TSG Ludwigshafen-Friesenheim - Was für ein Finale

27.12.2016 20:39
Man muss am Boxing Day nicht zwangsläufig auf die britische Insel, um sportlich auf seine Kosten zu kommen. Am 26. Dezember genügte ein Abstecher nach Saarlouis, genauer in die Halle am Stadtpark. Dort sahen 1400 Besucher, darunter etwa 150 Fans der TSG Ludwigshafen-Friesenheim, ein spektakuläres, hoch emotionales Match. Die Anhänger beider Mannschaften erlebten im Laufe der 60 Minuten ein verblüffendes und atemberaubendes Auf und Ab, wobei am Ende das Team von Ben Matschke gewann. Die Eulen sicherten sich mit einem 32:27-Erfolg bei der HG Saarlouis zwei wichtige Zähler und sind mit nun 22:14 Punkten weiterhin auf dem sechsten Platz notiert. „Die letzte Spielminute war eine Riesenparty“, sagte Patrick Weber und freute sich besonders über die Fan-Unterstützung: „Unsere Fans waren unfassbar wichtig gewesen.“ Die Auswahl von Ben Matschke, die in Saarlouis ohne ein Sextett auskommen musste, kam unglaublich gut in die Partie und führte nach nicht einmal zehn Minuten mit 7:0. Die Rothemden blieben bis zur Halbzeit das dominierende Team und gingen mit einem 15:9-Zwischenstand in die Pause. Nach dem Kabinengang schlug das Pendel zunächst in Richtung Saarlouis aus, das erst den Rückstand verkürzte und dann in der 41. Minute zum 18:18-Gleichstand kam. Als gut zehn Minuten darauf die erste HGS-Führung erzielt wurde, schien die Partie zu kippen. Doch die Rothemden kämpften bravourös und legten trotz der Disqualifikation von Kai Dippe und Alex Feld sowie weiterer Zeitstrafen eine eindrucksvolle Schlussphase aufs Parkett, in der Patrick Weber, Robin Egelhof und Alexander Falk bemerkenswerte Akzente setzten. Mit einem furiosen 9:3-Lauf in den letzten gut acht Minuten sicherte sich die arg dezimierte Formation von Ben Matschke den 5. Auswärtssieg. Was für ein Finale im finalen Match des Jahres 2016. Als stünde nur ein Gehäuse auf dem Feld, versetzte die Anfangsphase in dieser Partie die TSG-Fans in prächtige Stimmung. Zunächst eröffnete David Schmidt den Torreigen. Philipp Grimm ließ das zweite Goal folgen und Kai Dippe das dritte. Dann war Pascal Durak dran, und Alex Feld erhöhte auf 5:0. Ein Doppelschlag durch David Schmidt und Patrick Weber zimmerte ein 0:7 auf die Anzeigentafel, dieses Zwischenresultat könnte ein Novum gewesen sein. Die Abwehr der HGS, die immer wieder umgestellt wurde, fand einfach keine Mittel gegen den Eulen-Angriff. Dass dieses Scheibenschießen keine 60 Minuten andauern konnte, war jedem klar. Saarlouis gelangen die ersten Treffer, aber die die Rothemden blieben vorne und führten nach Pascal Duraks zweitem Tor mit 10:4. Eine weitere 6-Tore-Führung zur Halbzeit verschaffte den Eulen eine gute Ausgangsposition für die zweite Halbzeit. „Die wollten wir konzentriert angehen“, verriet Patrick Weber. „Wir wollten Saarlouis nicht das Gefühl geben, dass noch etwas geht.“ Der zweite Durchgang dürfte noch einige Tage danach unter den Beteiligten und den Zuschauern Gesprächsthema sein. Auf einmal bekam die TSG-Abwehr in ihrer durchgängig gespielten 6:0-Formation keinen Zugriff mehr, zudem ging die Struktur im Angriff sukzessive verloren, und schon die ersten Minuten der zweiten Hälfte zeigten, wie schnell ein Vorsprung im Handball flöten gehen kann. Ein 9:3-Lauf der Gastgeber sorgte für den ersten Gleichstand in diesem Vergleich (41.). „Eigentlich waren wir alle platt“, gestand Patrick Weber. David Schmidt, Alex Falk und nochmals David Schmidt machten die TSG-Tore Nummer 19, 20 und 21, unterstützt durch Paraden von Roko Peribonio, der in den kommenden Minuten freilich die nächsten drei Gegentreffer hinnehmen musste. Unterdessen hatte Martin Murawski die Rote Karte gesehen, und vier Minuten später wurde auch Kai Dippe nach seiner 3. Zeitstrafe disqualifiziert. Unmittelbar danach traf Lars Weissgerber zur ersten HGS-Führung (52.) - längst hatte sich die Stadthalle in einen Hexenkessel verwandelt. Aber die TSG-Crew bäumte sich nochmals auf, behielt in dieser für sie kritischen Phase die Übersicht, wirkte sehr entschlossen und wurde im Abschluss wieder äußerst effektiv. Zwar hatte Peter Walz seine Farben zwei weitere Male nach vorne gebracht, doch Patrick Weber netzte zwei Mal in Unterzahl ein. Dann brachte David Schmidt das TSG-Ensemble wieder in Führung, die Alex Falk mit einem erfolgreichen Gegenstoß auf zwei Tore ausbaute. Die letzten gut viereinhalb Minuten hatte die TSG in Unterzahl zu absolvieren, doch als sei das überhaupt kein Nachteil, schraubten Robin Egelhof (2), Philipp Grimm, Patrick Weber und Alex Falk die Trefferzahl auf 32 hoch. „Das ist ein kaum zu überschätzende Leistung“, schwärmte Patrick Weber. „Das war einfach sensationell.“ „Ich spüre eine große Erleichterung“, beschrieb Cheftrainer Ben Matschke seine Gefühlslage. „Die unglaubliche Unterstützung durch die Fans gibt uns ganz viel. Die Mannschaft hat in der Schlussphase einen super Charakter gezeigt, tolle Lösungen gefunden und sich selbst belohnt. Dass wir ohne Sechs das so toll lösen, Kompliment“, lobte der 34-jährige Coach. „Das war richtig geil, die Halle war in Friesenheimer Hand“, bemerkte Kapitän Philipp Grimm. „Hinten heraus haben wir das souverän gemacht. Es ist enorm wichtig, mit einem Sieg in die Pause zu gehen.“ Carsten Hoffmann hob heraus, dass „Moral und Einstellung stimmen. Die junge Truppe hat sich gut verkauft. Es war ein wichtiger Sieg, und wir haben Tuchfühlung zur Spitze. Alles gut.“ Die Statistik: HG Saarlouis: Schulz, Jonczyk; Faulenbach (7), Leist, Meoki-Etxebeste (3), Peter Walz (5), Murawski (1), Weissgerber (7/5), Müller, Schulz, Paetow, Polydore (3), Engels (1), Lars Walz; Trainer: Jörg Bohrmann TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Röpcke, Peribonio; Grimm (5/1), Egelhof (3), Dietrich, Feld (3), Falk (3), Durak (3), Schleidweiler, Weber (7), Dippe (2), Schmidt (6); Trainer: Ben Matschke SR: Frederic Linker (Oberursel) & Sascha Schmidt (beide aus Herne) ? Zuschauer: 1400 ? Zeitstrafen (in Min.): 14:12, Müller (8.), Engels (10., 23.), Polydore (33., 48.), Peter Walz (41.), Murawski (48.) – Dippe (2., 22. 51.), Schmidt (56.), Matschke (58.), Feld (58.) ? Rote Karte: Murawski (48.) – Dippe (51.), Feld (59.) ? Siebenmeter: 6/5 – 1/1, Weissgerber verwirft gegen Peribonio (29.) ? Team-Time-out: 6:03, 9:40, 44:06 – 26:08, 37:17, 57:14 Spielfilm: 0:4 (7.), 0:7 (10.), 4:8 (15.), 5:10 (18.), 6:13 (26.), 9:15 (HZ) – 12:17 (34.), 16:18 (39.), 19:21 (46.), 23:22 (52.), 26:27 (56.), 27:32 (Ende) Quelle: TSG Ludwigshafen-Friesenheim

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