ThSV-Schiff wird von Baggerseepiraten geentert

15.10.2018 12:43
ThSV-Kapitän Marcel Schliedermann von "Baggerseepiraten" matt gesetzt - sportfotoseisenach
Wartburgstädter kassieren bei der HSG Rodgau Nieder-Roden erste Saison-Niederlage und müssen Tabellenführung abgeben

Nahezu alles, was Sead Hasanefendic, der Coach des ThSV Eisenach, vor der Fahrt in den Landkreis Offenbach gefordert hatte, wurde nicht umgesetzt. Die HSG Rodgau Nieder-Roden, wegen des beliebten und von den Rodgau Monotones schon besungenen Badesees als „Baggerseepiraten“ bezeichnet, hatte wenig Mühe, das mit „Leichtmatrosen“ besetzte ThSV-Schiff zu entern, bejubelte völlig losgelöst einen 23:19 (14:7)-Erfolg. Die Wartburgstädter mussten die in der Vorwoche mit glanzvoller Leistung im Ligagipfel übernommene Tabellenführung wieder an die SG Nußloch abgeben, die ihre Heimaufgabe gegen die SG Leutershausen mit 31:26 erfolgreich meisterte.

Manager Rene Witte: „Wir sind nicht die Übermannschaft!“

Die Partie war indes ein Beleg, dass die 3. Liga für den ThSV Eisenach kein Selbstläufer wird. „Jeder der Leistungsträger muss in jedem Spiel 100 Prozent abrufen. Haben zwei oder drei Aussetzer, können wir das nicht kompensieren“, hob Marcel Schliedermann hervor. Der Kapitän fügte im Namen der Mannschaft hinzu: „Wären wir nur halb so gut gewesen, wie unsere mitgereisten Fans, wir hätten das Spiel gewonnen. Großer Dank an unsere Anhängerschaft!“ Marcel Schliedermann und einige seiner Mitspieler dankten und entschuldigten sich nach dem Abpfiff per Handschlag bei den knapp 100 mitgereisten blau-weißen Fans. Shpetim Alaj, dem vor Ort weilenden Präsidenten des ThSV Eisenach, stand die Enttäuschung im Gesicht. „Uns hat es an Kampf und Leidenschaft gefehlt. Das Spiel hat zudem gezeigt, dass wir auf zwei oder drei Positionen unbedingt Verstärkung brauchen“, so Shpetim Alaj. Erschwerend, mit Mladan Jovanovic und Martin Potisk standen die zwei einzigen Neuzugänge verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. „Die Zahl unserer technischen Fehler war einfach zu hoch“, bekannte Marcel Schliedermann. Fürwahr, die statistischen Werte belegen den Spielausgang. Dem ThSV Eisenach unterliefen 14 Technik- und Regelfehler. Mit einer Torwurfeffektivität von gerade einmal 51 Prozent können kaum Pluszähler verbucht werden. Das Torhüterduell ging klar an Marco Rhein. Der Schlussmann der HSG Rodgau Nieder-Roden meisterte 18 Bälle, für die Eisenacher Keeper Stanislaw Gorobtschuk und Lars Kremmer wurden zusammen nur 8 abgewehrte Bälle notiert. „Wir sind nicht die Übermannschaft. Deshalb brechen wir keinen Stab über unser Team. Analyse, Wunden lecken und Konzentration auf die am Samstag anstehende Heimaufgabe gegen Eintracht Baunatal“, argumentierte Eisenachs Manager Rene Witte.

Klare deutliche Worte von ThSV-Coach Sead Hasanefendic

Der vom Spielverlauf und Spielausgang sichtlich gekennzeichnete ThSV-Coach Sead Hasanefendic sparte nicht mit klaren Worten: „Kampf und Emotionen gehören zu einem Handballspiel dazu. Nicht nur da war meine Mannschaft unterlegen. Die Spieler der HSG Rodgau Nieder-Roden waren schneller, explosiver und dynamischer, verließen als verdienter Sieger das Parkett.“ Seinem Kollege Jan Redmann verschlug es mit Freudentränen in den Augen fast die Sprachen. „Sensationell, wie wir unsere Führung im zweiten Abschnitt behauptet haben“, so der Trainer des Teams aus dem Landkreis Offenbach. Beim 17:14 (47.. Mürköster im Nachwurf) hätte die Partie noch kippen können. Die Eisenacher ließen im zweiten Abschnitt kaum einen Gegentreffer aus dem Positionsangriff zu, verteilten dann aber reichlich Präsente durch kapitale Fehler bei eigenem Ballbesitz, für die die Hausherren mit Treffern zum 20:14 (50.) dankten. „Oh, wie ist das schön“, sangen die einheimischen Fans nach Treffern ihrer Mannschaft in den verwaisten Eisenacher Kasten. Der überwiegend bei den Gastgebern im Angriff eingewechselte und die Regieposition besetzende Alexander Weber war happy: „Wir haben unser starkes Heimgesicht gezeigt, waren von unbändigem Siegeswillen beseelt. Jeder hat alles in die Waagschale geworfen, für den Nebenmann mit gekämpft. Das war der alles entscheidende Unterschied.“

Gerade einmal 7 Treffer im ersten Abschnitt

Der ThSV Eisenach startete gegen hochmotivierte Gastgeber in der erwarteten Formation. Nach dem 4:4-Gleichstand (10.) gelangen den Thüringern in den verbleibenden 20 Minuten der ersten Halbzeit noch 3 Treffer. Anders die Hausherren. Ihre mangelnde Torgefahr aus dem Rückraum kompensierten sie bestens mit Ballstafetten zu allen drei Kreispositionen. Zunächst trafen sie über die linke Seite (Michael Weidinger) zum 9:4 (16.), dann Tim Henkel über Rechtsaußen und Benjamin Stein von der Kreismitte zum 12:6 (22.). „Die Gastgeber waren von Beginn körperlich präsenter“, gestand ThSV-Manager Rene Witte. Deren leichtfüßiges schnelles Angriffsspiel vermochten die Thüringer nur auf Kosten von Siebenmetern zu stoppen. Timo Kaiser verwandelte zum 14:6 (28.). Personelle und taktische Veränderungen auf Eisenacher Seite verpufften. „Selbst nach Ballgewinnen waren Tempogegenstöße bei uns Mangelware“, schüttelte Shpetim Alaj verständnislos den Kopf. Mit haarsträubenden Fehlern stoppten sich die Eisenacher immer wieder selbst.

ThSV Eisenach stellt sich immer wieder selbst ein Bein

Das erwartete Aufbäumen nach Wiederbeginn setzte mit Verspätung ein. Erst einmal traf Florian Stenger vom Kreis zum 17:9 (36.). Dann endlich einmal eine gelungene Eisenacher Angriffsaktion; Alexander Saul bediente den zuvor gleich doppelt freistehrend vom Kreis scheiternden Justin Mürköster (17:10., 34.), Hannes Iffert, trotz Foulspiels nicht am erfolgreichen Torwurf zu hindern, Daniel Luther per Strafwurf, Adrian Wöhler und Justin Mürköster verkürzten bis auf 3 Treffer (17:14, 47.). Jetzt hätten die Eisenacher vermutlich die Partie noch kippen können, doch sie stoppten ihre mit Ballverlusten Aufholjagd selbst. Philipp Keller netzte zum 20:14 ein (50.). ThSV-Coach Sead Hasanefendic versuchte es mit zwei Kreisspielern, mit Justin Mürköster und Hannes Iffert. Beim 20:17 (52.), nach zwei Treffern von Adrian Wöhler, keimte nochmals Hoffnung. Doch nun powerte Philippe Kohlstrung über die linke Seite zum 21:17, scheiterte Eisenachs junger Linkshänder Jonas Richardt am zur Hochform aufgelaufenen HSG-Keeper Msarco Rhein, der nach gelungenen Paraden immer wieder die Fäuste in die Höhe streckte. Im Nachwurf verwandelte Timo Kaiser einen Siebenmeter zum 22:18 (55.). Nach einer Eisenacher Auszeit fand Alexander Saul zum wiederholten Mal im Torhüter der Hausherren seinen Meister. Zu Beginn der Schlussminute versenkte Philipp Keller unter tosendem Jubel der einheimischen Fans zum 23:18. Die erste Saisonniederlage des ThSV Eisenach war perfekt.

Statistik

HSG Rodgau Nieder-Roden: Friedrich, Rhein; Geck, Weber, Henkel (2), von der Au (1), Wunderlich, Kohlstrung (2), Stenger (3), von Stein (1), Weidinger (4), Hoddersen, Schopper (3), Kaiser (6/4), Keller (2)

ThSV Eisenach: Gortobtschuk, Kremmer, Brand; Iffert (1), Bogatzki, Wöhler (4), Luther (5/1), Miljak, Schliedermann, Richardt (1), A. Alaj (2), Streckhardt, Mürköster (3), Weyhrauch, Saul (3)

Siebenmeter: HSG Rodgau Nieder-Roden 6/4 – ThSV Eisenach 3/1

Zeitstrafen: HSG Rodgau Nieder-Roden 3 x 2 Min. – ThSV Eisenach 7 x 2 Min.

Schiedsrichter: Bergmann/Stein

Zuschauer: 550 in der Sporthalle Nieder-Roden

Quelle: PM ThSV Eisenach

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