3. Liga: HSG Konstanz – TSV Blaustein 35:27 (18:12)
Die HSG Konstanz eilt weiter von Sieg zu Sieg und konnte ihre Erfolgsserie auf fünf Erfolge in fünf Spielen ausbauen. Mit 10:0 Punkten und einer Tordifferenz von plus 46 steht sie weiter auf Tabellenplatz eins, nachdem auch der TSV Blaustein trotz „müder Beine und Köpfe“ deutlich mit 35:27 (18:12) bezwungen wurde.
Ein „Riesen-Kompliment“ wollte Head Coach Jörg Lützelberger seiner Mannschaft nach dem Auftritt gegen die Ulmer Vorstädter aussprechen. Die Leistung seiner Mannschaft bedurfte wahrlich keiner Rechtfertigung, vielleicht aber einer Erklärung. Denn, so ergänzte er das Kompliment sogleich um einen Zusatz, er könne verstehen, dass es bei dem einen oder anderen Zuschauer, der die ersten beiden Heimspiele der HSG verfolgt hat, ein Fragezeichen aufwerfe, warum er seinen Schützlingen jetzt ein Kompliment ausspreche. „Obwohl wir so viele Bälle verworfen haben wie in noch keinem Spiel zuvor“, so der EHF-Mastercoach. Aber: „Wer weiß, was die Mannschaft diese Woche gemacht und gearbeitet hat, muss den Hut davor ziehen.“ Schon in der ersten Halbzeit blickte Lützelberger in „leere Gesichter. Weil wir sie diese Woche im Training ausgequetscht haben.“ In acht intensiven Einheiten und einer erhöhten Intensität im Krafttraining wollte das Trainerteam weitere Grundlagen für eine lange Saison legen. Ein müder Körper verursachte im Duell mit Blaustein auch müde Köpfe. „Der eine oder andere Pass war nicht so präzise und erfolgreich“, so die Konsequenz, die für Lützelberger aber mit einkalkuliert war.
Auf der anderen Seite bewahrheiteten sich die guten Eindrücke, die Blaustein bislang in dieser Saison hinterlassen hatte. Erneut konnten die Schwaben ein gutes Spiel zeigen, die HSG immer wieder ärgern und vergaben längst nicht so viele klarste Torchancen wie in den letzten Wochen. Auch die HSG Konstanz zeigte ihren lautstarken Anhängern wieder das eine oder andere Highlight und startete über ein 4:1 mit einer komfortablen 10:4-Führung. Ganz ungewohnt verteidigten die Konstanzer dabei im 6:0-Verbund – eine weitere Maßnahme von Taktik-Fuchs Lützelberger, um neben der offensiven 3:2:1-Formation ein zweites Abwehrsystem zu etablieren und im Wettkampf nach vorne zu bringen. Das gelang vor allem in der ersten Hälfte ordentlich. Torwart Leon Grabenstein dankte die Vorarbeit mit tollen Paraden und später noch zwei parierten Siebenmetern obendrauf. Dennoch wirkte die HSG im schnellen Spiel nach vorne ungewohnt fahrig, produzierte etliche technische Fehler und ließ klarste Torchancen aus, weil auch Blaustein-Keeper Samuel Beha immer besser in Fahrt kam. Wären die Beine und Köpfe bei der HSG nicht spürbar müde gewesen, es hätte schon zur Pause noch deutlicher als mit sechs Toren Differenz zugehen können.
Einzig der international erfahrene Serbe Nikola Potic war mit neuen Treffern nicht zu kontrollieren. In der zweiten Hälfte schaffte Blaustein so mehrmals den Abschluss auf drei Tore wie beim 22:19 (38.) und hatte schließlich sogar die Chance auf der Hand, auf zwei Tore heranzukommen. Doch immer, wenn die HSG gekitzelt wurde, legte sie wieder eine Schippe drauf und zog erneut davon. Michel Stotz war als alleiniger Kreisläufer, da Niklas Ingenpaß sich bei der Erwärmung nicht gut fühlte und vorsichtshalber nicht eingesetzt wurde, einer hohen Belastung ausgesetzt, machte dies aber mit sechs Toren gut. Zudem konnte David Knezevic sich in der Abwehr seine Sporen verdienen und der eingewechselte Jannes Timm machte, als die feiernden Fans in den letzten Minuten längst stehende Ovationen spendeten, mit den letzten drei Treffern der Gelb-Blauen den Deckel auf den nächsten hohen Sieg mit acht Toren Differenz. Die Weste der HSG bleibt weiter weiß und es wurden neben zwei Punkten wertvolle Erkenntnisse und Wettkampferfahrungen für eine erfolgreiche Saison gewonnen. Lützelberger: „Es ist wichtig, jetzt diese hohen Belastungsreize zu setzen, auch wenn aktuell anders mehr Tore und Spektakel drin gewesen wären. Jetzt heißt es Wunden lecken.“ Die Belohnung kommt nun in Form von drei freien Tagen zur Regeneration, weil der Charakter der Mannschaft für sich spreche. Beispiel Samuel Wendel: Kurz vor dem Spiel wurde der Linksaußen informiert, dass er sich darauf einstellen solle, dass er auch am Kreis zum Einsatz kommen könnte. Seine Antwort: „Ich weiß gar nicht, was ihr meint. Ich bin doch hier.“ Für Lützelberger ein klarer Beleg dafür, dass „die Jungs einfach unbedingt wollen und ans Limit oder diese Woche darüber hinaus gehen. Da habe ich Verständnis dafür, dass der eine oder andere Pass nicht ankommt. Es ist auch ein Lernprozess, in diesem Zustand die richtigen Entscheidungen zu treffen.“ Der feine Unterschied für den sprachgewandten 36-Jährigen liegt hier zwischen Taktik und Strategie. Nicht nur der kurzfristige, sondern auch der langfristige Erfolg ist die Maxime, der alles untergeordnet wird. Und dennoch bekamen die Fans wieder 35 teils herrlich herausgespielte Tore zu sehen. Am Freitag wartet beim TV Willstätt die nächste schwere Bewährungsprobe.
HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Leon Grabenstein (beide Tor); Michel Stotz (6), Aron Czako (2), Matthias Hild (1), Joel Mauch, Gianluca Herbel, Fynn Beckmann (4), Joschua Braun (2), Tim Bornhauser (4), Jannes Timm (3), Samuel Wendel (2), Peter Schramm (3), Niklas Ingenpaß, Lukas Köder (5/4), David Knezevic (3).
Trainer: Jörg Lützelberger
Zuschauer: 500
Quelle: PM HSG Konstanz
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