(nif/Vikings-Redaktion) Nach dem Aufstieg aus der 3. Liga West in die 2. Handball-Bundesliga schaffte der HC Rhein Vikings in der Premierenspielzeit 2017/18 den souveränen Klassenerhalt in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Ein ganz entscheidender Faktor der Erfolgsgeschichte des Kooperationsvereins aus der Region Neuss/Düsseldorf ist dabei Trainer Ceven Klatt (Foto: Wort & Lichtbild), der die Geschicke auf der Bank seit dem Jahreswechsel 2016 leitet. Nachdem die Zweitliga-Saison am vergangenen Wochenende mit dem 38. Spieltag ein Ende gefunden hat, blickte der bald 36 Jahre alte Übungsleiter, der am 11. Juni Geburtstag hat, auf die vergangenen Monate zurück.
Ceven, wie fällt Dein Fazit der zurückliegenden Zweitliga-Saison mit dem HC Rhein Vikings aus?
Ceven Klatt: Insgesamt bin ich zufrieden, denn wir haben mit dem Klassenerhalt unser Ziel bereits fünf Spieltage vor Schluss erreicht. Darüber hinaus hatten wir immer ein gutes Polster auf die Abstiegsplätze und sind trotz der vielen Ausfälle sehr souverän durch die schwere Saison gegangen. Die Mannschaft hat sich immer weiterentwickelt und insgesamt einen tollen Job gemacht. Ich selbst habe viel gelernt und freue mich auf die nächste Saison in der zweiten Liga.
Was waren die positiven Highlights in dieser Saison?
Klatt: Ich denke, die beiden Siege über den ASV Hamm waren sehr wichtig. Sowohl in der Hinrunde als auch in der Rückrunde hatten wir davor drei Spiele verloren und haben uns dann mit diesen Überraschungssiegen wieder Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben geholt. Ansonsten war das Heimspiel vor über 2300 Zuschauern im Castello gegen den TUSEM Essen ein schönes Erlebnis und zuletzt natürlich unser Sieg in Wilhelmshaven, weil dann der Klassenerhalt auch rechnerisch klar war.
Gibt es trotz der erfolgreichen Saison etwas, was negativ haften geblieben ist?
Klatt: Auch wenn wir dort gewonnen haben, war es das Spiel im Oktober in Hildesheim. Dort verletzten sich unsere Leistungsträger Alexander Oelze und Daniel Pankofer so schwer, dass beide bis zum Februar ausgefallen sind.
Insgesamt waren sie oft zum Improvisieren gezwungen - zu oft?
Klatt: Natürlich ist man als Trainer froh, wenn man den gesamten Kader zur Verfügung hat. Nun war es in dieser Spielzeit leider so, dass unser Kapitän Bennet Johnen schon in der Vorbereitung an der Bandscheibe operiert werden musste und deswegen die ersten 13 Spiele nicht bestreiten konnte. Dazu kamen die angesprochenen Zwangspausen von knapp vier Monaten für Oelze und Pankofer. Auch Christian Hoße plagte sich immer wieder mit Fußbeschwerden herum und konnte auch über zehn Spiele lang nicht mitwirken. Brian Gipperich riss sich im Februar das Kreuzband und fiel damit den Rest der Saison aus. Es gab natürlich noch einige andere Verletzungen, aber ich denke, das zeigt, das wir schon ein wenig Pech hatten. Trotzdem muss man sagen, dass die Spieler die daraus entstehende Herausforderung immer wieder angenommen und als Team toll gelöst haben. Jeder hat sich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt. Auch das ist ein wichtiger Baustein unseres Erfolges. Wir haben es immer wieder geschafft, aus schwierigen Situationen gestärkt hervorzugehen.
Sie haben als Aufsteiger die drittbeste Abwehr der Liga, aber auch den schlechtesten Angriff. Woran liegt das?
Klatt: Ich musste mich vor der Saison für eine Strategie entscheiden, mit der ich mir sicher war, den Klassenerhalt realisieren zu können. Ich habe mich dafür entschieden, dass wir unsere Spiele über unsere Abwehr gewinnen wollen und können. Wir verfügen über zwei gute Torhüter und sechs bis sieben sehr gute Abwehrspieler. Abwehr hat viel mit Charakter, Leidenschaft, Disziplin und Einstellung zu tun. Das sind alles Tugenden, die ich als Trainer sehr schätze und bei uns gesehen habe respektive sehe. Mit Miladin Kozlina und Heider Thomas haben wir sicherlich einen der besten Innenblöcke in der zweiten Liga. Auch im Angriff verfügen wir über Qualität und kommen hinsichtlich der absoluten Effektivität auf 55 Prozent. Oftmals haben wir aber sehr viel mehr Zeit in der Abwehr verbracht und dann auch das Tempo verschleppt oder komplett auf Tempospiel verzichtet. Dann haben wir weniger Angriffe und werfen deswegen auch weniger Tore. Sicherlich wird das ein Punkt sein, den wir im nächsten Jahr verbessern wollen.
Am Ende der Saison verlassen die Vikings vier Spieler, die in den vergangenen beiden Jahren maßgeblich am Erfolg beteiligt waren. Was bedeutet das für Sie?
Klatt: Erst einmal wird es sehr schwierig, diese vier Spieler zu ersetzen. Heider Thomas war mein Abwehrchef, mit dem ich einen guten Weg der Kommunikation gefunden habe, und gerade mit ihm habe ich viele taktische Dinge festgelegt, wie wir in der Abwehr agieren wollen. Er wechselt leider nach Dormagen. Aber auf das Wiedersehen freue ich mich.
Mit Dennis Aust geht einer der konstantesten Spieler der aktuellen Mannschaft von Bord. Ich glaube, kein Spieler hat in den letzten zweieinhalb Jahren unter mir häufiger auf dem Feld gestanden. Das sagt zum einen viel über Dennis’ physische Stärke, aber auch über seine Zuverlässigkeit und Qualität aus. Dennis wechselt in die dritte Liga nach Leichlingen. In diese Spielklasse wechselt auch Christopher Klasmann. Chrisi war in der dritten Liga eine große Konstante in unserem Angriffsspiel und hatte maßgeblichen Anteil an unserem Aufstieg. Schalksmühle hat mit ihm nächstes Jahr sicherlich den besten Spieler auf der rückraumlinken Position in der dritten Liga.
Mit Daniel Pankofer geht unser Spielmacher. Daniel war das Puzzleteil, welches uns zum Aufstieg in die zweite Liga gefehlt hat. Trotz der Tatsache, dass Daniel in diesem Jahr 38 Jahre alt wird, hat er immer noch wichtige Akzente in der zweiten Liga setzen können. Ich habe mich gerne mit ihm ausgetauscht und seine Expertise sehr geschätzt.
Alle vier Spieler werden menschlich und sportlich nur schwer zu ersetzen sein. Ich wünsche ihnen bei ihren neuen Aufgaben aber von Herzen viel Erfolg.
Was müssen Sie in der nächsten Saison verbessern oder beibehalten, um erneut erfolgreich zu sein?
Klatt: Der Weg in den letzten zwei Jahren ging stetig nach oben. Mit dem Aufstieg und dem frühzeitigen Klassenerhalt haben wir alle unsere Ziele erreicht. Um diesen erfolgreichen Weg fortzusetzen, müssen wir zunächst einmal die Neuzugänge schnell integrieren und wieder eine richtige Einheit werden. Dann müssen wir es natürlich schaffen, unsere Stärken zu behalten und die Bereiche auszubauen, in denen wir noch Potenzial haben. Insgesamt ist es wichtig, dass sich das ganze Projekt weiterentwickelt und wir noch professioneller werden. Für mich war ein wichtiger Baustein unseres Erfolges, dass auch die Verantwortlichen großes Vertrauen in meine Arbeit mit der Mannschaft hatten. Ich möchte mich an dieser Stelle einmal bei unserem Sportlichen Leiter René Witte bedanken, der Woche für Woche dafür gesorgt hat, dass wir die bestmöglichen Bedingungen hatten und uns nur auf den Sport fokussieren konnten. Die komplette Organisation war wirklich klasse. Bei Thomas Koblenzer möchte ich mich dafür bedanken, dass er dieses Projekt so unterstützt und am Leben gehalten hat. Immer dann, wenn andere ihre Zusagen nicht eingehalten haben, hat er eine Lösung gefunden. Das ist nicht selbstverständlich und verdient unheimlich viel Respekt. Witte und Koblenzer sind tragende Säulen dieses erfolgreichen Projekts.
In sportlicher Hinsicht bin ich optimistisch, dass wir uns wieder weiterentwickeln können. Für Prognosen oder Saisonziele ist es sicherlich noch zu früh, aber vielleicht kann man sagen, dass wir uns nicht verschlechtern wollen und damit wäre der Klassenerhalt gesichert.
Wie zufrieden waren sie mit dem Umfeld und mit der Zuschauerresonanz in Düsseldorf?
Klatt: Grundsätzlich können wir zufrieden sein. Wir haben im Schnitt die Marke von 1000 Zuschauern erreicht, und das ist ein beachtlicher Sprung im Vergleich zur Vorsaison in Neuss. Trotzdem müssen wir uns auch hier verbessern, denn man merkt deutlich den Unterschied, wenn wir in andere Hallen kommen und was es bedeutet, eine Heimspielatmosphäre zu haben. Unser Fanclub macht hier einen tollen Job, braucht aber sicher noch Unterstützung. Wenn es so ist wie gegen Essen oder im letzten Heimspiel gegen den BHC, dann macht es allen noch mehr Spaß. Man merkt in Düsseldorf die sehr hohe Erwartungshaltung und den Drang vieler Leute, mitsprechen zu wollen. Hier haben wir sehr gut daran getan, die Dinge im kleinen Kreis zu klären und in schwierigen Situationen nicht in „Zwangsaktionismus“ zu verfallen. Ruhe und Kontinuität haben uns gutgetan.
Wie schätzen Sie die Jugendarbeit der HSG Neuss/Düsseldorf ein. Schließlich ist diese ein ganz entscheidender Baustein der Kooperation rund um das Flaggschiff Rhein Vikings?
Klatt: Die Jugendarbeit war schon in der kurzen Zeit seit dem Bestehen der Rhein Vikings sehr erfolgreich. Es ist toll zu sehen, was René Witte hier in kürzester Zeit aufgebaut hat. Mit Maik Pallach und Jörg Bohrmann konnte man zwei weitere Topleute für unser Projekt gewinnen. Nächstes Jahr werden auch die ersten Spieler aus der eigenen Jugend in den Kader der ersten Mannschaft gehören. Hier wird es in erster Linie darum gehen, zu versuchen, diese Spieler an das hiesige Niveau heranzuführen. Das braucht seine Zeit, aber wir freuen uns auf die ersten Einsätze der Jungs in der zweiten Liga.
Außerdem kommen drei externe Neuzugänge. Auf wen können Sie sich da freuen?
Klatt: Mit Philipp Pöter kommt ein gestandener Spieler von der HSG Wetzlar zu uns. Philipp kennt schon einige der Jungs und auch das Umfeld hier in Düsseldorf, so dass seine Integration relativ schnell gehen dürfte. Sportlich ist er in der Vergangenheit immer ein Führungsspieler gewesen, der voran geht und gerade emotional eine Mannschaft mitreißen kann. Das erwarte ich auch bei uns von ihm.
Zudem kommen noch zwei junge Rückraumspieler zu uns, Ivan Milas ist 25 und der zweite Neuzugang, dessen Namen wir noch nicht verraten möchten, 22 Jahre alt. Beide haben sich ihre Meriten zuletzt im Ausland verdient und sie sind Spieler, die gerade aus der Distanz zum Torerfolg kommen. Wenn wir es schaffen, beide Akteure gut zu integrieren, können sie mit einfachen Toren für Entlastung sorgen und uns dabei helfen, unsere Ziele zu erreichen.
Quelle: PM HC Rhein Vikings