Unvergessliche Momente

24.09.2018 17:43
Quelle: Stadionwelt
Im Sommer 2017 hat Lars Kaufmann seine aktive Karriere am Zenit beendet. Als Handballer hat er fast alles gewonnen, doch die Goldmedaille von der WM 2007 glänzt bis heute am hellsten in seiner Titelsammlung. HANDBALL inside sprach in der aktuellen Ausgabe mit Lars Kaufmann.

Nach 17 Jahren Profikarriere haben Sie 2017 Ihre Handballschuhe an den berühmten Nagel gehängt. Was machen Sie heute?

Lars Kaufmann: Ich bin in den letzten Zügen meines BWL-Studiums und bereite mich aktuell auf meine zweite Karriere nach dem Handball vor.

Sie spielten in Delitzsch, in Wetzlar, in Lemgo, in Flensburg und in Göppingen, wo Sie auch Ihre Karriere beendeten. Wieso sind Sie nach Flensburg zurückgekehrt?

Kaufmann: Als ich 2015 in Göppingen unterschrieb, stand für meine Frau und mich fest, dass wir nach meiner aktiven Karriere in den Norden zurückkommen. Bereits damals haben wir in Glücksburg ein Grundstück gekauft, wo derzeit unser Haus entsteht. Wir haben uns in der Region immer heimisch gefühlt, was sicherlich auch an der Nähe zum Wasser liegt.

Angeln Sie immer noch so gerne?

Kaufmann: Klar (lacht).

Schauen Sie sich noch Handballspiele an?

Kaufmann: Ja, schon ab und zu. Beim letzten Spiel, als sich meine ehemaligen Teams gegenüberstanden, war ich live dabei. Da ging es für die SG um die Deutsche Meisterschaft.

Kribbelt es noch, wenn Sie ein Spiel sehen?

Kaufmann: Letztes Jahr hatte ich schon noch ab und zu das Gefühl, auf die Platte rennen zu wollen. Doch inzwischen wäre ich nicht mehr in der Lage, zu helfen. Da muss man auch ehrlich zu sich selbst sein.

Vom Spielfeld konnten Sie sich mit dem EHF-Pokal verabschieden. Im Finale waren Sie sogar der beste Schütze. Der perfekte Abschluss?

Kaufmann: Das Sprichwort „Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist“ trifft auf jeden Fall zu. Sich mit so einem Spiel beim Verein, vom Publikum und von der eigenen Karriere zu verabschieden: Ich denke, das kann man so stehen lassen.

EHF-Cup, DHB-Pokal, Champions League-Sieg ... Die Liste Ihrer Trophäen ist lang. Welche ist Ihre liebste Medaille?

Kaufmann: Das Größte für mich war der Sieg der Weltmeisterschaft 2007. An diese Zeit denke ich bis heute sehr gerne zurück und das ist für mich auch der wichtigste Titel meiner Karriere.

Haben Sie etwas aus der Zeit aufgehoben?

Kaufmann: Mein ganzes Final-Outfit, vom Trikot bis zu den Schuhen, habe ich behalten. Nach der WM habe ich das komplette Paket, zusammen mit der Medaille, meinen Eltern u¨bergeben. Sie bewahren diese Erinnerungsstu¨cke immer noch fu¨r mich auf.

Wollten Sie es nicht bei sich haben?

Kaufmann: Bei mir stand damals der große Umzug von Wetzlar nach Lemgo an. Und ich wollte nicht, dass dabei vielleicht diese Schätze verloren gehen. Allerdings habe ich die Sachen bis heute noch nicht in Görlitz abgeholt (lacht).

Was ist Ihre erste Assoziation, wenn Sie an die Weltmeisterschaft denken?

Kaufmann: Das sind weniger die Dinge wie das Trikot oder die Medaille. Diese Euphorie war der Wahnsinn. Das ganze Drumherum, die Begeisterung und das enorme Interesse im ganzen Land. Ich habe so etwas weder vorher noch danach wieder so erlebt. Die Intensität hatte für uns alle eine neue, unbekannte Dimension. Vor allem die entscheidenden Spiele in der Kölnarena waren so intensiv. Es waren bestimmt einige Franzosen und Polen unter den Zuschauern, doch die haben wir weder gesehen, noch gehört. Wir hatten das Gefühl, dass die komplette Halle hinter uns steht und unser Team zum Erfolg trägt.

Es war noch nicht die Ära von Facebook und Instagram. Woran haben Sie außerhalb der Halle gemerkt, dass der Handball-Hype in Deutschland immer größerund größer wurde?

Kaufmann: Naja, es war schon die Zeit von studiVZ. Nach jedem Spiel hatten wir unzählige Freundschaftsanfragen und hunderte von Glückwünschen. Doch das war nicht das Verrückteste.

Wir wohnten vor den finalen Spielen komplett abgelegen in einem Hotel außerhalb von Köln. Das hat die Fans allerdings nicht davon abhalten, scharenweise zu unserem Hotel zu pilgern und uns anzufeuern. Zur letzten Trainingseinheit und auch zum Finalspiel fuhr unser Bus durch ein schwarz-rotgoldenes Spalier von Fans.

Wie haben Sie den Abpfiff des Finalspiels erlebt?

Kaufmann: Es spielte gerade Pommes, ich stand also nicht auf der Platte. Wir haben alle schon am Spielfeldrand gefeiert, da bereits in der 60. Minute klar war, dass uns niemand mehr diesen Titel nehmen kann. Die Bilder nach dem Abpfiff werde ich nie vergessen. Die Zuschauer rasteten aus, unser Team rannte befreit und überglücklich auf dem Feld auf und ab. Später haben wir dann unsere Heiner Brand -Bärte angeklebt, wir hüpften und sangen auf dem Siegerpodest ... das waren einfach unvergessliche Augenblicke. Jeder aus unserem Team hat diese Momente für sich abgespeichert – für das ganze Leben.

Wie erlebten Sie die Zeit danach?

Kaufmann: Das große Medieninteresse und die Nachfrage hat uns alle sehr beeindruckt. Die Auftritte in den Sendungen haben viel Spaß gemacht, so positiv im Fokus zu stehen war die Bestätigung für unsere harte Arbeit. Als Profisportler hat man selten Zeit für Freunde und Familie, oft kämpfst du auch mit Verletzungen und Niederlagen, denn Erfolg bekommt man bekanntlich nicht geschenkt. Die Begeisterung und die Reaktionen auf unseren WM-Titel waren deshalb eine schöne Wertschätzung.

Haben Sie an diesen Titel schon im Vorfeld geglaubt?

Kaufmann: Wir sind nicht mit dem Ziel angetreten, Zweiter oder Dritter zu werden.

Stimmt es, dass das Team sich schon im Vorfeld auf diesen Erfolg einschwor und individuelle Glaubenssätze in die Trikots eingenäht wurden?

Kaufmann: Ja, das ist richtig. Wir wollten die Weltmeisterschaft unbedingt gewinnen und haben an uns geglaubt. Die Idee zu den Sprüchen hatte ein Sportpsychologe, der die Sätze mit unserem Team gemeinsam entwickelt hat. Diese Botschaften an uns selbst sollten unseren Willen stärken und uns stets an das große Ziel erinnern, gleichzeitig aber für andere unsichtbar sein.

Wie lautete der Satz in Ihrem Trikot?

Kaufmann: Daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Vielleicht sollte ich meine WM-Utensilien demnächst mal bei meinen Eltern abholen.

Zita Newerla/HANDBALL inside-Redaktion

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