Zweibrücken/Saarlouis. Lokal-Derbys haben immer einen besonderen, eigenen Charakter und meist auch eine überraschende Geschichte. Die vom Freitagabend in der Zweibrücker Westpfalzhalle macht da keine Ausnahme. Wer einen Handball-Leckerbissen erwartet hatte, lag aber völlig daneben. Es gab Handball-Arbeit, ein zähes Ringen zweier Teams, deren Spieler sich bestens kennen, eine hochspannende Schlussphase und eine Entscheidung quasi mit der Schluss-Sirene. Und während die Saarlouiser nach dem Grbavac-Freiwurf-Geschoss zum 26:27 jubelten, war ein Ex-Saarlouiser – Zweibrückens Coach Dado Grgic – einerseits in bischen enttäuscht, fand aber andererseits auch Lob für seine Mannschaft, die den Favoriten lange Zeit mehr als geärgert hatte.
Ein Spiel dauert nun mal 60 Minuten und nicht nur 59 Minuten und 58 Sekunden. Philipp Kessler bemühte am Tag danach die alte Sepp-Herberger-Weisheit an den Handball angepasst. „Wenn man beim Abpfiff ein Tor mehr erzielt hat, die 2. Spielhälfte nach 10:15-Pausenrückstand mit 17:11 gewinnt, dann sind die beiden Punkte letztendlich verdient, auch wenn ein Unentscheiden ebenfalls gerecht gewesen wäre.“
Saarlouis kam, angefeuert von rund 200 HGS-Fans, ganz ordentlich in die Partie, kontrollierte die ersten zehn Spielminuten, obwohl Philipp Kessler zunächst auf Pat Schulz (Sehnenriss im Fuß) verzichtete und insbesondere Quentin Abadie aus dem rechten Rückraum schon in dieser Anfangsphase 4 seiner insgesamt sieben Treffer erzielte. Und von Anfang an wurde deutlich, dass die beiden Unparteiischen Jaros/Thrun sich für das Spiel eine kleinliche Regelauslegung vorgenommen hatten. Früh gab es Zeitstrafen gegen di HGS und schon nach knapp 14 Minuten sah Tomas Kraucvicius die rote Karte, nachdem er Ivo Kucharik unglücklich im Gesicht getroffen hatte.
Nach der insgesamt ausgeglichenen Anfangs-Viertelstunde (7:7) übernahmen dann Paetow, Wiese und Kurotschkin das Kommando in der mit über 800 Zuschauer bestens gefüllten Westpfalzhalle. Philipp Kessler hatte seine Anfangsformation mit Kucharik, Grbavac und Abadie gewechselt und den immer noch angeschlagen wirkenden Max Hartz und Toms Lielais auf die Platte geschickt. Doch dsas führt zu einem Bruch im Spiel. Vorne lief nicht mehr viel zusammen und Yannik Klöckner im VTZ-Kasten zeigte eine Reihe gute Paraden. Aber auch Zweibrücken nutzte nicht alle Gelegenheiten konsequent und auch Darius Jonczyk vereitelte einige Gelegenheiten. Dennoch konnten sich die Gastgeber langsam immer weiter absetzen, kamen über 10:7 (20.) und 12:7 (26.) zu einem klaren Vorsprung, der bis zum Seitenwechsel 15:10, konstant blieb.
In der Kabinenansprache erinnerte Kessler sein Jungs an den Plan, den sie bis dahin offenkundig völlig ausser Acht gelassen hatten. Und das wirkte. Mit Pat Schulz im Kasten und der Anfangs-Rückraum-Formation ging es in die zweite Spielhälfte und die HGS-Fans unterstützten lautstark. Es dauerte aber bis fast in die Schluss-Viertelstunde, bis Saarlouis wieder in Schlagdistanz war (19:17, 44.). Zu Beginn der Crunchtim war die Partie beim 21:21 erstmals wieder ausgeglichen. Nun stieg der Spannungspegel von Minute zu Minute. Die VTZ legte vor, die HGS zog nach. Beide Trainer nehmen in den Schlussminuten noch jeweils eine Auszeit. Zweibrückens Tom Paetow scheitert nach Dados Auszeit beeim Stand von 26:26 an Pat Schulz.
Die entscheidende Szene wenig später. Ivo wird von den Beeinen geholt. Freiwurf für die HGS. 2 Sekunden bleiben auf der Uhr. Die HGS stellt eine Drei-Mann-Mauer, Pass, Josip Grbavac steigt nach 2 schnellen Schritten und zimmert das Leder in die lange Ecke zum Siegtreffer. Der Rest ist Jubel.
Statistik HGS: Jonczyk (6 Paraden), Schulz (9 Paraden, 1x Siebenmter), Abadie 7/2, Kucharik 5, Leist 3, Peter Walz 3, Louis 3, Grbavac 2, Noll 2, Thirry 1, Lars Walz 1
Siebenmeter: HGS 2/4, VTZ 2/3
Zeitstrafen in Minuten: HGS 12, VTZ 12
Zuschauer: 805
Quelle: PM HG Saarlouis
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