Mit einer beeindrucken Choreografie der ganzen Haupttribüne in gelb und blau, über 1250 Zuschauern – bisheriger Saison-Rekordbesuch in der 3. Liga Süd –, Gänsehautatmosphäre im Hexenkessel Schänzlehölle und der prickelnden Ausgangsposition Zweiter gegen Dritter war der Rahmen für ein absolutes Spitzenspiel gerichtet. Was die HSG Konstanz und der TuS Kaiserslautern-Dansenberg dann auf dem Spielfeld ablieferten, stand dem in nichts nach. Es war hochklassig, es war hochemotional, hochspannend und irre abwechslungsreich, das Duell zweier echter Topteams. Mit einem 5:0-Lauf von 27:28 zu 32:28 in den letzten Minuten sicherte sich die HSG Konstanz den sechsten Sieg in Folge und hat weiter nur einen Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Heilbronn. Am Donnerstag, 17 Uhr, bietet sich Konstanz im nächsten Heimspiel nun mit einem weiteren Erfolg gegen Baden-Baden sogar die Chance, die Tabellenführung zu übernehmen.
Ein gelb-blaues Farbenmeer vor dem Spiel auf der Tribüne, eine gelb-blaue Sause nach dem Gipfeltreffen der 3. Liga Süd. Dazwischen: Alles, was der Handball bieten kann. Angefangen von rassigen Zweikämpfen am Kreis, bei denen sich die beiden Kraftpakte Fabian Wiederstein und Sebastian Bösing im Fernduell einen interessanten Vergleich lieferten. Tolle Tore, wie jene von Dansenberg bei angedrohtem Zeitspiel mit ansatzlosen Schlagwürfen oder dem feinen Dreher. Und großen Helden, die eine dramatische Schlussphase hervorbrachte.
Doch vor dem Finale Furioso stand ein intensiver Beginn. Schon bald war klar: Auch wenn die zweitbeste Abwehr der Liga auf die beste traf, von einer Abwehrschlacht war nichts zu sehen. Beide Teams wollten dem Bollwerk des Gegners im Positionsangriff tunlichst aus dem Weg gehen. So suchten Konstanz und Kaiserslautern ihr Heil stets in der schnellen Flucht nach vorne und gingen nach Möglichkeit in die schnelle Mitte sowie die erste und zweite Welle. Dabei blieb es gerade in der ersten Halbzeit nicht aus, dass gerade den Gastgebern im Höllentempo in der Vorwärtsbewegung so in den letzten Wochen nicht gesehene einfache technische Fehler unterliefen. Teils sogar schon an der Mittellinie.
Dennoch: „Es war ein richtig super Spiel“, meinte HSG-Cheftrainer Daniel Eblen. „Der Gegner hat uns alles abverlangt, jedes Tor musste sich hart erarbeitet werden. Deshalb haben die Fehlwürfe auch so wehgetan.“ Dass seine Mannschaft doch einige Chancen vor der Pause ausließ und sich vor allem gegen die bärenstarke Rückraumachse Laurenz-Claussen-Munzinger schwer tat, fiel dennoch nicht so groß in das Gewicht, weil Torwart Simon Tölke einige Male zur Stelle war. Auch das ein interessanter Vergleich zweier Top-Torhüter: Tölke gegen den bundesligaerfahrenen Kevin Klier. Einmal konnten sich die Hausherren auf zwei Tore absetzen (6:4), dann legten meist die Rheinland-Pfälzer vor, ehe Samuel Wendel und Fabian Wiederstein die knappe 14:13-Halbzeitführung sicherstellten.
Nun wurde es dramatisch. Paul Kaletsch tankte sich nach 50 Minuten im Eins-gegen-Eins durch, wurde von hinten gestoßen und sein Wurf wurde vom langen Bein Kevin Kliers abgewehrt. Der Unmut von Kaletsch über die Entscheidung, weiterlaufen zu lassen, führte zu einer Zeitstrafe. Der zweiten, nachdem schon Joschua Braun zuvor vom Feld geschickt wurde. Die doppelte Überzahl nutze Dansenberg zum Führungswechsel. Nach 55 Minuten nahm der Wahnsinn in der Schänzlehölle endgültig in einer Geschwindigkeit und Intensität Fahrt auf, die keinen mehr kalt ließen. Loic Laurent verwandelte per Siebenmeter zum 28:27 für die Gäste. Die Zeit für große Helden für große Spiele. Paul Kaletsch spielte Fabian Wiederstein frei, der tankte sich trotz Umklammerung durch – 28:28.
Ohrenbetäubender Lärm. Riesiger Jubel auf Konstanzer Seite. Dann zog Tom Wolf aus der zweiten Reihe ab, unhaltbar, trocken an Kevin Klier vorbei. Die Führung für Konstanz. Jetzt war alles am Anschlag. Die kochende Atmosphäre – und die Gäste, die nun „richtig Druck auf dem Kessel spürten“, so Kaletsch. Eben noch Torschütze, dann hinten mit dem Block: Auch Tom Wolf wurde nun zur entscheidenden Figur gegen Gäste, die dem intensiven Schlagabtausch nun etwas Tribut zollen mussten.
Wie dann jedoch wieder Kaletsch mit zwei Treffern, unterbrochen durch eine ganz wichtige Parade von Maximilian Wolf gegen Sebastian Bösing, die Entscheidung herbeiführte, war von der Marke Extraklasse. Zweimal der unwiderstehliche Antritt mit seiner ganzen Dynamik, zweimal der platzierte Wurf mit voller Wucht in das Toreck. Der Jubel mit den Fans, die es schon minutenlang vor dem Abpfiff nicht mehr auf den Sitzen hielt folgte, dann rollte Tom Wolf noch einmal zum 32:28 an und die Emotionen der Hausherren entluden sich in einer großen Party. Dass die Partie noch gar nicht vorbei war: Kaletsch, Wolf, Wiederstein und Co. zu diesem Zeitpunkt völlig egal. Sie feierten im Tollhaus Schänzlehölle wie außer Rand und Band zwei Big Points gegen ganz starke Gäste, die die Feierlichkeiten noch zum unbedrängten letzten Treffer zum 32:29-Endstand nutzten.
„Wir haben uns nach der Umstellung in der Abwehr gefangen“, meinte Eblen zum Schachzug, Tim Jud in Richtung Loic Laurent zu beordern und lobte: „Paul hatte am Ende natürlich ganz wichtige Szenen, aber auch Tom und das Kollektiv in der Abwehr.“ Nach der Geburt seines dritten Kindes gab es so noch einen weiteren emotionalen Höhepunkt in dieser Wiche für den 44-Jährigen. Eblen war beeindruckt: „Eine tolle Atmosphäre heute.“ Viel Zeit zum Genießen bleibt dem Tabellenzweiten allerdings nicht. Bereits am Donnerstag, 17 Uhr, winkt im nächsten Heimspiel gegen Baden-Baden bei einem Sieg die Tabellenführung.
HSG Konstanz: Maximilian Wolf, Simon Tölke (Tor); Michel Stotz, Fabian Schlaich (2), Jerome Portmann, Tom Wolf (4), Fabian Wiederstein (5), Paul Kaletsch (10/4), Felix Krüger (4), Fabian Maier-Hasselmann, Joschua Braun (1), Tim Jud (2), Tim Keupp, Samuel Wendel (4), Samuel Löffler.
Zuschauer: 1250 in der Schänzle-Sporthalle Konstanz.
Schiedsrichter: Jonathan Winter und Maximilian Winter.
Weitere Informationen unter: www.hsgkonstanz.de
Quelle: PM HSG Konstanz
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