Mehr Dramatik geht kaum: 23 Sekunden vor Schluss gibt’s nach Foul an Alexander Falk Siebenmeter für die Eulen. Tim Schaller, der zwei verwandelt hat, drei Minuten vorher aber am starken Mats Grzesinski gescheitert ist, übernimmt Ball und Verantwortung – und trifft. 34:33 (15:18) gewinnen die Eulen Ludwigshafen gegen den VfL Eintracht Hagen vor 1622 Zuschauern in der Friedrich-Ebert-Halle. Dann ist die Humba, dann ist Party angesagt. Ein freier Samstag belohnt Haider und Kollegen. Am Sonntag schon startet die Vorbereitung für die Dienstreise nach Dresden. Am Mittwoch (19.30 Uhr) sind die Eulen beim HC Elbflorenz zu Gast.
Eine Minute vor dem Ende steht es 33:33, dann die zehnte Parade von Žiga Urbič, der Matej Ašanin nach der Pause abgelöst hat. 40 Sekunden verbleiben, als Eulen-Coach Michel Abt die Auszeit nimmt, Falk die Chance zum Abschluss sucht, Verantwortung übernimmt, das Foul zieht, den Siebenmeter erkämpft. „Die entscheidende Parade muss man sich erarbeiten – und dann wird man zurecht auch gefeiert“, lobt Trainer Abt Torhüter Urbič für seine Glanztaten. „Ein Vorteil, wenn man zwei so gute Torhüter hat“, frohlockt der junge Linksaußen Lion Zacharias. Eintracht-Coach Stefan Neff ist „nach der besten Saisonleistung“ natürlich enttäuscht und geknickt, zumal seine Mannschaft nach Schallers vergebenem Siebenmeter nah dran war, den Krimi zu entscheiden. Neff: „So ist es, wenn man unten steht.“
Es ist ein wildes Spiel. Zur Pause ist Hagen, ohne die verletzten Ex-Friesenheimer Alexander Becker und Jan-Lars Gaubatz angetreten, mit drei Toren vorne: 18:15. Freddy Stüber, von 2017 bis 2020 bei den Eulen unter Vertrag, kommt vornehmlich in der Abwehr der Gäste zum Einsatz. „Wir haben in den drei Wochen Spielpause viel Abwehr trainiert, was man heute aber so nicht gesehen hat“, sagt der stark spielende Eulen-Linksaußen Lion Zacharias. Die Leihgabe der Rhein-Neckar Löwen ist glücklich in Ludwigshafen. „Ich wurde in der Mannschaft gut aufgenommen, ich fühle mich wohl. Es ist, als wäre ich schon zwei Jahre hier. Ich habe viel Spielzeit“, so Zacharias. Die tolle Atmosphäre beflügelt den Mann mit der Nummer 50. Nach dem schnellen 1:3 (5.) kommen die Gastgeber besser ins Spiel, Rechtsaußen Falk nutzt einen Gegenstoß zum 4:4 (8.). Der Außen beweist sich wenig später als Abfangjäger, kontert – 5:4. Erstmals in dieser Partie führen die Eulen. „Es ist uns nicht gelungen, uns abzusetzen“, sagt Michel Abt beim Blick zurück: 6:4, 9:7, 10:8, 11:9, 12:10, 13:11, 14:13, 15:14. Nach 27 Minuten und einem Fehlpass von Julius Meyer-Siebert dreht sich der Wind, die Partie kippt erneut, mit einem 4:0-Lauf erkämpft sich Hagen die 18:15-Pausenführung. „In der Phase haben wir nachgelassen, kriegen auch ein paar Konter“, sagt der junge Zacharias. Aber der Glaube, das Spiel drehen zu können, ist trotz des Pausenrückstands noch da, untermauert der 19-Jährige: „In der Kabine saß keiner mit hängendem Kopf.“
„Es war ein Sieg des Willens“, sagt Lion Zacharias, der sechs von acht macht, nach dem zweiten Heimsieg. Der hängt am seidenen Faden als sich die Gäste nach dem Seitenwechsel auf 21:17 davonstehlen. Die Eulen antworten mit einem 6:0-Lauf, wissen in „Sebi“ Trost einen abschlusssicheren Rückraumschützen und Ideengeber, der seinen Lehrmeister Abt „super happy“ stimmt. „Die Hagener sind sehr früh rausgekommen, deshalb habe ich dann weniger geworfen und mehr abgespielt“, sagt Trost, der zweimal verletzt fehlte, vier von sechs macht, mit Jan Remmlinger zum Wegbereiter entscheidender Tore wird. In der 36. Minute, mitten in der Aufholjagd, kommt Remmlinger ans Regiepult, nicht mal 60 Sekunden später sitzt der Routinier zwei Minuten auf der Strafbank, was ihn aber nicht vor weiteren Großtaten abhalten soll. Mit Urgewalt sorgt Jannek Klein, der an diesem Abend viel Wurfpech hat, für das Anschlusstor zum 20:21. Klasse der von Klein initiierte Gegenstoß, den Zacharias zum 21:21 nutzt (37.). Trost und Kapitän Max Haider vollenden den 6:0-Lauf der Eulen: 23:21 – noch 20 Minuten.
Nach 45 Minuten – Jan Remmlinger arbeitet sich zum 27:24 durch – scheinen die Eulen auf der Siegerstraße. Hagen aber kommt durch seinen starken Rückraum zurück. Philipp Vorlicek (6), Pouya Norouzi (7) und Valentin Spohn (7) treffen fast nach Belieben. Zwölf Minuten vor Schluss heißt es 27:27. Nach Kleins Zeitstrafe vollendet Pierre Busch von der Siebenmeter-Marke – Hagen führt 29:28. Dann zeigt Stefan Salger Flagge, hämmert das Runde ins Eckige: 29:29. Aber wieder legen die Hagener vor - 30:29. Max Haider hält seine Eulen im Spiel. Der Kreisläufer, der schon das 28:27 markiert hat, trifft wie er will: 30:30, 31:31, 32:32. Am Ende hat der ungemein willensstarke Kapitän acht Tore auf dem Konto, er macht acht von neun, hat eine megastarke Wurfbilanz. In sechs der sieben Saisonspiele ist er im Einsatz, hat bei 29 Würfen 28 Tore. Eine Traumquote! „Ein Kreisläufer ist dann erfolgreich, wenn die Mannschaft Vertrauen in ihn hat“, sagt Haider nach dem Heimsieg. Bei Sebastian Trost und Jan Remmlinger hat Haider einen riesigen Vertrauensvorschuss, sie bedienen ihren Kapitän perfekt. Der zeigt sich trotz seiner Gala selbstkritisch beim Blick zurück auf seinen ersten Fehlversuch in dieser Saison. „Das war mein Fehler“, sagt Haider.
Vor dem Anwurf wurde der bei einer Messerattacke in Oggersheim getöteten beiden jungen Männer gedacht. Hallensprecher Thomas Stüber verlas folgenden Text: „Liebe Eulen-Fans, vergangene Woche Dienstag verloren in Ludwigshafen-Oggersheim aufgrund eines brutalen Angriffs zwei junge Menschen auf tragische Weise ihr Leben. Die Tat löst Fassungslosigkeit und tiefe Trauer aus und wir sind in diesen schweren Stunden in Gedanken bei den Familien, Angehörigen und Freunden der Opfer. Ihnen gilt unser tief empfundenes Mitgefühl. Lassen Sie uns hierfür einen Moment innehalten.“
2775 Euro-Spende für Hinterbliebene der Opfer
Die vom Eulen Club 100 initiierte Spendenaktion zugunsten der Hinterbliebenen der bei der Messerattacke in Oggersheim getöteten beiden jungen Männer erbrachte insgesamt 2775 Euro.
Pro Tor der eigenen Mannschaft kamen vom Eulen Club 100 zehn Euro, also 340 Euro, die auf 680 Euro verdoppelt wurden. Nach Leerung der Spendenbüchsen waren 2225 Euro in der Kasse, die der Förderverein Flügelverleiher um 275 Euro aufstockte. Aber Samstag folgte ein private 275-Euro-Spende - unterm Strich stehen also 2775 Euro.
Die Pressekonferenz nach dem Spiel mit Eulen-Trainer Michel Abt findet ihr auf unserem YouTube-Kanal.
Quelle: PM Eulen Ludwigshafen
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