Deut­scher Meis­ter ver­stärkt die HSG We­sel

Presse, RP 07.07.2021

Tors­ten San­ders, der als Hoch­sprin­ger beim We­seler TV und bei Bay­er Le­ver­ku­sen Er­fol­ge fei­er­te, kehrt zu sei­nen Wur­zeln zu­rück. Bis zur A-Ju­gend spiel­te der heu­te 26-Jäh­ri­ge Hand­ball in We­sel, nun geht es in die Ver­bands­li­ga.VON RALF POLL­MANN

WE­SEL | Er ist Deut­scher Meis­ter und mehr­fa­cher Me­dail­len­ge­win­ner bei na­tio­na­len Ti­tel­kämp­fen. So­gar bis zu Eu­ro­pa­meis­ter­schaf­ten brach­te es der heu­te 26-Jäh­ri­ge, sein letz­ter Ver­ein hieß Bay­er 04 Le­ver­ku­sen. Die Re­de ist von Tors­ten San­ders, der als Leicht­ath­let beim We­seler TV groß ge­wor­den ist und sei­ne grö­ß­ten Er­fol­ge im Hoch­sprung fei­er­te.

Doch San­ders liebt nicht nur die „Hö­hen­flü­ge“, auch ei­ne Ball­sport­art hat es ihm an­ge­tan. Als Hand­bal­ler bei der HSG We­sel stieg er auch in sei­ne sport­li­che Lauf­bahn ein, schaff­te es in der Ju­gend bis in die Nie­der­rhein­aus­wahl. Hier schlie­ßt sich nun der Kreis: Tors­ten San­ders kehrt zur HSG We­sel zu­rück, ge­hört ab so­fort zum Ka­der des Ver­bands­li­gis­ten um Trai­ner Jan Mit­tels­dorf.

Und der 42-Jäh­ri­ge ist voll des Lo­bes über den über­ra­schen­den Neu­zu­gang. „Das ist für uns ein klei­ner Gold­schatz und wie Weih­nach­ten im Som­mer“, sagt Mit­tels­dorf. Seit dem 15. Ju­ni be­fin­det sich San­ders mit den HSG-Hand­bal­lern im Trai­ning. Zu­vor hat­te er zwei Pro­be­ein­hei­ten ab­sol­viert und „wur­de di­rekt ver­haf­tet“, wie es sein neu­er Coach be­schreibt. Dass Tors­ten San­ders nicht so­fort zum Leis­tungs­trä­ger des Ver­bands­li­gis­ten avan­cie­ren wird, dies weiß auch der Übungs­lei­ter.

Die Vor­aus­set­zun­gen ver­spre­chen aber viel. „Wenn man bis zur A-Ju­gend Hand­ball ge­spielt hat, dann ist das nicht weg“, sagt Mit­tels­dorf. Sein neu­er Schütz­ling sei auch je­mand, der „sich da schnell wie­der rein­bei­ßen möch­te und sehr ehr­gei­zig ist“. Durch die Leicht­ath­le­tik brin­ge er zu­dem Sprung­kraft, Ath­le­tik und Schnel­lig­keit mit. Kom­po­nen­ten, die auch bei Hand­bal­lern von Vor­teil sind. „Bei ihm sieht man die Hand­ball- und Leis­tungs­sport-Ver­gan­gen­heit“, so der HSG-Coach. Nach dem re­gu­lä­ren Trai­ning le­ge er zu­dem Ex­tra-Schich­ten mit dem Ball ein.

Es sei schon er­staun­lich, wie schnell San­ders al­les in Sa­chen Hand­ball­sport wie­der auf­neh­me, stellt Jan Mit­tels­dorf fest. Trotz­dem will er ihn eher lang­sam wie­der her­an­füh­ren. Zum Ver­bands­li­ga-Start am 12. Sep­tem­ber beim TV Ka­pel­len wird San­ders „si­cher­lich schon ers­te Ein­satz­mi­nu­ten be­kom­men“. Zu­mal er ei­ne Lü­cke füllt, die sich nach dem Weg­gang von Do­mi­nik We­ber aus be­ruf­li­chen Grün­den nach Ham­burg auf­ge­tan hat und die bis­her nicht rich­tig ge­schlos­sen wer­den konn­te.

San­ders fühlt sich auf der Po­si­ti­on halb­rechts im Rück­raum am wohls­ten. „Ge­ra­de dort ha­ben wir im­mer ge­sucht“, sagt Jan Mit­tels­dorf. Es ge­be im Ka­der zwar Kan­di­da­ten, aber mit San­ders nun end­lich wie­der ei­nen Links­hän­der. Au­ßer­dem be­rei­te das Trai­ning bei den zahl­rei­chen Neu­zu­gän­gen jetzt wie­der rich­tig Spaß. „Wa­ren wir sonst nur sie­ben bis acht Leu­te, so sind es nun 14 bis 16. Wir sind auf al­len Po­si­tio­nen gut und dop­pelt be­setzt“, er­zählt der HSG-Übungs­lei­ter Jan Mit­tels­dorf.

Dass Tors­ten San­ders sich nun wie­der dem Hand­ball­sport ver­schreibt, hat auch Ver­let­zungs­grün­de. Be­son­ders in der Zeit bei Bay­er Le­ver­ku­sen er­wisch­te es den deut­schen U-23-Meis­ter von 2014 – den Ti­tel hol­te er mit 2,17 Me­tern vor hei­mi­schem Pu­bli­kum im Au­esta­di­on – hef­tig. Im No­vem­ber 2015 brach der fünf­te Mit­tel­fu­ß­kno­chen, nur drei Mo­na­te spä­ter muss­te er auf­grund der glei­chen Ver­let­zung wie­der kür­zer tre­ten.

So blieb San­ders im Jahr 2016 kom­plett oh­ne Wett­kampf. 2018 muss­te er sich ei­ner Leis­ten-Ope­ra­ti­on un­ter­zie­hen, in den ver­gan­ge­nen Jah­ren ka­men klei­ne­re Bles­su­ren hin­zu. Letzt­lich konn­te er an die zu­vor er­ziel­ten Leis­tun­gen nicht mehr an­knüp­fen, die Co­ro­na-Zwangs­pau­sen führ­ten dann zum Ent­schluss, nach der DM 2020 in Braun­schweig (11. mit 2,05 Me­tern) mit dem Leis­tungs­sport Hoch­sprung auf­zu­hö­ren.

Zu­vor war San­ders, der in ganz jun­gen Jah­ren bei der TuS Dre­ven­ack als Läu­fer be­gon­nen hat­te, bei zahl­rei­chen Meis­ter­schaf­ten vor­ne plat­ziert. DM-Bron­ze gab es 2011 bei den Deut­schen Ju­gend­meis­ter­schaf­ten mit 1,98 Me­tern, ein Jahr spä­ter reich­te es zu Sil­ber (2,07). Zwölf Mo­na­te spä­ter kam er bei der DM auf Rang fünf, bei der U-20-EM im ita­lie­ni­schen Rie­ti wur­de er Neun­ter. Als Mit­glied von Bay­er Le­ver­ku­sen (ab 2014), wo er ei­ne kauf­män­ni­sche Aus­bil­dung ab­sol­vier­te, ge­wann er 2019 im der Hal­le mit 2,23 Me­tern die DM-Sil­ber­me­dail­le. „Der Ge­dan­ke, wie­der mit dem Hand­ball an­zu­fan­gen, war schon lan­ge da, wur­de durch Co­ro­na dann aber erst­mal ver­scho­ben“, er­zählt San­ders. Nun ist es je­doch so­weit.