Was war das aber für ein Auftakt für die Nordhessen. Gleich zweimal, erst gegen Michael Damgaard, dann gegen Albin Lagergren, parierte Nebojsa Simic, dann machte Kai Häfner das erste Tor des Tages und unmittelbar danach war Simic zum dritten Mal spektakulär gegen Marko Bezjak zur Stelle. Dass die Gäste nicht gleich mit zwei Toren nach vorn gingen lag an Jannick Green, der es Simic nachmachte und gegen Julius Kühn klärte. Erst dann war auch Magdeburg über Tim Hornke erfolgreich. Gespielt waren da erst 120 Sekunden. Ein Beleg für das hohe Tempo, das beide Teams vom Anwurf weggingen.
Naturgemäß wurde es dann doch etwas ruhiger. Das Rückzugsverhalten spielte sich auf beiden Seiten ein, im gemächlicher ablaufenden Positionsangriff hatte Melsungen leichte Vorteile. Eine frühe Zeitstrafe gegen Julius Kühn blieb ohne Folgen, die MT ging sogar mit 3:2 in Führung und baute die, als Kühn zurück war, durch Marino Maric nach Pass des Rückraum-Linken auf 4:2 aus (10.). Trotz Kühns zweiter Zeitstrafe schon nach etwas mehr als neun Minuten blieben die Kräfteverhältnisse konstant. Weil Simic im Vergleich der Torhüter die Nase gegenüber Green vorn hatte, hieß es durch Kai Häfner sogar 6:3 (12.).
Nach einer Auszeit kam der SCM wieder heran. Nicht etwa durch eigenes zwingendes Spiel, sondern vor allem, weil der MT im Angriff nur wenig einfiel. Die Deckung der Gastgeber stand wesentlich defensiver als noch zu Beginn und generierte allein über geduldiges Abwarten Ballgewinne. Der Kreis war dicht und spätestens wenn Melsungen den Abschluss über Michael Allendorf suchte, war Endstation bei Jannick Green. Sieben lange Minuten dauerte die Torflaute der MT, vor deren Ende Tim Hornke gerade per Siebenmeter zum 7:7 ausgeglichen hatte. Dann war Julius Kühn nach einer längeren Bankpause zur Konservierung des knappen Vorsprungs erfolgreich (23.).
Der nächste Ausgleich folgte, die nächste Glanztat von Green, der in Sachen Präsenz inzwischen aufgeholt hatte, ebenso. Diesmal gegen Tobias Reichmann von der Siebenmeterlinie. Eine Vorlage, die Matthias Musche nach Kempa-Zuspiel von Tim Hornke quer durch den Torraum sofort zur ersten Führung der Gastgeber nutzte (28.). Doch auch die hielt nicht – wegen Simic. Seine Glanzparade gegen Erik Schmidt vom Kreis veredelte Felix Danner nach Tobias Reichmanns Ausgleich zum erneuten Vorteil. Der dann doch nicht bis in die Kabine Bestand hatte, weil Lasse Mikkelsen nicht auf Albin Lagergren aufpasste. Was zum Verlauf der ersten Hälfte passte, die nach fulminantem Tempo zu Beginn schnell in ein zähes Ringen und einen Abnutzungskampf in den Deckungsreihen kippte.
Der erste Jubel im zweiten Durchgang gehörte wie schon zu Beginn der Partie Melsungen. Dem eingewechselten Yves Kunkel glückte im ersten Versuch, was Michael Allendorf in der gesamten ersten Hälfte versagt geblieben war: ein Tor über Linksaußen. Der Gleichstand war schnell wieder da, danach erst einmal wieder Sendepause, verordnet durch die Torhüter hinter jeweils kräftig zupackenden Abwehrreihen. Erst allmählich nahmen die Schützen wieder besser Maß, allen voran Tobias Reichmann mit zwei blitzsauberen Treffern zum 11:13 (35.).
Nebojsa Simic im Melsunger Tor blieb ein Faktor, Jannick Green wurde zunehmend einer. Auch wenn der Melsunger erst einen Siebenmeter von Hornke parierte, der dann doch noch im Nachwurf erfolgreich war, und eine irre Reaktion beim Tempogegenstoß von Albin Lagergren zeigte, war sein Gegenüber maßgeblich am Kippen der Partie beteiligt. Da glich Matthias Musche zunächst zum 15:15 aus (41.) und nach Lasse Mikkelsens 16. MT-Treffer vernagelte der Schwede seinen Kasten regelrecht. Dafür traf der SCM gleich viermal hintereinander – 19:16 für die Gastgeber (44.).
Die MT kam zurück. Natürlich über Nebojsa Simic – und seine Rückraumschützen. Kai Häfner und Julius Kühn sorgten für den Anschluss zum 19:20 (47.). Es begann ein gefühlt endloses Spiel: Magdeburg geht auf zwei weg, Melsungen hechelt hinterher. Und immer, wenn man meinte, es könnte noch etwas gehen, kam eine dieser kniffeligen Entscheidungen der Referees, die den Gästen nicht zum Vorteil gereichte. Dreimal in Folge haderten die Nordhessen, sicher nicht zu Unrecht, mit Pfiffen gegen sie. Der SCM blieb ruhig und nutzte die Gunst dieser Minuten.
Es kulminierte in einer nicht nur spannenden, sondern dramatischen Schlussphase. In der die MT nach Tim Hornkes Siebenmeter zum 25:23 (57.) noch einmal alles in die Waagschale warf. Mit dem Erfolg, dass erst Julius Kühn den Anschluss herstellte und Lasse Mikkelsen mit noch genau 67 Sekunden Rest auf der Uhr zum Ausgleich traf. Da ahnte noch niemand, dass das im Prinzip die finale Aktion der Gäste gewesen sein sollte. Doch Magdeburg spielte die Uhr kontinuierlich nach unten, profitierte sowohl von einer späten Auszeit als auch von einer nicht unumstrittenen Strafe gegen Timm Schneider. Marko Bezjaks frenetisch umjubelter Treffer fiel mit vier Sekunden Rest auf der Uhr, also einem 63 Sekunden dauernden Schlussangriff des SCM. Trotz umgehend gelegter Grüner Karte von Heiko Grimm genügte die Restzeit nicht mehr für eine Annäherung an den Magdeburger Torraum. Lasse Mikkelsens Verzweiflungswurf kam gar nicht mehr bis zur Grundlinie durch.
Stimmen zum Spiel
Heiko Grimm: Glückwunsch zum Sieg an den SC Magdeburg. Das war heute Handball, wie ich ihn mir vorstelle. Ein packendes, spannendes Spiel mit viel Abwehrarbeit und weniger Toren. Kompliment an meine Mannschaft, sie hat das schwere Spiel angenommen. Im Prinzip war das heute in Ordnung. Wenn man ein Spiel mit einem Tor verliert, kann man immer viele Punkte finden, an denen das vielleicht gelegen hat. Natürlich sind wir heute sehr enttäuscht, die Spieler sitzen geknickt in der Kabine. Aber die Saison ist noch lang und es ist meine Aufgabe, sie jetzt wieder aufzubauen und auf die nächsten Spiele vorzubereiten. Im Optimalfall so, dass wir beide Spiele, die wir in diesem Jahr noch haben, gewinnen.
Bennet Wiegert: Wir können es scheinbar nur eng und über die Crunchtime. Sicher schmeckt der Erfolg nach so einem Spiel gut. Aber wir wissen, dass das Pendel in so einer Partie in jede Richtung ausschlagen kann. Wir haben uns erst schwer getan, ins Spiel zu kommen. Scheitern oft an Simic und laufen dann dem 3:6 hinterher. Kämpfen uns ran und haben mit dem 10:10 zur Pause noch ein gutes Ergebnis erzielt, was uns alle Wege offen hält. Die Halbzeit hat uns geholfen, noch ein paar kleine taktische Veränderungen vorzunehmen, die aber erst später greifen. Über einen 4:0-Lauf kommen wir endlich rein ins Spiel und haben beim 25:23 alles in der Hand. Dann kann es nach dem 25:25 wieder in alle Richtungen gehen. Natürlich freuen wir uns jetzt darüber, am Schluss den entscheidenden Lucky Punch gesetzt zu haben.
Statistik
MT Melsungen: Simic (14 Paraden / 26 Gegentore), Sjöstrand (n. e.); Maric 3, Kühn 5, Reichmann 3, Ignatow, Kunkel 1, Mikkelsen 7/3, Danner 1, Schneider, Allendorf, Sidorowicz 1, Häfner 4, Pavlovic - Trainer Heiko Grimm.
SC Magdeburg: Green (12 P. / 25 G.), Thulin (bei einem Siebenmeter, 0 P. / 1 G.); Musa, Chrapkowski, Musche 3, Steinert, Pettersson 5/1, Hornke 5/3, Kuzmanovski, Schmidt 1, Mertens, Lagergren 3, O’Sullivan 3, Bezjak 3, Damgaard 1, Preuss 2 - Trainer Bennet Wiegert.
Schiedsrichter: Ronald Klein (Mettmann) / Christoph Immel (Erkelenz)
Zeitstrafen: 14 – 2 (Kühn 5:53 9:17, Maric 27:45 59:45, Schneider 33:55 59:45, Danner 47:36 – Chrapkowski 16:57).
Strafwürfe: 4/3 – 7/4 (Tim Hornke an den Pfosten (14:13, Reichmann scheitert an Green 26:45, Hornke scheitert an Simic 35:20, Pettersson scheitert an Simic 50:38).
Zuschauer: 6.600 in der GETEC-Arena, Magdeburg (ausverkauft).
Das nächste Spiel:
26.12.19, 14:00 Uhr, MT Melsungen – HBW Balingen-Weilstetten, Rothenbach-Halle Kassel
Quelle: PM MT Melsungen
Du kannst deinen Verein oder deine Liga noch nicht finden?
Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Verbandsstruktur für Dich zeitnah bereitzustellen.
Dein Verein oder Verband soll der nächste sein?
Du hast Verbesserungsvorschläge, Feedback oder weitere Content Ideen? Zögere nicht und schreibe uns:
info@unserhandball.de