Knapp verloren, aber auch unnötig verloren: Dies die kollektive Erkenntnis im Lager des Handball-Zweitligisten Eulen Ludwigshafen. Die Mannschaft um Kapitän Gunnar Dietrich verliert am Samstag vor 738 Zuschauern in der Erzgebirgshalle 29:30 (16:16) beim EHV Aue. „Eine bittere, weil in jedem Fall vermeidbare Niederlage. Uns gelingt es nicht, das Spiel mehr an uns zu reißen – auch bei Führung nicht - , weil wir in meinen Augen erneut zu viele Gegentore kassieren und zu wenig Verantwortung für den Abschluss haben“, bilanziert Lisa Heßler, die Geschäftsführerin der Eulen nach der dritten Niederlage im vierten Saisonspiel.
„Ich finde, dass wir gut starten und uns auch gut auf die 5:1-Deckung von Aue einstellen. Wagner hat getroffen, dann auch Salger, der es sehr gut macht. Die Halle war ruhig. Dann aber hatten wir einige Unzulänglichkeiten von außen, die Außen haben dann nicht mehr auf die Halbpositionen zugeschoben, so dass wir viel zu viele einfache Tore bekommen. Dazu kamen einige technische Fehler“, analysiert Trainer Ceven Klatt, wieso aus der Drei-Tore-Führung ein 16:16 zur Pause geworden ist. Was dann passiert, bedarf der Aufarbeitung, weil der Matchplan verlassen wurde. Klatt: „Ich weiß nicht warum. Das war so nicht abgesprochen. Wir schmeißen gleich nach der Halbzeit vier Bälle weg, kommen in Rückstand. Wir kämpfen uns auch durch unsere 5:1-Abwehr wieder heran“, sagt der Coach, der aber die Unzulänglichkeiten in der Abwehr, die überhasteten Abschlüsse, auch mit Würfen am Tor vorbei, als Gründe für die Niederlage anführt. Das Spiel über die Außen – „in der Summe zu wenig“, moniert der Trainer. Ceven Klatt: „Mich ärgert, dass wir nicht richtig reinschieben …“ So bekommt Arnar Halfdansson Raum, den er entscheidend nutzt, achtmal trifft.
Es dauert zu lange, ehe die Eulen eine bessere Quote bei den Torhütern haben. Nach der Pause hat Žiga Urbič (sieben Paraden) Matej Ašanin (3) im Tor abgelöst. Bitter: Achtmal scheitern die Eulen am Aluminium. Am Kreis geht wenig für den Gast, das macht Aue mit Petr Slachta (3) und Bengt Bornhorn (5/2) besser. So setzt sich Aue nach 39, 40 Minuten ab, führt 20:18, 21:19, 23:21. Hendrik Wagner, der zwölf Treffer markiert, gleicht noch einmal aus: 23:23 (49.). Aber Aue ist auch physisch sehr stark, setzt sich auf 28:24 ab (55.), nutzt die Chancen von außen. Die Eulen kommen nochmals dran: 29:28 (58.). Dann aber trifft Bornhorn vom Punkt: 30:28. Stefan Salgers achter Treffer kommt zu spät – 20 Sekunden vor Schluss. Das Spiel ist verloren – 29:30. Die gute eigene Quote - kein Trost für Salger, der in den ersten drei Saisonspielen ohne Treffer geblieben war. Der 2,07-Meter-Mann: „Die Tore bringen mir und dem Team leider nichts, wenn wir nicht gewinnen. Ganz dumme Phrase: Aber Handball ist ein Mannschaftssport!“
16:16 heißt es nach 30 Minuten. Die Eulen sind zwischenzeitlich auf drei Tore davon gezogen, führen 11:8, 12:9, 13:10 und 14:11. Stark: Stefan Salger. Er kommt nach 18 Minuten für Jannek Klein – und trifft. Salger markiert innerhalb von zwölf Minuten fünf Tore. Als er eine Zeitstrafe quittiert, kommt Aue wieder, das in Arnar Halfdansson, Adrian Kammlodt und Goncalo Ribeiro drei extrem starke Rückraumkräfte auf der Platte weiß. Aber bei den Eulen funktioniert’s auch Halblinks: Hendrik Wagner trifft in der ersten Halbzeit siebenmal. In der 29. Minute sieht Aues starker Kreisläufer Petr Slachta nach rüdem Foul an Wagner die Rote Karte.
Enttäuscht wie alle anderen auch, zeigt sich Max Haider nach dem 29:30 von Aue. Den Sieg gegen Großwallstadt mochte der Kreisläufer nicht überbewertet wissen. Er relativiert: „Da war nicht alles Gold was glänzt.“ Dass das Spiel in Aue trotz zwischenzeitlicher Drei-Tore-Führung aus der Hand gegeben wurde, hat für den stellvertretenden Kapitän eine Hauptursache: „Die Abwehr ist unser Hauptproblem. In vier Spielen haben wir dreimal über 30 Tore bekommen … Man muss ehrlich sagen, Hendrik Wagner und Stefan Salger, die es sehr gut gemacht haben, hatten uns im Spiel gehalten.“ Klar für Haider, wo die Hebel anzusetzen sind, um dauerhaft auf die Erfolgsspur zurückzukehren. Optimistisch stimmt den 25-Jährigen die Einstellung der Mannschaft zum Sport, die Kritikfähigkeit, die Trainingsleistung, der Zusammenhalt. Und der Schulterschluss mit den Fans. „Wir haben jetzt ein Bonusspiel und auch noch eine kleine Rechnung offen“, sagt Max Haider mit Blick auf das Spiel der ersten DHB-Pokalrunde am Dienstag (19 Uhr) in der Friedrich-Ebert-Halle gegen Bundesligist GWD Minden. Tickets gibt es online, in der Geschäftsstelle oder auch an der Abendkasse.
Der besondere Eulen-Geist ist im Hier und Jetzt besonders wichtig. Dass der Teamgeist stimmt, zeigt auch dieses Beispiel: Am Freitagabend war Marc-Robin Eisel mit elf Treffern der Mann des Spiels beim Drittligisten HLZ Friesenheim-Hochdorf gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen. Am Samstag, 9 Uhr, reiste er mit Pressesprecher Karsten Knäuper und Sandra Heil, dem „Mädchen für alles“ im Eulen-Revier, nach Aue nach. Eisel, der Zweitspielrecht für die Eulen besitzt: „Ceven Klatt meinte zwar, dass ich wohl nicht spielen werde, aber ich möchte trotzdem bei der Mannschaft sein!“
Von der Mannschaft verabschiedet hat sich in Aue Max Haider. Karsten Knäuper, die Allzweckwaffe im Medien-Team der Eulen, und Sandra Heil brachten Haider zum Bahnhof in Hof. Von dort reiste Haider per Bahn mit Umstieg in Nürnberg nach München. Haiders Oma feiert an diesem Sonntag ihren 80. Geburtstag. Da wollte Max, der Mann mit dem großen Herzen, unbedingt dabei sein. Seinen „Taxifahrern“ aus dem besonderen Team hinter dem Team ist Max Haider sehr dankbar: „Was sie leisten und machen ist Wahnsinn und beileibe nicht selbstverständlich.“ Am Montag wird der Kreisläufer wieder in Ludwigshafen sein und am späten Nachmittag im Abschlusstraining in der Ebert-Halle am Ball sein. Das Bonusspiel gegen Minden wartet. Dann wird Karsten Knäuper wieder als Reporter am Start sein – für Sport Deutschland.TV - live aus der Halle, die zur Ebert-Hölle werden soll.
Statistik
EHV Aue: Töpfer (1. - 14., ab 26. - 55.), Petursson (14. - 26., ab 55.) - Halfdansson (8), Paraschiv (2), Kammlodt (4) - Roth (1), Roch (1) - Slachta (3) – Egilsnes, Bornhorn (5/2), Ribeiro (4), Schauer, Bombelka (1), Dutschke (1)
Eulen Ludwigshafen: Ašanin (31. Urbič) - Klein (1), Remmlinger (2), Wagner (12/2) - Falk (2), Keskic (1) - Haider (1) – Dietrich, Klimek (1), Bührer (1), Salger (8)
Spielverlauf: 0:1 (1. Minute), 4:3 (8.), 4:5 (11.), 8:8 (17.), 8:11 (20.), 11:14 (24.), 15:15 (27.), 16:16 (Halbzeit), 18:18 (38.), 21:18 (41.), 22:19 (44.), 23:21 (46.), 23:22 (48.), 23:23 (49.), 26:23 (52.), 28:24 (55.), 29:27 (58.), 30:28 (59.), 30:29 (Ende) - Siebenmeter: 2/2 - 2/2 - Zeitstrafen: 4/3 – Rote Karte: Slachta (29.) - Zuschauer: 738 - Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg).
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