Neun Jahre sind im Sport eine Ewigkeit, eine kleine Ära. Nach dieser langen Zeit bei der HSG Konstanz wird sich Co-Trainer Fabian Schlaich nach dem Ende dieser Saison komplett vom Handball zurückziehen, da er sich voll auf den Berufseinstieg als Lehrer konzentrieren möchte. Sein Nachfolger steht schon fest und kommt aus den eigenen Reihen: Vitor de Faria Baricelli wird die Aufgabe als neuer Co-Trainer zusätzlich zu denen des Athletiktrainers der ersten Mannschaft, U23-Trainers und Jugendkoordinators übernehmen.
In der Arbeit mit der U23 wird er jedoch vermehrt durch den dann gleichgestellten Trainer Benjamin Schweda unterstützt. Für Vitor de Faria Baricelli, 25 Jahre jung, ist es der nächste Schritt in seiner Trainerlaufbahn, die schon einige Stationen und Erfolge aufweist. Mit der brasilianischen Nationalmannschaft wirkte er schon als Team- und Videoanalyst bei einer Handball-Weltmeisterschaft, verfügt neben einem Abschluss in Sportwissenschaften über die deutsche Trainer-B-Lizenz, die höchste spanische Trainerlizenz und spricht vier Sprachen fließend. „Vitor macht einen sehr guten Job“, sagt André Melchert. Der Geschäftsführer der HSG hebt die schnelle Auffassungsgabe des jungen Trainers hervor: „Er hat innerhalb kürzester Zeit die komplett andere Kultur, unsere Art Handball zu spielen und die Jungs verstanden. Er ist mit großer Motivation und Einsatz dabei.“ Dieser Ehrgeiz dürfte ihm helfen, an der Seite von Head Coach Jörg Lützelberger die positive Entwicklung der sehr jungen Mannschaft weiter voranzutreiben.
Der aus der Millionenstadt São Paolo stammende Brasilianer hatte ein Jahr als Teil eines Austauschprogramms an der Deutschen Sporthochschule in Köln verbracht und „freut sich sehr über das Vertrauen. Es macht mir großen Spaß, zusammen mit Jörg und den Jungs zu arbeiten. Das bedeutet viel Arbeit, auch mittels Videoanalyse, und neue Herausforderungen.“ Nach einer wahren Odyssee durch den Dschungel der deutschen Bürokratie und dadurch verspäteter Einreise liegen intensive erste vier Monate am Bodensee hinter ihm. Schnell sei die Zeit verflogen, verrät er. Neu war für ihn vor allem die hohe Intensität im Training im Vergleich zu seinem Heimatland. Baricelli: „Ich habe viel über Coaching und die Erwartungen an einen Trainer gelernt.“ Immer ist er auf der Suche nach Verbesserungen und Optimierungen. Ab Sommer möchte der ehrgeizige junge Trainer „Jörg und das Team bestmöglich unterstützen und dabei helfen, dass wir unsere Ziele erreichen.“ Die individuelle Entwicklung seiner Schützlinge in der U23 spricht für sich. Zuletzt waren zahlreiche davon in der ersten Mannschaft gefordert und hinterließen einen positiven Eindruck. Jörg Lützelberger freut sich sehr auf die Zusammenarbeit. „Vitor ist ja jetzt schon gefühlt viel mehr als nur Athletiktrainer. Es ist quasi eine fließende Übergabe“, erklärt der HSG-Trainer. „Es ist Wahnsinn, wie schnell er lernt, die Unterschiede in der Kultur verinnerlicht. Wir profitieren extrem von seinen Ideen, seiner Erfahrung. Vitor ist unglaublich akribisch und fleißig und hat jetzt schon eine tolle Entwicklung bei der HSG hingelegt und wir das auch weiterhin machen. Davon werden ich als Head Coach und die Mannschaft extrem profitieren.“
Abschied nehmen heißt es nun hingegen endgültig von Fabian Schlaich. Vor rund einem Jahr hatte der seine Karriere als Spieler bei der HSG Konstanz nach acht erfolgreichen Jahren beendet. Nach einem weiteren Jahr als Co-Trainer soll jetzt endgültig Schluss mit Handball sein. Dafür fehlt dem 30-Jährigen in ein paar Monaten schlicht die Zeit. Nach dem Ende seines Referendariats am Konstanzer Ellenrieder-Gymnasium möchte der angehende Sport- und Deutschlehrer mit einem vollen Deputat einsteigen und weiß zudem noch nicht, wo er eine Stelle zugewiesen bekommt. Trotz Berufseinstieg möchte Schlaich künftig etwas mehr Zeit mit seiner Freundin verbringen. „Den Aufwand als Co-Trainer unterschätzt man“, erzählt der Ex-Torjäger mit seinem für ihn typischen spitzbübischen Grinsen im Gesicht. Ehrgeiziger Vollblut-Handballer der er ist, war es oftmals so, dass „wenn man unter der Woche im Training dabei ist, man am Wochenende auch das Ergebnis dieser Arbeit miterleben will.“ Mit dem Kürzertreten hat es so bislang noch nicht recht geklappt. Nun schwingt zwar etwas Wehmut mit, doch noch einmal möchte sich der ehemalige Linksaußen mit einem Aufstieg in die 2. Bundesliga verabschieden. Es wäre sein Dritter mit der HSG. „Ich habe viele gute und schöne Erinnerungen, die bleiben werden“, sagt er. „Wir hatten viele Höhen und einige Tiefen. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen und die Chance und dass das Team mich so gut akzeptiert hat.“
Das letzte Dreivierteljahr in neuer Funktion an der Seite von Jörg Lützelberger hat Schlaich nochmals besonders geprägt und ihn als Persönlichkeit reifen lassen. „Als Co-Trainer eines im positivsten Sinne Handball-Verrückten mit ganz viel Sachverstand konnte ich viel mitnehmen. Das hat mir noch einmal einen anderen Blick auf die Taktik und das Coaching gegeben. Zuvor hatte ich die Ehre, lange Jahre von Daniel Eblen viel Wissen mitnehmen zu dürfen.“ Den Rücktritt als Spieler habe er nicht bereut, deshalb ist sich der gebürtige Balinger sicher, auch den zweiten Schritt ganz weg vom Handball gut wegzustecken. Überzeugt sei er davon, dass jetzt dafür der richtige Zeitpunkt gekommen sei, bekräftigt der Schwabe mit Blick auf die lockende freie Zeit. Zunächst lodert aber nach wie vor ganz viel Ehrgeiz für die letzte Mission und das perfekte Happy End einer großen Erfolgsgeschichte in ihm. „Ich werde der HSG immer verbunden bleiben und sicher hin und wieder als Zuschauer in der Halle sein.“ Melchert fügt an: „Dass Fabian aufhört, ist wirklich schade. Er hat gute Arbeit geleistet.“ Zuletzt auch in der alleinigen Verantwortung beim 35:31-Sieg ohne neun Spieler gegen Fürstenfeldbruck. „Er war lange Jahre ein Gesicht der HSG, allerdings sind seine Gründe und der Berufseinstieg absolut verständlich. Wir wünschen ihm dafür schon jetzt alles Gute.“ Sein Trainerkollege Jörg Lützelberger genießt die Zusammenarbeit mit Fabian Schlaich „extrem. Er verfügt über unglaubliche emotionale Intelligenz und kennt die HSG, die Mannschaft und alle agierenden Personen, wie man sich das von einem Co-Trainer nur wünschen kann. Er unterstützt mich sehr, sehr gut und loyal. Ich habe mir vorgenommen, die letzten Wochen mit ihm zu genießen, gemeinsam Spaß zu haben und Gas zu geben.“ Noch ist die Arbeit als Co-Trainer also nicht getan. Die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga soll noch ein letztes gemeinsames Highlight werden.
Quelle: PM HSG Konstanz
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