Natürlich wollten die Handballer des SC DHfK Leipzig im vorletzten Saisonspiel punkten. Sie hatten nicht nur das Hinspiel, sondern auch die bisherigen zwei Bundesligaspiele in Hannover mit 31:25 beziehungsweise 25:24 gewonnen. Doch dieses Mal waren die Recken einen Tick stärker. Der aktuelle Sechste konnte den Tabellenachten aus Sachsen mit 30:26 (20:12) Toren bezwingen. Dank Casper Mortensen. Der dänische Nationalspieler und Olympiasieger erzielte zwölf Treffer und ist momentan der beste Torschütze der gesamten Bundesliga.
Allerdings kamen die Sachsen den niedersächsischen Recken vor dem Seitenwechsel mit zahllosen so genannten kleinen Fehlern entgegen. Gleich am Anfang verstolperte Lukas Binder einen Konter. Nur wenige Augenblicke später ließen seine Mannschaftskameraden mehrere Chancen und Yves Kunkel einen Siebenmeter aus. Dann klappte das eine oder andere Zuspiel nicht, was speziell dem schnellen Casper Mortensen entgegenkam, der unter anderem das 2:1, 4:2, 7:4, 12:7 oder 17:8 markierte. Aber auch Fabian Böhm, Kai Häfner und Mait Patrail trafen regelmäßig aus dem Rückraum ins sächsische Tor. Milos Putera und Jens Vortmann standen lange auf verlorenem Posten. Coach Michael Biegler hatte seine beiden möglichen Auszeiten (in der ersten Halbzeit) beizeiten genommen. Aber auch dieses taktische Mittel verpuffte. Der offizielle Halbzeitstand lautete 20:12. Der letzte Treffer der Recken war Sekunden nach der regulären Spielzeit, doch vor der verspäteten Halbzeitsirene gefallen.
Der Treffer sorgte für Diskussionen unter den vielen sächsischen Fans, die die körperkulturelle Mannschaft wieder lautstark supporteten. Immerhin hatten die Sachsen in der vergangenen Saison in der niedersächsischen Landeshauptstadt einen Acht-Tore-Rückstand aufgeholt und schließlich knapp gewonnen. Die Anhänger hofften auf einen ähnlichen Husarenritt.
Tatsächlich konnten sich insbesondere Niclas Pieczkowski und Franz Semper nach der Pause im Rückraum steigern. Sie brachten die Grün-Weißen mit ihren Treffern zum 21:14, 23:17 oder 25:19 näher heran. Als Lukas Binder gegen die mindestens einen Gang zurückschaltenden Recken das 28:23 markierte, schimmerte wirklich ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont. Es waren noch zirka zehn Minuten zu absolvieren. Doch da hätten die grün-weißen Aktionen in der Folge fast fehlerfrei sein müssen, hätte Peter Strosack seinen zweiten Siebenmeter verwandeln, hätten zwei, drei riskante Zuspiele in den eigenen Reihen bleiben müssen. „Wir haben jetzt einiges besser gelöst, doch waren in unserem Handeln nicht konsequent genug“, fasste Michael Biegler das Geschehen in der zweiten Halbzeit zusammen, „und deswegen weit weg, das Ganze zu kippen.“
Der TSV Hannover-Burgdorf gewann das Bundesligaspiel – laut übereinstimmender Meinung der Anhänger und Experten in der riesengroßen Arena – völlig verdient. Das Endergebnis lautete 30:26. Durch diesen Heimsieg können die Niedersachsen mit ihrem spanischen Trainer Antonio Carlos Ortega weiterhin auf einen vereinsinternen Punkterekord in der Bundesliga hoffen.
Michael Biegler (Trainer SC DHfK Leipzig):
„Der Sieg für Hannover ist absolut gerechtfertigt. Unsere Performance war in der ersten Halbzeit definitiv zu wenig, um hier bestehen zu können. Wir haben Hannover die Tore auf dem Silbertablett serviert. Darum habe ich in der Pause sehr deutliche Worte finden müssen. In der zweiten Halbzeit hat Hannover, der hohen Führung geschuldet, etwas nachgelassen. Das konnten wir ausnutzen und näher herankommen. Wir haben dann einiges besser gelöst, doch waren in unserem Handeln nicht konsequent genug und deswegen weit weg, das Ganze zu kippen. Ich bin darüber zufrieden, dass wir nochmal die Kurve gekriegt haben, damit wir uns vor dem letzten Saisonspiel keine neuen Baustellen aufmachen.“
Carlos Ortega (Trainer TSV Hannover-Burgdorf):
„Ich bin sehr glücklich, dass wir in der gesamten Saison zu Hause durch eine rekordverdächtige Heimbilanz nur drei Punkte abgegeben haben. Wir hatten großen Respekt vor Leipzig, denn die Defensive des SC DHfK gehört zu den besten in der Liga. Ich denke es war auch der Schlüssel zum Sieg, dass wir ihre Abwehr in der ersten Halbzeit knacken und 20 Tore erzielen konnten. Es war auch schön, dass wir bei der Verabschiedung von vielen wichtigen Spielern nochmal eine solche Performance zeigen konnten. Jetzt freuen wir uns auf das letzte Spiel, wo wir die Chance haben, einen neuen Punkterekord aufzustellen.“
Statistik:
TSV Hannover-Burgdorf gegen SC DHfK Leipzig 30:26 (20:12)
Hannover-Burgdorf: Ziemer, Semisch – Mortensen 12/4, Patrail 3, Thiele, Lehnhoff, Häfner 6, Böhm 3, Krone, Karason, Olsen 2, Brozovic 1, Kalafut, Feise, Christophersen, Kastening 3
SC DHfK: Putera, Vortmann – Semper 4, Jurdzs 1, Krzikalla, Binder 2, Pieczkowski 8, Kunkel 2, Roscheck, Weber, Rivesjö 4/1, Strosack 3/1, Remke 1, Meschke, Milosevic 1
Siebenmeter: Hannover 4/4, Leipzig 2/4
Zeitstrafen: Hannover 4 Min, Leipzig 4 Min
Zuschauer: 6505 Handballfans in der TUI Arena
Quelle: PM SC DHfK Leipzig