse für den 42-Jährigen wenig überraschend: „Die erste Sieben hat, bis auf Linksaußen, schon in der kompletten Rückrunde der letzten Saison gespielt.“ Dazu setzt man in Emsdetten auf zahlreiche erfahrene Akteure, die zu den besten Individualisten der Liga gehören. „Tolle Spieler wie Merten Krings oder Georg Pöhle“, zählt der HSG-Cheftrainer auf. Vor allem Krings zählt zu den besten Mittelmännern der Liga und ist Dreh- und Angelpunkt im Emsdettener Spiel, der Partien oft alleine entscheidet. Der gute Saisonstart ist dabei auch darauf zurückzuführen, dass mit Linksaußen Oddur Gretarsson (zu HBW Balingen-Weilstetten) lediglich ein Stammspieler den Verein verließ – und dafür mit Dirk Holzner vom ThSV Eisenach eine echte „Granate“ verpflichtet werden konnte, die gleich im ersten Spiel mit 16 Treffern einschlug und mit schon 66 Saisontoren bester Torschütze der Liga ist. Doch auch in Konstanz geht es trotz nicht zufriedenstellender Ergebnisse weiter bergauf. „Die Jungs trainieren gut“, lobt Eblen, „und wir kommen im Angriff langsam dahin, wo wir hinwollen. Dennoch haben wir noch einen Weg zu gehen, weil die Stabilität fehlt.“ Während der A-Lizenzinhaber unter der Woche mit einigen Blessuren bei wichtigen Spielern zurechtkommen musste, muss ein Gegenüber Daniel Kubes wahrscheinlich auf seinen angeschlagenen Rückraumspieler Georg Pöhle verzichten. Die Alternativen für den als Spieler auf den Champions-Legaue-Thron gestiegenen Ex-Star des THW Kiel, der nun auch tschechischer Nationaltrainer ist, sind allerdings erstklassig. Der Niederländer Jasper Adams steht in den Startlöchern und gilt als nicht weniger gefährlich. „Dennoch gehen wir auch in dieses Spiel rein, um etwas zu erreichen“, gibt sich der HSG-Coach trotz der unterschiedlichen Vorzeichen kämpferisch und sagt: „Es kann dann sein, dass wir, je nach Verlauf, während des Spiels unsere Ziele neu definieren müssen.“ Ein undankbarer Zeitpunkt, nun in Emsdetten spielen zu müssen, wenn der TVE einen dermaßen guten Lauf hat? Für Eblen völlig unerheblich. „Das Team von Daniel Kubes wird immer eine gute Rolle spielen, es gibt daher keinen schlechten Zeitpunkt. Wir müssen zusehen, dass wir unsere Qualitäten auf die Platte bringen.“ Dabei ist besonders die Defensive gefordert, die den variablen Angriff der Gastgeber in den Griff bekommen müsse. Auch, weil es kaum einer Mannschaft gelingt, an die oder sogar 30 Tore in der Emshalle zu erzielen. „Sie kommen immer wieder mit überraschenden Aktionen zum Torerfolg, deshalb müssen wir auch in der zweiten und dritten Welle ganz besonders auf der Hut sein“, warnt der Konstanzer Übungsleiter vor vielen einfachen Toren. Die Freude an seiner Aufgabe ist ihm trotz der zuletzt deprimierenden Ergebnisse nicht vergangen. Daniel Eblen strahlt große Zuversicht und Spaß an der „schweren Aufgabe, ein neues Konstrukt zu formen“, wie er es nennt, aus. „Es ist eine tolle Herausforderung, dass wir durch diese Saison in dieser starken Liga dürfen. Die Jungs sind sehr ehrgeizig und wollen alle nach vorne.“ Und er stellt klar: „Ich bin nicht enttäuscht, wie wir uns bislang präsentiert haben. Es war klar, dass vor allem der Start nach einer Vorbereitung mit sehr vielen Verletzten ganz schwer werden würde.“ Schwer wird auch die Aufgabe in Emsdetten – aber auch nicht unmöglich. Denn: Jede Serie reißt einmal. Egal, ob positiv oder negativ. Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de Quelle: PM HSG Konstanz

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