Ängstliches Versteckspiel
Ratlos zeigte sich Andrej Kogut nach dem Debakel. „Wir hatten Angst, haben uns versteckt, wir hatten überhaupt kein Selbstvertrauen“, monierte der Co-Trainer, der nochmals Cheftrainer Michel Abt vertreten hat. Die Hoffnung, die nach den „guten Phasen“ bei den 34:34-Heim-Remis gegen Potsdam und Bietigheim keimte, war in der Kreissporthalle in Lübbecke rasch erloschen. An jenem Ort, wo am 24. Juni 2021 nach einem 24:24 im „Endspiel“ bei GWD Minden der Abstieg der Eulen aus der Handball-Bundesliga besiegelt worden ist.
Lob für Kasper
Die 60 Minuten an diesem Freitag machten Max Haider, den Kapitän, schier fassungslos. Er brauchte nach Spielende einige Minuten „um runterzukommen“, er ärgerte sich maßlos, dass Ansagen einfach ignoriert wurden, gefühlt fast jeder machte was er wollte. „Wir haben die Bälle einfach weggeworfen“, kommentierte der Kreisläufer (drei von vier), der immer wieder mit Bodenpässen gesucht wurde, obwohl Lübbecke ihn mit Mann und Maus umzingelt hatte. „Ich nehme von meiner Kritik nur drei Jungs aus: Kasper, der wie schon in den letzten Wochen sehr stark spielte, sich toll entwickelt, Max Neuhaus, der zuletzt wenig spielte, heute aber brutale Impulse brachte, und ,Eno‘, der zwar im Abschluss etwas unglücklich war, aber auch gute Impulse gab“, sagte der Kapitän. In der Tat: Kasper Manfeldt Hansen, der 19 Jahre junge Kreisläufer, machte vier von vier. Max Neuhaus, ganz „Traktor“, schweißte zwei Bälle ins gegnerische Netz, er machte unerschrocken sein Ding, und Enes Keskic (zwei von fünf) brachte Tempo und Durchsetzungsvermögen auf die Platte. „Das Lob ist schön. Aber ich ärgere mich, wenn wir als Mannschaft so untergehen“, sagte Kasper Manfeldt Hansen, dessen Eltern aus Dänemark zum Spiel gekommen waren.
Überragende Flügelzange
Lübbecke musste nach dem Traumstart nur kurz vor der Pause kurz bangen, als die Eulen nach dem 12:8 durch einen Doppelschlag von Manfeldt Hansen auf zwei Tore herankamen (10:12). 14:10 führte der TuS zur Pause und sorgte dann schnell für klare Verhältnisse: 17:10 (34.), 21:13 (38.), 29:18 (51.). Der TuS zauberte, traf zweimal mit Kempa und hatte in Rechtsaußen Peter Strosack (6) und Linksaußen Rutger Ten Velde (5) eine Flügelzange, die die Räume nutzte, aus Fehlwürfen, Stürmerfouls, Fehlpässen und elf technischen Fehlern Kapital schlug. Žiga Urbič im Eulen-Tor hatte wohl auch elf Paraden, war bei dem Torhagel aber schutzlos. „Wir sind zweimal überragend aus der Kabine gekommen, hatten eine überragende Deckung und einen heute starken Havard Asheim“, sagte TuS-Coach Michael Haaß, der die Lösungen sah, die bei der Hinspiel-Niederlage in Ludwigshafen fehlten. Haaß: „Wir haben Handball gespielt …“
Selbstkritische Eulen
Genau das Gegenteil von dem was Haaß so zufrieden stimmte, lieferte der Gast aus der Pfalz. „Was wir gespielt haben, ist kein Handball …“ Fast verzweifelt fasst Jannek Klein die 60 Minuten in der Merkur Arena zusammen. Er macht zwei vom fünf, hat jetzt 100 Feldtore auf dem Konto, aber aus zwei seiner drei Fehlversuche macht der top motivierte, hellwache Gegner Tore. Jannek Klein: „Wir hatten einen Plan, wir spielen aber ohne Plan. Jeder von uns, jeder Einzelne von uns, muss sich jetzt in den freien Tagen selbst hinterfragen was wir tun, was schief läuft, was wir zusammen ändern müssen, was jeder Einzelne ändern muss …“ Was die Mannschaft ablieferte, lässt auch Marc-Robin Eisel, dem so vieles misslang, rätseln: „Wir wollen! Aber es klappt gar nichts, es geht gar nichts. Wir müssen die zwei Wochen bis zum nächsten Spiel nutzen, um noch einmal von Neuem zu beginnen!“ Was angeboten wurde, was gespielt wurde – das waren nicht die Eulen, das war allenfalls eine schlechte Mogelpackung, räumte auch Mittelmann Pascal Bührer nach dem Waterloo in der Merkur Arena ein: „Das ist nicht der Handball, den wir uns vorstellen. Da fehlen die Überzeugung, die Selbstverständlichkeit, das Selbstvertrauen auch in der zweiten Welle. Wir haben zu viele Fehlversuche, wir machen zu viele Fehler.“
Hier der Link zur Pressekonferenz.
Quelle: PM Eulen Ludwigshafen