Die sieben körperkulturellen Handballfans waren ohne Illusionen nach „Monnem“ gefahren. Denn die einheimischen Rhein Neckar Löwen gehören zu den großen Favoriten in der Bundesliga, sie waren in den vergangenen Spielzeiten einmal Europapokalsieger, zweimal deutscher Meister und einmal deutscher Pokalsieger geworden, in ihrer Mannschaft stehen ausschließlich Nationalspieler, sie hatten obendrein die bisherigen Begegnungen mit den Leipzigern mehr oder weniger klar gewonnen. Doch dieses Mal sollte es anders sein. Die Sachsen lieferten den Hausherren einen tollen Fight, standen vor einem Auswärtssieg und holten durch das abschließende 24:24 einen gaaanz wichtigen Punkt.
Als Franz Semper den SC DHfK 30 Sekunden vor Ende in Führung brachte, kannte der Jubel auf der DHfK-Bank keine Grenzen. Foto: Rainer Justen
„Wir wollten vor allem einfache Fehler vermeiden, gegenüber dem letzten Auswärtsspiel konstanter auftreten und möglichst lange mithalten“, hatte Matthias Albrecht vor dem Anpfiff vorausgeschaut. Der große Mann des Leipziger Handballsports (200 cm) und André Haber hatten die Männer – auf Grund der Erkrankung von Chefcoach Michael Biegler – abermals auf das schwere Auswärtsspiel vorbereitet. Die Leipziger begannen hoch konzentriert. Raul Santos, Patrick Wiesmach, Alen Milosevic und Niclas Pieczkowski warfen ein überraschendes 1:4 heraus. Zwar konnten die Rhein Neckar Löwen das Ergebnis drehen und selbst mit 9:8 beziehungsweise 12:10 Toren in Führung gehen, doch die Leipziger blieben dran. Der Halbzeitstand lautete 12:11.
Es gab sicherlich einige Dinge, die André Haber in der Kabine ansprechen musste. So hatten die Leipziger eine Weile gebraucht, den gefährlichen Jannik Kohlbacher „in den Griff“ zu kriegen. Der Kreisläufer der deutschen Nationalmannschaft hatte kurz hintereinander vier Treffer markiert. Außerdem hatten die Sachsen – insbesondere Franz Semper – einige Chancen aus dem Rückraum liegen gelassen. Doch das Motto lautete „einer für alle, alle für einen“. Der eine oder andere Fehler wurde durch eine starke Abwehr, einen sensationellen Milos Putera zwischen den Pfosten (16 Paraden) und einen treffsicheren Niclas Pieczkowski (5 Tore) kompensiert.
Der Anwärter auf die deutsche Meisterschaft, der in der vergangenen Woche sogar den großen FC Barcelona in der Champions League bezwungen hatte, konnte die Sachsen einfach nicht abschütteln. Im Gegenteil! Eine Viertelstunde vor Schluss lagen die Gäste durch den ersten Rückraumtreffer von Semper und einen Konter von Santos – trotz ständiger Unterzahl – mit 18:20 Toren vorn. Selbst, als Mads Mensah Larsen für die Rhein Neckar Löwen das scheinbar erlösende 23:22 schaffte, die Gastgeber mit Andy Schmid in Ballbesitz waren, war dieses sehr enge Bundesligaspiel nicht entschieden. Ausgerechnet Franz Semper erzielte 30 Sekunden vor Spielschluss das grün-weiße 23:24. In diesem Moment standen die Sachsen tatsächlich vor einem sensationellen Auswärtssieg.
Doch die Gastgeber hatten noch einen Angriff in Überzahl. Der dänische Olympiasieger Mads Mensah Larsen nutzte die Situation und markierte das abschließende 24:24 aus dem Hinterhalt. Der Gegentreffer trübte die Freude der grün-weißen Spieler auf der Platte sowie den sieben Anhängern in der riesengroßen Arena kaum.
Co-Trainer André Haber (SC DHfK Leipzig):
„Wir freuen uns riesig, dass wir im insgesamt achten Duell gegen die Löwen zum ersten Mal etwas mitnehmen können, nachdem wir in der Vergangenheit schon zweimal sehr nah dran waren. Über das Ergebnis sind wir überglücklich, das sieht man auch an den Reaktionen der Spieler, trotz des Gegentores zum Ausgleich wenige Sekunden vor dem Ende. Das zeigt, wie wichtig der Punkt für uns ist und wie sehr die Jungs zusammenstehen. Das Unentschieden ist uns heute gelungen, weil wir sehr gut verteidigt haben und dazu im Tor einen gut aufgelegten Milos Putera hatten. Auch im Angriff haben wir immer wieder Lösungen gefunden. Die Mannschaft hat sehr schnell gemerkt, dass hier etwas möglich ist. Aber man muss natürlich auch da sein, wenn sich so eine Chance bietet. Das haben die Jungs gemacht und darum gehört dem Team ein riesen Kompliment.“
Trainer Nikolaj Jacobsen (Rhein-Neckar Löwen):
„Das war ein sehr verdienter Punktgewinn für Leipzig. Über weite Strecken war der SC DHfK heute besser als wir. Ausschlaggebend dafür war sicherlich, dass wir die ersten zehn Minuten verschlafen und dadurch Leipzig den Glauben gegeben haben. Das hat Leipzig sehr gut ausgenutzt. Wir wissen natürlich, dass sie kämpferisch zu den stärksten Mannschaften der Liga gehören. Uns hat heute die Durchschlagskraft gefehlt. Wir haben viel zu viele Würfe gebraucht und Milos Putera hat eine super Leistung gezeigt, besonders bei unseren Rückraumwürfen. Zum Schluss müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein, denn der SC DHfK hätte heute vielleicht sogar zwei Punkt verdient gehabt.“
Statistik:
Rhein-Neckar Löwen – SC DHfK Leipzig 24:24 (12:11)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka – Schmid, Lipovina, Sigurdsson, Radivojevic, Tollbring (5/2), Abutovic, Mensah (3), Fäth (4), Groetzki (4), Taleski, Guardiola, Petersson (3), Nielsen, Kohlbacher (5)
Leipzig: Putera, Villadsen – Semper (4), Wiesmach (4/2), Jurdzs, Baumgärtel, Binder, Janke, Pieczkowski (5), Roscheck, Weber (4), Hellmann, Gebala, Milosevic (2), Santos (5)
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Strafminuten: RNL: 4 Min, Leipzig 14 Min
Siebenmeter: RNL 2/2, Leipzig 2/3
Zuschauer: 4762 Handballfans in der SAP-Arena
Quelle: PM SC DHfK Leipzig