In letzter Sekunde sorgt Stefan Salger für den Sieg der Eulen. Welch ein Krimi! Die Eulen liegen nach 53 Minuten 20:25 zurück und gewinnen dank eines fantastischen 6:0-Laufes in den letzten sieben Minuten 26:25 (1:16) gegen Aufstiegsfavorit HSG Nordhorn-Lingen. Welch ein Freitags-Tatort in der Ebert-Hölle, die auch dank des erstklassigen Hallensprechers Thomas „Stübi“ Stüber nie das verbale Handtuch wirft. 1853 Augenzeugen sind auf den Rängen. Sie erleben, wie sich die Mannschaft um Kapitän Gunnar Dietrich, die Säule des Abwehrblocks, mitsamt „Siebenmeter-Killer“ Matej Ašanin aufbäumt und die Wende mit unbändigem Siegeswillen erzwingt. „Wichtig ist nicht, dass ich getroffen habe, wichtig ist, dass wir gewonnen haben“, frohlockt Krimi-Held Salger. „Er hat das phänomenal gemacht“, schwärmt Linksaußen Enes Keskic von dem späten Volltreffer des sechsfachen Torschützen. Keskic: „Das Spiel ist etwas besonders. Es ist wichtig für Mannschaft und Fans zu sehen, dass wir auch gegen gute Mannschaften wie Essen und Nordhorn punkten und gewinnen können.“ Sein Trainer strahlt wie noch nie, seit er in Ludwigshafen wirkt. Ceven Klatt, der emotional coacht, mit seiner Mannschaft lebt und leidet, klug taktiert, darf einen grandiosen Sieg des Willens feiern. Klatt: „Ein Wahnsinnsspiel!“ In dem führen die Eulen nur zweimal: 3:2 nach sechs Minuten, 26:25 nach 60 Minuten!
„Das darf kein Alibi sein!“ Die schwierigen personellen Voraussetzungen mag Eulen-Coach Ceven Klatt nicht anführen, als es in den Vorschaugesprächen um das Heimspiel gegen die HSG Nordhorn-Lingen geht. Gehandicapt waren die Eulen auch letzte Woche, so gesehen war das 24:24 bei Tusem Essen ein Erfolg, ein Produkt eisernen Willens. Grippale Infekte torpedierten in dieser Woche die Vorbereitung auf das Nordhorn-Spiel. So erlebten Hendrik Wagner, Christian Klimek und Enes Keskic beim Abschlusstraining am Donnerstag ihre erste Einheit in dieser Woche. Sie gehen grippegeschwächt in die Partie. Alex Falk und Yessine Meddeb signalisieren beim Aufwärmen: es geht. Zumindest für kurze Sequenzen.
Zur Pause führt der Gast 16:13. Nur einmal liegen die Eulen in den ersten 30 Minuten vorn, als Stefan Salger zum 3:2 trifft (6. Minute). Aber in der Abwehr finden sie zunächst kein Mittel gegen Linksaußen Pavel Mickal, der vor der Pause viermal trifft, und Markus Stegefelt, der viermal aus dem Rückraum erfolgreich ist, auch einen Siebenmeter nutzt. Nach zwölf Minuten löst Matej Ašanin im Tor den glücklosen Žiga Urbič ab. Ašanin meistert drei Minuten später einen Siebenmeter von Top-Torjäger Robert Weber. Aber im Nachschuss trifft Nils Torbrügge: 4:8. Großartig die Parade Ašanins nach Torbrügge-Gegenstoß (24.). Vorausgegangen: einer von vier technischen Fehlern vor der Pause. Die Eulen probieren es angesichts der grippegeschwächten Asse mit Schichtwechseln. Falk spielt kurz, nach einer Viertelstunde kommt auch Wagner. Die Eulen müssen improvisieren. Auf Rechtsaußen agiert zumeist Jannek Klein, der Halbrechte. Er trifft zweimal und weiß auch auf seiner Position und in der Abwehr überzeugend fürs Team zu arbeiten. So wie Jan Remmlinger, der in der Deckung zuzupacken versteht, lange auf Halblinks Dienst tut, weil Wagner krankheitsbedingt nur „Kurzarbeit“ zu leisten vermag.
Die Eulen haben Anspiel zur zweiten Halbzeit. Aber mit dem fünften technischen Fehler laden sie den Gast zum 13:17 ein (31.). Fünf Minuten später scheitert Hendrik Wagner vom Punkt an Björn Buhrmester, der auf zehn Paraden kommen wird. Es bleibt beim 14:17 (36.). Bei allem Bemühen – die Eulen rackern, aber sie kommen nicht dran, obwohl Ašanin in der 40. Minute erneut einen Siebenmeter „sticht“, gegen Stegefelt pariert. Zuvor sieht Max Haider Rot. „Kann man geben“, sagt der Kreisläufer und ist am Ende nur noch glücklich. Er spürt, er sieht auf seinem Stuhl am Spielfeldrand: Da fehlen nur Nuancen, um das Spiel zu wenden. Am Ende jubelt er: Das sind die wahren Eulen! Der Gast führt sieben Minuten vor Schluss 25:20 – alles scheint klar. Aber dann folgt ein unfassbarer 6:0-Lauf! Erst verkürzt Pascal Bührer - 21:25. Noch sechs Minuten. Aber Salger scheitert an Buhrmester. Auf der Gegenseite meistert Ašanin Webers Siebenmeter – noch fünf Minuten. Max Neuhaus triff: 22:25. Christian Klimek lässt nach Bührer-Traumpass mit Wucht und Präzision das 23:25 folgen. Drei Minuten vor dem Ende findet Pavel Mickal, der bei seinen ersten fünf Versuchen optimal trifft, in Ašanin seinen Meister. Seine elfte Parade hält die Eulen im Spiel. Und dann wieder Neuhaus: 24:25. Die Uhr zeigt 58.23 Minuten: Foul an Neuhaus. Er geht zum Punkt – und trifft. Ausgleich! Ballbesitz HSG – Stürmerfoul. Noch 21 Sekunden. Die Eulen kommen. Wieder Foul an Neuhaus, dem Super-Max! Freiwurf vier Sekunden vor dem Abpfiff. Wagner kommt aufs Parkett. Alle rechnen mit ihm als Schützen, aber Stefan Salger schweißt den Ball ins Netz: 26:25 – Schluss! Sieg! „Max Neuhaus hat uns zurück ins Spiel gebracht“, lobt Salger. Stark: Matej Ašanin, der drei Siebenmeter abwehrt, zwölf Paraden hat.
„Riesenkompliment an meine Mannschaft. Wir kriegen in der zweiten Halbzeit nur noch neun Tore. Die Leute von der Bank haben wichtige Impulse gebracht, allen voran Max Neuhaus, Matej Ašanin hat sich im Spiel gesteigert, Stefan Salger kommt dann von der Bank …“, sagt Ceven Klatt nach dem furiosen Finale seiner Mannschaft. Max Neuhaus, der nach dem Krimi die Sieger-Humba im Tollhaus Ebert-Halle anstimmen darf, hat eine unglaubliche Leistung geboten. Er kommt in ein scheinbar verlorenes Spiel, er hat eine 100-Prozent-Wurfquote (vier von vier), er erarbeitet einen Siebenmeter, den er auch noch selbst verwandelt und er zieht das Foul, den folgenden Freiwurf verwertet Stefan Salger zum Siegtreffer. Er macht sechs von acht! Bemerkenswert! „Als ich reinkam, wir sind deutlich zurück, dachte ich nur: Egal, ich will mein Bestes geben“, sagt Max Neuhaus. Und er trumpft auf, wie er das schon im Abschlusstraining tat, als er top Abschlüsse hatte, mehrfach des Trainers Lob erntete. Der Gefoulte sollte nicht selbst zum Siebenmeter gehen - eine alte Regel im Handball, wie beim Elfmeter im Fußball. Aber Neuhaus geht. „Ich dachte, wenn es so gut läuft, dann musst du auch den machen. Dabei war es kein guter Wurf“, sagt Neuhaus lachend. Super-Max! „In die Lücken, in die Max geht, möchte man nicht wirklich gehen“, schwärmt Enes Keskic vom wagemutigen Kollegen Neuhaus, der wieder ganz der Traktor gewesen ist. Der Coach belohnt die Jungs mit einem freien Wochenende für den so besonderen Kraftakt. Weiter geht’s nächsten Samstag. Dann hat Ceven Klatt quasi Heimspiel. In Würzburg warten die Rimpar Wölfe, sein Ex-Verein.
Statistik
Eulen Ludwigshafen: Urbič (12. Ašanin) - Salger (6), Bührer (2), Remmlinger (2) - Klein (2), Hofmann - Haider – Dietrich, Wagner (5), Klimek (2), Falk (2), Keskic (1), Neuhaus (4/1)
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester - Terwolbeck (2), Stegefelt (8/1), Pöhle (3) - Weber (4/1), Mickal (5) - Kalafut - de Boer, Torbrügge (1), Fontaine (1), Miedema (1)
Spielverlauf: 0:1 (1. Minute), 3:2 (6.), 4:8 (15.), 8:12 (23.), 11:13 (27.), 13:16 (Halbzeit), 14:18 (38.), 16:18 (41.), 17:20 (43.), 19:24 (52.), 20:25 (53.), 24:25 (58.), 25:25 (59.), 26:25 (Ende) - Siebenmeter: 2/1 - 5/2 - Zeitstrafen: 3/6 - Rote Karte: Haider (40.) - Zuschauer: 1853 - Schiedsrichter: Maximilian Engeln/Felix Schmitz (Burscheid).
Quelle: PM Eulen Ludwigshafen
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