Die
MT Melsungen hat Reaktion auf die Geschehnisse der turbulenten Woche gezeigt und nach vier sieglosen Pflichtspielen in Folge den Bergischen HC in der
LIQUI MOLY Handball-Bundesliga mit 28:25 (15:12) niedergerungen. Sicher nicht in einem rauschenden Fest, dafür mit einer konzentrierten und vor allem engagierten Leistung des gesamten Kollektivs. Aus dem Schlussmann Nebojsa Simic mit 18 gehaltenen Bällen, darunter zwei Siebenmeter, ein kleines Stück herausragte. Die Tore verteilten sich gut in der Breite, so dass Kai Häfner fünf Treffer genügten, um treffsicherster Melsunger zu sein. Noch ausgeglichener präsentierte sich der Gast, bei dem gleich fünf Spieler, darunter der Ex-Melsunger Jeffrey Boomhouwer, je dreimal erfolgreich waren.
Was war das für ein fulminanter Auftakt für die Gastgeber nach den vorangegangenen aufregenden Tagen Gerade eine halbe Minute war gespielt, da setzte Julius Kühn das Leder schon das erste Mal mit Urgewalt in die Maschen. Überhaupt nicht wiederzuerkennen auch die Abwehr: aufmerksam, beweglich, zwingend. So, dass die HC-Angreifer sich Halbchancen zu Würfen nehmen mussten und es fast folgerichtig an der nötigen Präzision missen ließen. Zweimal landeten Würfe von Kristian Nippes an der Latte, einmal der von Linus Arnesson. Weil auf der Gegenseite Konsequenz Trumpf war, stellte Michael Allendorf mit seinem Tempogegenstoß bereits auf 4:1 (4.).
Natürlich konnte es in diesem Stil nicht weitergehen. Die Deckung der Bergischen fing sich, der vierte Holztreffer von Fabian Gutbrod tropfte immerhin glücklich für die Gäste zum 5:3 hinter der Torlinie. Sogar auf 5:4 konnte Arnor Thor Gunnarsson verkürzen, weil Michael Allendorf zuvor eine Strafe kassiert hatte (8.). Dann allerdings war Melsungen wieder dran, das sich auf Nebojsa Simic verlassen konnte. Der parierte unter anderem gleich zweimal gegen seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Jeffrey Boomhouwer, so dass Julius Kühn gar auf 8:4 ausbauen konnte (14.).
Nach Sebastian Hinzes erster Auszeit lief es besser für die Bergischen. Mit mehr Geduld im Aufbau fanden sie Lücken vornehmlich in der Deckungsmitte und hielten den Rückstand damit wenigstens konstant. Denn Melsungen, bei denen der eingewechselte Timm Schneider auf Anhieb zweimal traf, leistete sich diesmal vorn nicht allzu viele Fehler. Als Simic den ersten Siebenmeter von Gunnarsson hielt und Tobias Reichmann nach klasse Zuspiel von Kai Häfner verwandelte, lagen erstmals fünf Tore zwischen beiden Teams (12:7, 23.).
Die allerdings schrumpften wieder. Weil zweimal der junge Lukas Stutzke traf und Reichmann von der Siebenmeterlinie ebenfalls an Tomas Mrkva scheiterte. So brachte Alexander Wecks nächster Siebenmeter den BHC zunächst auf 12:10 heran (25.), ehe Häfner und Kühn nach zwei Glanzparaden von Simic gegen Csaba Szücs und Arnor Thor Gunnarsson wieder ausbauen konnten. Zur Pause waren es schließlich drei vor für die Nordhessen, was gefühlt zu wenig war nach der gezeigten Leistung.
Auch diesmal kam das kleine Konzentrationsloch der MT direkt nach Wiederbeginn. Mit weit weniger Wirkung allerdings als in den letzten Spielen, denn den Bergischen erging es nicht besser. Während Melsungen durch Marino Maric, nach feinem Zuspiel erneut von Kai Häfner, immerhin traf, leisteten sich die Gäste ein Fehlabspiel und Simic blieb, diesmal gegen Alexander Weck, zum zweiten Mal beim Siebenmeterduell siegreich. Häfner selbst traf vorn und baute trotz der zweiten Zeitstrafe gegen Lasse Mikkelsen auf 17:12 aus (35.).
Dann jedoch schlug das rotweiße Leistungsloch mit etwas Verspätung doch noch zu. Bis auf Lasse Mikklelsens Siebenmetertreffer zum zwischenzeitlichen 18:15 war vorn nichts zu machen, Ragnar Johansson schaffte mit dem 18:16 danach auch postwendend wieder den Anschluss (40.). Erst als Stefan Salger nach Ballgewinn in der Abwehr Tobias Reichmann zum 19:16 schickte, bekamen die Nordhessen wieder Oberwasser. Mehr noch: der nächste lange Ball von Simic nach vorn auf Yves Kunkel geriet für die Gäste zur nachhaltigen Schwächung, weil Gunnarsson den MT-Linksaußen im Gegenstoß zu Fall brachte – Rot. Den fälligen Siebenmeter verwandelte Lasse Mikkelsen zum 20:16 (42.).
Ganz abschütteln ließ sich der BHC jedoch nicht. Profitierte von immer wieder sporadisch vorkommenden Aussetzern im Melsunger Angriff und scheiterte beim Versuch, den Rückstand zu verkleinern, immer wieder am herausragenden Nebojsa Simic. Tore fielen in schöner Regelmäßigkeit abwechselnd, Ballverluste hielten sich die Waage. Wobei die MT mehrfach das Problem hatte, einen fehlenden Spieler ausgleichen zu müssen, weil die Zeitstrafen doch recht einseitig verhängt wurden (25:22, 54.).
Das vielleicht wichtigste Tor des Abends machte Stefan Salger. Fast zwei Minuten dauerte das zähe Anrennen der MT auf die Deckung des BHC. Immer wieder regelwidrig gestoppt von den Gästen, so dass keinerlei Spielfluss aufkommen konnte und auch bei angezeigtem passivem Spiel praktisch jedem Pass der nächste Freiwurf folgte. Als alle sechs Abspiele aufgebraucht waren, der Abschluss also zwingend kommen musste, zog Stefan Salger mächtig durch – 26:22 (57.). Als der Linkshänder das Leder dann auch zum 27:23 in die Maschen knallte, war zweieinhalb Minuten vor dem Ende der Sieg in trockenen Tüchern. Auch wenn der Vorsprung noch einmal leicht schrumpfte.
Stimmen zum Spiel
Arjan Haenen, MT-Interimstrainer: Ich glaube, die letzten Tage waren nicht einfach für uns. Deshalb war unser einziges großes Ziel heute, zwei Punkte zu holen. Das haben wir geschafft. Und man hat gesehen, wie die Mannschaft das von Beginn an wollte! Anfangs haben wir uns noch sehr schwer getan, sind dann aber gut ins Spiel reingekommen und können jetzt am Samstag hoffentlich gleich nachlegen.
Sebastian Hinze, BHC-Trainer: Glückwunsch der MT zum Sieg. Wir kamen defensiv nicht gut rein, hatten hinten zu große abstände in der Abwehr. Das hatten wir erst nach zehn Minuten im Griff, sind aber durch Pech mit mehreren Würfen an die Latte in Rückstand geraten. Haben schon in der ersten Halbzeit mehrere Chancen, ein paar Stimmungskiller zu setzen, verwerfen dann aber die Bälle. Das zog sich auch in der zweiten Hälfte durch. Obwohl wir trotzdem immer den Faden behalten, um Druck zu machen, bleibt es für uns dann ein enger, aber für Melsungen komfortabler Rückstand. Am Ende lief uns dann einfach die Zeit weg.
Felix Danner, MT-Interimstrainer: Wir haben im Vorfeld versucht, den Schalter umzulegen und uns einfach auf die positiven Sachen zu konzentrieren. Auf den BHC haben wir uns mittels Video gut eingestellt. In der Abwehr wollten wir uns steigern, was uns gelungen ist. Auch, weil uns Simic sehr geholfen hat. Ich hätte mir gewünscht, dass wir es schaffen noch ein paar Tempogegenstöße mehr zu laufen. Aber unter dem Strich hatten wir ein Spiel in einer ganz schwierigen Situation und müssen deshalb mit dem Ausgang zufrieden sein.
Jörg Föste, BHC Manager: Glückwunsch zum Sieg auch nochmal von mir. Unsere Spielanlage war im Prinzip in Ordnung. Wir kannten natürlich die Situation, mit der die Melsunger Mannschaft konfrontiert war. Anfangs haben wir es versäumt, das Spiel enger zu machen. Dabei wollten wir das Spiel lange offenhalten. Simic war in jedem Fall ein großer Faktor und über 60 Minuten gesehen war es ein verdienter Sieg der MT.
Statistik
MT Melsungen: Simic (18 Paraden / 25 Gegentore), Sjöstrand (n. e.); Maric 4, Kühn 4, Lemke 2, Reichmann 1, Ignatow 2, Kunkel, Mikkelsen 3/2, Schneider 3, Allendorf 1, Sidorowicz 1, Häfner 5, Salger 2, Pavlovic - Trainer Felix Danner.
Bergischer HC: Mrkva (6 P. / 16 G.), Rudeck (5 P. / 13 G.); Darj 1, Weck 3/1, Gunnarsson 3, Nippes 3, Fraatz 1, Babak 2, Szücs, Damm 1, Gutbrod 2, Petrovsky 1, Arnesson 1, Johannesson 1, Boomhouwer 3/2, Stutzke 3 - Trainer Sebastian Hinze.
Schiedsrichter: Steven Heine (Wendeburg) / Sascha Standke (Göttingen)
Zeitstrafen: 12 – 2 (Allendorf 6:19, Mikkelsen 24:39 33:12, Schneider 44:23, Pavlovic 48:03, Salger 52:27 – Arnesson 51:55)
Disqualifikation: Gunnarsson (BHC, Foulspiel 41:09)
Strafwürfe: 3/2 – 5/3 (Gunnarsson scheitet an Simic 21:45, Reichmann scheitert an Mrkva 23:25, Weck scheitert an Simic 33:14)
Zuschauer: 4.126 in der Rothenbach-Halle, Kassel.
Das nächste Spiel:
EHF Cup:?Sa., 29.02.20, 20:45 Uhr, MT Melsungen – Bjerringbro-Silkeborg, Rothenbach-Halle Kassel
Quelle: PM
MT Melsungen