Torsten Jansen: "Wollen mit Positiv-Erlebnis in die Saison starten"
06.08.2015 8:48
Im Sommer wechselte Torsten Jansen vom HSV Handball zum THW Kiel und wird beim Rekordmeister den verletzten Dominik Klein ersetzen. Im Interview spricht er über den Auftaktkracher gegen den VfL Gummersbach in der Dortmunder Westfalenhalle und seine Ziele für die kommende Saison.
Sie lesen viel. Was für ein Buch haben Sie gerade in der Sporttasche?
Torsten Jansen: Im Moment eins über Spielzüge. Nach so langer Zeit in Hamburg kannte ich dort alles in- und auswendig. Aber jetzt kommt etwas Neues – und damit muss ich mich intensiv beschäftigen. Denn ich werde in einem anderen Trikot spielen. Das ist ungewohnt.
Was sprach für den THW Kiel?
Torsten Jansen: Wenn man im Winter seiner Karriere noch einmal die Möglichkeit hat, bei so einem Verein zu spielen, muss man nicht lange überlegen. Für mich war klar: Wenn ich noch einmal für einen Verein spiele, dann nur für Kiel.
Sie haben Kiel 2011 den Titel mit dem HSV Hamburg weggeschnappt – hätten Sie sich damals vorstellen können, eines Tages selbst für Kiel zu spielen?
Torsten Jansen: Nein, natürlich nicht, aber das wird noch einmal ein sehr interessantes Jahr. Für mich ist es eine Herausforderung und ein Erlebnis. Ich werde unheimlich viele Eindrücke mitnehmen, habe viele Leute bereits kennengelernt und kriege eine Erfahrung geschenkt. Ich werde alles geben, was ich machen kann. Wenn wir gut spielen, werden wir gewinnen. Und wenn man gewinnt, steht man am Ende gut da.
Warum hat Kiel Sie geholt und nicht beispielsweise Raul Santos (253 Saisontore im Vorjahr) vom Auftaktgegner Gummersbach?
Torsten Jansen: Der THW holt nicht irgendeinen Spieler, nur weil der gerade keinen neuen Vertrag bekommt. Der Verein hat sich schon was dabei gedacht. Der THW hat mit Dominik Klein einen Langzeitverletzten und mit Rune Dahmke einen jungen, sehr guten Spieler auf der Position. Wir haben etwa 35 Partien bis Ende Dezember mit Bundesliga, Pokal und Champions League vor der Brust. Bei den Ansprüchen des THW Kiel wäre es in dieser Situation fahrlässig, „Das kriegt einer schon alleine hin“ zu sagen.
Hat es Sie enttäuscht, dass der HSV Hamburg ihnen kein neues Angebot als Spieler gemacht hat?
Torsten Jansen: Ich habe mit einigen Leuten gesprochen, und das ist geklärt.
In Hamburg haben Sie ein Angebot als Jugendtrainer abgelehnt. Wie ist ihre Karriereplanung?
Torsten Jansen: Es ist noch zu früh, um zu sagen, dass ich aufhöre. Aber ich gehe mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon aus. Ob ich dann in einen Trainerjob wechsle, steht noch nicht fest. Ich bin in viele Richtungen unterwegs.
Gummersbachs Manager Frank Flatten hat den THW Kiel als stärkste Mannschaft der Welt bezeichnet. Stimmen Sie ihm zu?
Torsten Jansen: Das muss man jedes Jahr aufs Neue beweisen. Es ist eine Kunst, unter Druck zu stehen und jedes Jahr wieder oben anzugreifen. Das macht Kiel seit vielen Jahren gut, was aber nicht heißt, dass es einen Automatismus gibt.
Was verbinden Sie mit der Westfalenhalle?
Torsten Jansen: Vor solch einer Kulisse zu spielen, ist zum Auftakt schon toll. Wir haben in der Westfalenhalle große Siege mit der Nationalmannschaft gefeiert: Bei der WM in Deutschland haben wir fast die komplette Hauptrunde dort gespielt und Frankreich dort geschlagen. Das war schon grandios. Die Westfalenhalle ist ein altehrwürdiger Tempel.
Kiel ist im Vorjahr in Lemgo zum Auftakt gescheitert (21:27) – wie groß ist die Gefahr, dass diesmal Gummersbach zum ersten Stolperstein wird?
Torsten Jansen: Jeder Gegner ist gegen Kiel topmotiviert. Wir sind darauf vorbereitet, und wir wollen mit einem Positiv-Erlebnis in die Saison starten.
Sie sind kein Nationalspieler mehr. Wie sehen Sie die Zukunft der Nationalmannschaft?
Torsten Jansen: Man sieht, dass die Weltspitze näher zusammenrückt und der Aufwand enorm ist, sich für Großereignisse zu qualifizieren. Und dort gut abzuschneiden, ist auch noch einmal schwieriger geworden. Eine Prognose will ich nicht abgeben, aber die Mannschaft hat für die Zukunft gute Aussichten.
Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/de/n/news/dkb-hbl/2015/thw-kiel/150805-interview-jansen/